Von Tischtennis-Deep Fake bis zu Mönchsgesängen: Die AdA-Plattformtagung 2024 stand ganz im Zeichen der künstlichen Intelligenz und zeigte auf, wie vielfältig und disruptiv diese Technologie jetzt schon ist.
Muffin oder Chihuahua? Auch wenn wir denken, es sei doch ein Kinderspiel, ein Gebäck von einem kleinen Hund unterscheiden zu können – so klar ist es dann je nach Winkel und Bildausschnitt doch nicht immer. Und zwar weder für uns Menschen noch für die KI, wie Referent Patric Raemy von der Universität Fribourg an der AdA-Plattformtagung zum Thema KI in der Weiterbildung darlegte.
Raemy zeigte auf, dass die non-generative KI es in den letzten Jahrzehnten in immer kürzeren Abständen schaffte, die Fähigkeiten des Menschen zu übertreffen. Und mit der generativen KI hat sich die Technologie innert Kürze in neue Sphären katapultiert. KI, hielt Reamy fest, ist gekommen, um zu bleiben. Sie wird Teil unseres Alltags sein, uns sozio-demografische Unterschiede aufzeigen und einen menschlichen Diskurs zu Kompetenzen, Regeln und Haltungen erfordern.
KI-kompetente Gesellschaft fördern
Und genau eine solche Reflexion wollte der SVEB mit der Plattformtagung auslösen. «Die künstliche Intelligenz verändert, wie wir arbeiten und lernen», sagte denn auch SVEB-Direktor Bernhard Grämiger, «es hat das Potenzial, die Vorbereitung, die Umsetzung und das Management von Weiterbildung zu transformieren.» Ziel des SVEB ist es, die Weiterbildungsorganisationen darin zu unterstützen, dieses Potenzial zu nutzen und weiterbildungspolitisch eine KI-kompetente Gesellschaft zu fördern.
Mit einer Umfrage unter Anbietern, der Förderung der KI-Kompetenzen bei Ausbildenden und dem Bilden einer Arbeitsgruppe hat der SVEB dahingehend schon erste Schritte unternommen. Die Workshops an der Plattformtagung waren nun die Gelegenheit, den Einsatz von KI im AdA-Baukasten, in den Bildungsinstitutionen sowie in der eigenen Bildungsarbeit zu besprechen.
Drei Workshops, drei Diskussionen
Im Workshop KI im Ada-Baukasten wurden zwei Module vorgeschlagen, welche auf die rasante Entwicklung reagieren. Das Weiterbildungsmodul digital war mit der Corona-Pandemie eingebrochen und innert kürzester Zeit überholt. Christina Jacober, Geschäftsführerin AdA-Baukasten, und Roy Franke, Digital-Experte der EB Zürich, haben es aktualisiert und zu einem Modul für digitale Basiskompetenzen überarbeitet. Ein weiteres Modul «Lernprozesse mit digitalen Lerntechnologien und KI» kam hinzu. In der Runde wurde beispielsweise diskutiert, ob potenzielle Teilnehmende dieses Angebot eingehen werden, ob sich die Module «kannibalisieren» oder wie viel Präsenzzeit dabei sinnvoll ist.
Harald Graschi von der PH St. Gallen erfragte in seinem Workshop «KI in der eigenen Bildungsarbeit einsetzen», welche Tools die Anwesenden bereits verwenden: Von Canva über ChatGPT bis Dall-E kam eine erstaunlich breite Palette zusammen. Auch in der anschliessenden Diskussion zeigte sich, dass die Anwesenden schon viel ausprobiert und angewandt haben, sei es um Texte, Videos und Bilder zu generieren, zu übersetzen, Präsentationen und Arbeitsblätter zu erstellen oder Lernkontrollen, Arbeiten zu bewerten, Plagiate zu überprüfen oder Musik und Erklärvideos zu erstellen. Der Tenor: Solange ein Mensch das Resultat überprüft, kann KI ein hilfreiches, Arbeit und Zeit sparendes Werkzeug sein.
Grosse Unterschiede
Und im Workshop, in dem SVEB-Mitarbeiterin Sofie Gollob die Resultate der Anbieterumfrage zum Thema KI präsentierte und diskutierte, zeigte sich, dass – ähnlich wie in der Umfrage – die Unterschiede unter den Institutionen, in denen die Anwesenden tätig sind, noch gross sind. Während einige, tendenziell grössere Anbieter bereits Richtlinien zum Einsatz von KI erstellt haben (beispielsweise: KI ist in Arbeiten der Teilnehmenden erlaubt, die Prompts sind jedoch offenzulegen und KI-generierte Textpassagen dürfen nicht verwendet werden), tun sich andere noch schwer damit.
Im abschliessenden unterhaltenden Teil beschwörte Musik-Poet Bruno Bieri die künstlerische Intelligenz und demonstrierte eindrücklich, welche Nuancen mit der menschlichen Stimme machbar sind.
Insgesamt war es ein vielseitiger und austauschreicher Tag im Zeichen der künstlichen Intelligenz, in dem klar wurde, dass wir Menschen es sind, welche die KI leiten, überwachen und in Zaum halten müssen.