André Schläfli leitete den SVEB von 1991 bis 2016. Am 22. November 2025 ist er kurz nach seinem 75. Geburtstag unerwartet verstorben. Der SVEB trauert um einen tatkräftigen, weitsichtigen Visionär, der die Weiterbildung in der Schweiz und in internationalen Netzwerken 25 Jahre lang massgeblich geprägt und über die Pensionierung hinaus mitgestaltet hat.
Als André Schläfli 1991 die Leitung des SVEB übernahm, stand der Verband an einem Wendepunkt. Der SVEB – der damals noch «Schweizerische Vereinigung für Erwachsenenbildung» hiess – feierte sein 40jähriges Jubiläum und hatte beschlossen, sich grundlegend neu zu positionieren. Als Verband mit rund 30 Mitgliedern, der sich auf die allgemeine Erwachsenenbildung beschränkte, wollte sich der SVEB umfassend erneuern und den gesamten Weiterbildungsbereich vertreten.
Die Anfangsjahre: SVEB am Wendepunkt
Der neue Geschäftsleiter erhielt den Auftrag, die Neuausrichtung auf der Basis eines «Entwicklungsplans für die 90er Jahre» auszugestalten und damit den Verband in die Zukunft zu führen. Und der allererste Auftrag, den André Schläfli vom Vorstand erhielt, war noch ambitionierter: Der neue Direktor sollte darauf hinarbeiten, dass die Schweiz ein Weiterbildungsgesetz bekäme. Diese herausfordernden Aufgaben übernahm André Schläfli zielstrebig und mit viel Elan. Es sollte ein Weg werden, den er ein Vierteljahrhundert lang mit ungebrochener Motivation und durch alle Höhen und Tiefen der Weiterbildungspolitik hindurch unbeirrt weiterverfolgte.
Politisches Auf und Ab
Bildungspolitische Fragen gehörten zu den Kernaufgaben des SVEB-Direktors. Mit der Idee, eine Koordinationskonferenz und eine Stiftung zur Förderung der Erwachsenenbildung zu gründen, war der SVEB in den 1990er Jahren seiner Zeit voraus. Der Plan scheiterte, aber ans Aufgeben dachte der Verband nicht. Wenige Jahre später, zur Jahrtausendwende, konnte André Schläfli mit dem SVEB die Gründung des Forums Weiterbildung und nochmals etwas später – 2006 – die Verankerung der Weiterbildung in der Bundesverfassung feiern. Der nächste grosse Meilenstein folgte im Januar 2017 mit der Einführung des ersten Bundesgesetzes zur Weiterbildung. Ab diesem Zeitpunkt erhielt der SVEB eine vierjährige Leistungsvereinbarung mit dem Bund und verfügte so erstmals in seiner Geschichte über eine gewisse Planungssicherheit. Bei allen diesen Erfolgen, die über zahlreiche Hindernisse und Widerstände führten, spielte André Schläfli eine Schlüsselrolle.
Fokus Professionalisierung
Zu den zentralen Anliegen von André Schläfli gehörte von Anfang an die Professionalisierung der Weiterbildung. Auch dieses Thema verfolgte er mit Weitblick und der Entschlossenheit, sich von Kritikern und Zweiflern nicht vom Weg abbringen zu lassen. Seine Maxime, mit jenen Akteuren zu starten, die mitziehen wollten, und die Zweifler nach und nach durch Taten von seiner Vision zu überzeugen, erwies sich als Erfolgsrezept. Und das nicht nur beim Aufbau eines Train-the-Trainer-Systems, sondern auch beim anderen grossen Projekt, der Entwicklung eines Qualitätslabels für die Weiterbildung. 1996 konnten die ersten AdA-Abschlüsse vergeben werden, im Jahr 2000 die ersten eduQua-Zertifizierungen. Beide Systeme wurden stetig weiterentwickelt und gehören heute zu den Grundpfeilern des Weiterbildungssystems – und zu den Dingen, um die uns andere Länder oft beneiden.
Breites Netzwerk
André Schläfli war ein Visionär, aber kein Träumer. Immer stand er mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität und suchte nach Wegen, die Weiterbildung unter den bestehenden Rahmenbedingungen voranzubringen. Er tat dies nicht als Einzelkämpfer, sondern immer im Bewusstsein, dass wichtige Ziele nur zusammen mit den Mitarbeitenden, Partnern und einem starken Netzwerk zu erreichen sind. Dafür setzte er sich unermüdlich ein. Er positionierte den SVEB als Netzwerk, das allen Interessierten offenstand, Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern, Wohlgesinnten wie Kritikern. Er engagierte sich für eine Kultur des Miteinanders, in dem es rasch selbstverständlich wurde, dass auch Konkurrenten konstruktiv zusammenarbeiteten. Zu dieser Kultur gehörte von Anfang an auch die Zusammenarbeit zwischen allen Sprachregionen – ein Anliegen, das André Schläfli als Freiburger besonders am Herzen lag. Eine Grundhaltung, die den SVEB bis heute prägt.
Neben der nationalen Vernetzung und Zusammenarbeit engagierte sich André Schläfli äusserst erfolgreich auch auf internationaler Ebene. Über viele Jahre war er als Vorstandsmitglied im europäischen Verband (EAEA) und im Weltverband für Weiterbildung (ICAE) aktiv, nahm an internationalen Konferenzen, darunter die Weltkonferenz für Weiterbildung (CONFINTEA) teil und engagierte sich in zahlreichen Projekten. Für sein Engagement und seine Verdienste auf nationaler wie internationaler Ebene wurde er schliesslich in die internationale Hall of Fame der Weiterbildung aufgenommen.
Vielseitige Interessen
André Schläfli war ein vielseitig interessierter Mensch, der sich für vieles begeistern – und andere mit seiner Begeisterung anstecken konnte. Neben seinen Zielen in den Bereichen Bildungspolitik, Interessenvertretung und Professionalisierung griff er zahlreiche Themen auf. Das Spektrum reichte von innovativen Finanzierungsmodellen, Validierungsverfahren oder Bildungsabschlüssen über die Digitalisierung und Grundkompetenzen bis hin zu Initiativen wie dem Lernfestival.
Ein weiter Weg
Als André Schläfli seine Arbeit als Direktor des SVEB aufnahm, hatte der SVEB 30 Mitglieder und fünf oder sechs Mitarbeitende. Als er die Leitung abgab, umfasste der Verband um die 750 Mitglieder und ein Team von rund 25 Personen sowie ein gut abgestütztes Netzwerk aus Partnern, Experten und Mandatierten, die sich alle für eine starke, zukunftsorientierte Weiterbildung engagierten. Sie alle haben André Schläfli als innovativen, inspirierenden, gelegentlich auch streitbaren, aber immer fairen Partner und Vorgesetzten erlebt, dem wir alle viel verdanken. Vielen ist er über die Jahre zum Freund und Weggefährten geworden, der jetzt schmerzlich fehlt.
Der SVEB trauert um André Schläfli und spricht seiner Familie und seinen Freunden sein herzliches Beileid aus.

