2017 hat die Stadt Zürich einen neuen Kurs in der Sozialhilfe eingeschlagen. Wer nicht arbeitsmarktfähig ist, muss keine Beschäftigungsprogramme absolvieren. Die Angst, dass damit Sozialhilfebeziehende keinerlei Anstrengungen mehr unternehmen, wieder in den Arbeitsmarkt zu finden, ist laut dem zuständigen Zürcher Stadtrat Raphael Golta unbegründet. Gegenüber dem Tagesanzeiger sagt er: «Die Menschen wollen arbeiten und ihre Chance packen, die Motivation ist da.» Dies gehe aus einer ersten Evaluation hervor.
Weniger Jobs für Unqualifizierte
Golta weist aber darauf hin, dass es vor allem schlecht ausgebildeten und gesundheitlich angeschlagenen Personen schwerfällt, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzufinden. Grund dafür sei, dass es in der Schweiz immer weniger Stellen für wenig oder unqualifizierte Arbeitskräfte gebe. Einen Ausweg aus Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe bieten konsequenterweise nur gezielte Weiterbildungen.
Mit einer auf Freiwilligkeit beruhenden Förderung hat die Stadt Zürich eine Vorreiterrolle eingenommen. Das Prinzip liegt auch der Weiterbildungsoffensive zugrunde, welche die SKOS und der SVEB im vergangenen Jahr angestossen haben. Sie sieht vor, dass Sozialhilfebeziehende, die in der Lage und auch willens sind, durch Weiterbildungsmassnahmen unterstützt werden, die auf ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das Projekt wird Anfang dieses Jahres in die Pilotphase gehen.
Wie Raphael Golta sagt, gehe es nicht um eine möglichst schnelle, sondern um einen möglichst nachhaltige Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Dieses Ziel verfolgt auch die Weiterbildungsoffensive von SKOS und SVEB.
Studie zum Grundbedarf
Die zurzeit heftig geführte Diskussion in verschiedenen Kantonen über eine Kürzung des Grundbedarfs könnte dieses Ziel jedoch noch schwerer erreichbar machen. Wie aus einer aktuellen wissenschaftlichen Analyse der SKOS hervorgeht, reiche der Grundbedarf heute bereits kaum zur Existenzsicherung. Die Studie wurde ebenfalls am Dienstag präsentiert.
Eine weitere Kürzung würde die gesellschaftliche Ausgrenzung von Sozialhilfebeziehenden weiter vorantreiben, so die SKOS. Sie hätte Auswirkungen auf die Gesundheit, die Mobilität und die Möglichkeiten des Internetzugangs von Betroffenen. Dies schränkt auch die Möglichkeiten ein, sich weiterzubilden und vermindert insgesamt die Chancen, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzukehren.
