Zum zweiten Mal wurde nun im Rahmen einer Plattformtagung die Reform des AdA-Baukastensystems thematisiert. Wie würden Sie die Rolle der Plattformtagung umschreiben?
Die Plattformtagung bietet die einmalige Gelegenheit, möglichst alle Anbieter vor Ort zu versammeln, sie über den Prozess und den Stand der Dinge zu informieren und ins Boot zu holen. In der Phase, in der wir uns jetzt befinden, war es besonders wichtig, noch einmal die Stimmen der Anbieter zu hören. Wir müssen nicht zuletzt gegenüber dem SBFI belegen, dass wir eben solche Vernehmlassungen durchführen. Und wir werden das Instrument der Plattformtagung auch später nutzen, wenn es um die Implementation der Revision geht.
Rund 80 Personen haben dieses Mal in Bern teilgenommen, an Round-Tables sehr angeregt gearbeitet und engagiert diskutiert. Wie erklären Sie sich diese Beteiligung?
Wir hatten erfreulicherweise immer schon eine rege Beteiligung an den Plattformtagungen. Das grosse Engagement der Teilnehmenden an dieser letzten Tagung ist eindeutig damit zu erklären, dass es um ihr Produkt geht, das sie mit viel Herzblut vertreten. Es besteht mit anderen Worten ein hohes Eigeninteresse.
Die Teilnehmenden waren aufgefordert, die bisherigen Ergebnisse der Reform kritisch zu beurteilen. Taten sie das?
Eindeutig, wobei es Unterschiede gab. Die Berufsprofile sind ja inzwischen bereits weit ausgereift. Hier war man bereit, sogar ins Detail zu gehen. Es wurden auch kritische Fragen gestellt, die auf mögliche Unstimmigkeiten hinweisen. Natürlich habe ich noch nicht alles ausgewertet. Aber ich bin überzeugt, mit diesen Feedbacks die Kompetenzprofile auf einen nächsten Reifegrad bringen zu können. Beim zweiten Teil, beim Qualifikationsverfahren, zeichnet sich jetzt ab, dass wir wohl einen Spagat machen müssen zwischen Wünschbarem und Umsetzbarem. Bei diesem Thema hat sich mir auch wiederum klar gezeigt, dass wir es an der Tagung mit Expertinnen und Experten zu tun haben; mit ihrer Expertise haben sie die Möglichkeiten ausgeschöpft und ergänzt. Die kritischste Phase war die dritte, bei der es um den Baukasten an sich ging. Das haben wir aber auch erwartet, denn die von uns präsentierte Version ist noch bewusst unvollständig formuliert. Diese Version ist grundsätzlich auf der Basis der Anbieterumfrage des letzten Jahres und deren Auswertungen entstanden. Wir erhielten in dieser Umfrage klare Hinweise, wie sich der Modulbaukasten verändern sollte. Verminderung von Passerellen, höhere Flexibilität des Modulbaukastens, aber auch inhaltliche wie methodische Veränderungsvorschläge wurden in diesem Entwurf aufgenommen. Diese geforderten Veränderungen wurden insbesondere im ersten Workshop dieses Jahres mit einer breit abgestützten Vertretung von Arbeitgebern zusätzlich validiert.
Wie fliessen die Rückmeldungen in die Reform ein?
Wir werden alle Rückmeldungen aufnehmen, prüfen und wo sinnvoll und möglich miteinbeziehen. Aber nun konkret zu den Rückmeldungen: In einem ersten Schritt werde ich sie transkribieren und zusammenfassen, in einem nächsten folgt die Bewertung und in einem dritten Schritt werde ich versuchen, die Bewertungseinschätzung einfliessen zu lassen. Es wird auch konkrete Veränderungsvorschläge und, da die Rückmeldungen der verschiedenen Teilnehmenden sich zum Teil auch widersprechen, Varianten geben, die dann der Trägerschaft, also der SK AdA, präsentiert werden.
In einer Mentimeter-Umfrage haben Sie die Zustimmung bzw. Ablehnung zu den neuen Berufsprofilen erhoben. Dabei haben die Romands sich deutlich kritischer als die Deutschschweizer geäussert. Wie ist das zu erklären?
Grundsätzlich dürfen wir solche Einschätzungsbarometer nicht überschätzen. Die Fragestellungen waren eher pauschal gestellt und liessen in der individuellen Interpretation viel Spielraum offen. Ich stelle persönlich fest, dass für die Romands eine Verschiebung der Berufsprofile eine gewichtigere Bedeutung hat als für die deutsche Schweiz. Beim Fachausweis stehen wir in der deutschen Schweiz weniger unter Druck durch andere Systeme als in der Romandie. Dort steht man noch stärker in Konkurrenz mit Abschlüssen der Berufsbildungsverantwortlichen und den Hochschulen.
