In einer neuen Publikation gibt die OECD Einblick in die Qualitätsentwicklung und -sicherung in ausgewählten europäischen Ländern, darunter die Schweiz. Die Publikation zeigt Best-Practice-Beispiele und analysiert die Erfolgsfaktoren unterschiedlicher Ansätze der Qualitätssicherung. Darin aufgenommen wurde auch das eduQua-Label.
Mit dieser Publikation möchte die OECD einen Beitrag leisten zur Verbesserung der Qualität in der Weiterbildung. Dies sei, so die OECD, umso wichtiger, als die Corona-Krise den Weiterbildungsbedarf erhöhe und die Weiterbildung ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise nur leisten könne, wenn sie von hoher Qualität sei.
Die OECD hat ein breites Spektrum an Ansätzen zur Qualitätssicherungsentwicklung in Europa unter die Lupe genommen. Berücksichtigt werden sowohl Normen und Labels als auch weniger stark regulierende, eher auf Beratung und Selbstevaluation setzende Formen, aber auch «organische», aus der Praxis heraus entstandene Formen der Qualitätssicherung. Mit dieser Vielfalt der Ansätze und dem Fokus auf Erfolgsfaktoren zeigt die Publikation, dass Qualität auf sehr unterschiedlichen Wegen erfolgreich entwickelt und gesichert werden kann.
Im Kapitel über Labels und Normen stellen die OECD-Experten Ansätze aus fünf Ländern vor: Schweiz, Frankreich, Deutschland, Österreich, Niederlande und Belgien. Die Darstellung der einzelnen Systeme und ihre vergleichende Analyse zeigt, wo die Stärken der unterschiedlichen Systeme liegen und wo die Systeme voneinander lernen könnten.
Das Label eduQua präsentieren die OECD-Experten als sehr erfolgreichen Ansatz und als “one of the best-known and long-standing certification frameworks in Europe” (vgl. Kap. 2). In ihrer Analyse stellen sie drei Stärken oder Erfolgsfaktoren fest: die klare Zielsetzung, die Fokussierung auf Weiterbildungsanbieter (statt auf den ganzen Bildungsbereich) und die Trägerschaft durch den SVEB als nationale, alle Akteure vertretende Organisation. Die regelmässige Evaluation und Weiterentwicklung von eduQua schliesslich werten die Experten als wichtigen Grund für die breite Akzeptanz des Labels sowohl bei den Anbietern als auch bei den bildungspolitischen Akteuren.
Die vergleichende Analyse der OECD zeigt, dass die Zertifizierungsprozesse bei den Labels meist ähnlich aussehen, bei den Qualitätskriterien und Standards aber sehr grosse Unterschiede bestehen. Während manche Systeme auf die Effizienz der Mittelverwendung fokussieren, steht bei anderen die methodisch-didaktische Qualität und wieder bei anderen die Qualität der Lernergebnisse im Vordergrund.
Aufschlussreich ist auch das Kapitel über Evaluationen als Methode der Qualitätsentwicklung. Vorgestellt werden Ansätze aus zahlreichen Ländern in Nord- und Osteuropa sowie im angelsächsischen Raum. Dazu gehören sowohl Selbstevaluationen als Element der Qualitätskultur – zum Beispiel in Slowenien – als auch externe Evaluationen, die – wie in Norwegen – obligatorisch sind für Anbieter, die öffentliche Gelder beziehen.
Im Dezember 2020 war der SVEB zudem von der OECD eingeladen worden, eduQua im Rahmen eines internationalen Austauschtreffens vorzustellen. Auch an jenem Treffen bot der Vergleich unterschiedlicher Systeme Gelegenheit, aus den Erfahrungen verschiedener Länder zu lernen.
Die Publikation ist in der OECD Library (nach Registrierung) kostenlos zugänglich.
OECD (2021): Improving the Quality of Non-Formal Adult Learning: Learning from European Best Practices on Quality Assurance.