Mit 3 Prototypen zu mehr Klarheit punkto Weiterbildung


Was hält KMU davon ab, Weiterbildungen anzubieten oder zu nutzen? Ein Projekt hat sich dieser Frage angenommen und als Lösung drei Prototypen vorgeschlagen, die Unternehmen helfen könnten.

Das SBFI unterstützt KMU, den eigenen Weiterbildungsbedarf zu analysieren und bedarfsgerechte Angebote der Weiterbildung vorzuschlagen. Im Rahmen dieser Initiative führten die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und emplution das vom SBFI finanzierte Pilotprojekt «Bedarfsanalyse und Prototyping von branchenspezifischen Personalentwicklungsinstrumenten» durch. Das Projekt wurde gemeinsam mit den Branchenverbänden JardinSuisse und TREUHAND|SUISSE sowie weiteren Verbundpartnern umgesetzt.

Fachkräftemangel, Weiterbildungsdschungel…

In einem ersten Schritt wurden die aktuellen Herausforderungen im Bereich der Weiterbildung identifiziert. Zentral sind dabei die Auswirkungen des Fachkräftemangels sowie die wahrgenommene sinkende Attraktivität der Berufe in beiden Branchen. Auch die vielfältige und grosse Weiterbildungspalette, die es erschwert, das passende Angebot auszuwählen, ist für die Verantwortlichen der KMU relevant.

Eine Mehrheit der KMU-Verantwortlichen empfindet zudem die Weiterbildung als Belastung für den Betrieb. Neben den Kosten für die Weiterbildung fehle die betreffende Arbeitskraft im Tagesgeschäft.

Auf diesen Ergebnissen aufbauend wurden in einem zweiten Schritt in Abstimmung mit den KMU-Verantwortlichen Prototypen zur Entschärfung dieser Herausforderungen im Bereich der Weiterbildung entwickelt. Alle drei entwickelten Prototypen unterstützen grundsätzlich auch eine Lernkultur am Arbeitsplatz und verstehen Weiterbildung als ein wichtiges Element der Mitarbeiterbindung und Massnahme zur Arbeitgeberattraktivität.

Vom Branchenzertifikat bis zum digitalen Kompetenzportfolio

Prototyp 1, ein Branchenzertifikat Weiterbildungsmanagement für KMU, fördert die Kompetenz in KMU zur Weiterbildungsberatung. In einer mehrtägigen Weiterbildung, so die Idee, erwerben und vertiefen die Teilnehmenden ihre Kompetenz, den Weiterbildungsbedarf in ihrem KMU zu erkennen und geeignete Angebote zu identifizieren. Sie fördern damit ein Weiterbildungsverständnis in den KMU, das über formale Kurse hinausgeht und Weiterbildung als Element der Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung sowie als Instrument gegen den Arbeitskräftemangel versteht.

Um sich im Weiterbildungsdschungel besser zurechtzufinden, unterstützt Prototyp 2, ein Co-Pilot zur beruflichen Entwicklung, Weiterbildungsinteressierte durch KI-gestützte und menschliche Beratung. Einfache Anfragen könnte ein Chatbot beantworten, komplexere Anfragen erfordern professionelle menschliche Beratung. Eine systematische Abfrage der Voraussetzungen der Weiterbildungsinteressierten sei sinnvoll, so das Projekt-Team, um eine bessere Passung von Weiterbildung und Bedarf zu erreichen und die Investition in Weiterbildung auch für die Unternehmen rentabel zu machen

Prototyp 3, ein digitales Kompetenzportfolio, unterstützt die KMU-Leitenden, bedarfsorientiert Weiterbildungs- und Entwicklungsmassnahmen zu definieren. Die Idee dahinter: Im Portfolio werden nicht nur Zertifikate und Kompetenzen aus der formalen Aus- und Weiterbildung abgebildet, sondern auch Kompetenzen, die z.B. im Rahmen von Vereinstätigkeiten oder informeller Weiterbildung erworben wurden. Das individuelle Kompetenzportfolio macht auf einen Blick sichtbar, was Mitarbeitende können, ermöglicht den Abgleich mit den Anforderungen bestimmter Rollen im Unternehmen und zeigt berufliche Entwicklungspfade auf.

Branchenübergreifend konkretisieren

Gemäss Projekt-Verantwortlichen sind die entwickelten Prototypen keineswegs auf die im Projekt untersuchte Treuhandbranche oder die Grüne Branche beschränkt. Sie empfehlen, die Vorschläge zur Entschärfung der KMU-Weiterbildungsherausforderungen in einem Folgeprojekt branchenübergreifend und branchenspezifisch weiter zu konkretisieren.

Ein ausführlicher Bericht über die Projektergebnisse ist in der Online-Fachzeitschrift Transfer erschienen. Auch der SVEB befasst sich seit Längerem mit dem Thema und hat dazu verschiedene Studien sowie eine eigene Website verfasst.

Weitere Informationen