GRETA und AdA – so funktionieren Kompetenzmodelle


Wie unterschiedlich sind Modelle, mit denen die Kompetenzen von Ausbildenden erfasst werden können? Ein Austausch zwischen der Schweiz und Deutschland brachte spannende Einsichten.

Text: Valentin Anderegg

Im September 2023 besuchte eine Delegation des SVEB das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung DIE in Bonn. Der Besuch hatte zum Ziel, das deutsche Kompetenzmodell GRETA kennenzulernen und dessen Verwendungsmöglichkeiten für die Validierung von Bildungsleistungen im Schweizer Kontext zu prüfen sowie umgekehrt die deutschen Kolleginnen über den revidierten AdA-Baukasten (Ausbildung der Ausbildenden) zu informieren und generell Kooperationsmöglichkeiten zwischen DIE und SVEB zu prüfen und anzubahnen.  

GRETA, ein Kompetenzdiagramm

Das DIE arbeitet mit dem ausgereiften und breit erprobten Kompetenzmodell (GRETA) zur Anerkennung der individuellen Kompetenzen von Ausbilderinnen und Ausbildern. Das GRETA-Kompetenzmodell ist als praktisches Instrument zur Analyse und Bilanzierung der Kompetenzen der Ausbildenden in unterschiedlichem Kontext ausgestaltet. Dabei wird der Schwerpunkt auf die Reflexion der eigenen Kompetenzen gelegt. Anschliessend wird dieser Prozess durch ein Gutachten eines Experten-Teams sowie – wenn gewünscht – durch ein persönliches Feedbackgespräch mit einer Fachperson komplettiert. Schliesslich liegt ein Kompetenzdiagramm mit Stärken und Schwächen des Nutzers vor, bezogen auf die Rolle als Ausbilderin/Ausbilder. Das Ganze wird ergänzt durch eine Auflistung von Möglichkeiten zur Aufarbeitung der eigenen Defizite (z.B. Weiterbildungskurse).  

GRETA stellt somit einen weiterbildungsübergreifenden Referenzrahmen dar und liefert Lehrenden eine Struktur zur Reflexion und Bilanzierung ihrer pädagogischen/andragogischen Kompetenzen. Zudem bietet es Anbietern Orientierung bei der Personalentwicklung und -auswahl. Teilweise wird das Kompetenzmodell auch als institutionelle Anerkennung im Sinne einer Zertifizierung genutzt.

Gemeinsamkeiten und Potenzial

Die definierten Kompetenzen des GRETA-Modells und das Qualifikationsprofil des FA-Ausbilders/Ausbilderin sind auf den ersten Blick sehr ähnlich. Die grafische Darstellung der Kompetenzen im GRETA-Modell ist sehr übersichtlich und eingängig. Diese Idee könnte zwecks besserer Übersicht für die Darstellung der Kompetenzen des AdA-Baukastens übernommen werden. Im Schweizer Kontext ist eine Verwendung des GRETA-Modells in mehreren Bereichen denkbar: Beispielsweise liesse sich die Kompetenzbilanz zur Definition von Weiterbildungsbedarf von Ausbilderinnen und Ausbildern verwenden, oder das Modell könnte als Grundlage für die Gleichwertigkeitsbeurteilung im AdA-Baukasten dienen. In jedem Fall ist jedoch eine umfassende Analyse notwendig. Eventuell könnte eine solche Analyse im Rahmen einer Masterarbeit erarbeitet werden. 

Wichtiger Praxisbezug

Im Austausch mit den deutschen Kolleginnen wurde deutlich, wie wichtig der bisherige Praxisbezug für den SVEB ist. Die zunehmende Fokussierung des DIE auf den Forschungsbereich wird auch von dessen Mitarbeitenden als Nachteil empfunden. Das SVEB-Modell mit der aktiven Steuerung von AdA-Bildungsprodukten ist ein grosses Plus für die laufende Entwicklung und Anpassung an die sich verändernde Realität im Weiterbildungsmarkt. Zudem wurde auch erörtert, dass bei der Entwicklung von Produkten genügend Ressourcen für deren Vermarktung und Implementierung vorzusehen sind (finanziell und personell), damit die Umsetzung von vollständig entwickelten Konzepten möglichst schnell und umfassend gelingt.

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