«Weiterbildung stärken – Gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern»; unter diesem Titel fordert ein Positionspapier in Deutschland eine klare Stellungnahme für die Weiterbildung, damit diese ihre gesellschaftliche Funktion wahrnehmen kann.
In Zeiten der Veränderungen nimmt die Erwachsenen- und Weiterbildung eine zentrale Rolle ein, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Wirtschaft zu stärken. Dies ist die Prämisse eines Positionspapiers, welches das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung DIE zusammen mit weiteren deutschen Verbänden der Bildung und Weiterbildung am 17. Februar 2025 publiziert hat.
Veränderungen wie die digitale Transformation, der demographische Wandel und der Übergang zu einer klimaneutralen Gesellschaft stellen die Gesellschaft vor immense Herausforderungen und drohen den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schwächen, heisst es darin. Gerade in dieser dynamischen Zeit nehme die Erwachsenen- und Weiterbildung eine zentrale Rolle ein.
Weiterbildung befähigt
Die Erwachsenen- und Weiterbildung befähige Menschen in jeder Lebensphase dazu, Veränderungen in der politischen, wirtschaftlichen oder technologischen Entwicklung zu verstehen und diese Prozesse aktiv mitzugestalten. Sie ermögliche Resilienz für Individuum und Gesellschaft sowie einen reflektierten Umgang mit globalen Entwicklungsdynamiken. Und sie erweitere und verbessere die Beschäftigungschancen, indem sie dem Fachkräftemangel mit passgenauen und bedarfsgerechten Bildungsangeboten begegne.
Angesichts der komplexen Veränderungen wachse die Bedeutung dieses Bildungsbereichs stetig. Es sei daher entscheidend, die Erwachsenen- und Weiterbildung bildungspolitisch deutlich in den Fokus zu rücken, um ihren wertvollen Beitrag nachhaltig zu sichern.
Bedeutung von Weiterbildung anerkennen
«Nur mit einem klaren politischen Bekenntnis und konkreten Massnahmenformulierungen in einem Koalitionsvertrag kann sichergestellt werden, dass der Bildungsbereich leistungsfähiger wird, um den benannten Herausforderungen erfolgreich zu begegnen und in Chancen für die gesamte Gesellschaft zu wandeln», so das Positionspapier.
Deshalb fordern die Unterzeichnenden «mit Blick auf die bevorstehende Wahl des Bundestags 2025 von den politisch Verantwortlichen ein klares und verbindliches Bekenntnis zur Bedeutung der Erwachsenen- und Weiterbildung in der Bildungspolitik, der Arbeitsmarktpolitik, der Integrationspolitik und darüber hinaus bei politischen Planungen und Entscheidungen».
Damit die Bildungseinrichtungen überhaupt in der Lage seien, ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Gestaltung des Wandels zu leisten, bedürfe es verlässlicher und zukunftsgerichteter Rahmenbedingungen.
Vier Forderungen formuliert
Konkret fordern die Unterzeichnenden:
- Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Erwachsenen- und Weiterbildung soll anerkannt werden. In fast allen Wahlprogrammen liege der Fokus auf betrieblicher und beruflicher Fort- und Weiterbildung. Erwachsenenbildung umfasse aber ein weitaus grösseres Spektrum, da sie z. B. auch kulturelle Erwachsenenbildung und politische Bildung umfasse. Damit sei sie ein zentraler Pfeiler gesellschaftlicher Resilienz und Stabilität.
- Die langfristige Finanzierung über die Legislaturperiode und darüber hinaus soll gesichert werden. Eine verlässliche Finanzierung der Erwachsenen- und Weiterbildung sei essenziell, um Planungssicherheit für Bildungseinrichtungen zu gewährleisten und nachhaltige Bildungsperspektiven zu schaffen.
- Die Perspektive der Weiterbildenden und die entsprechende Ausstattung der Beschäftigungsverhältnisse und deren Rahmenbedingungen sollen verbessert werden. Nur durch gute Beschäftigungsverhältnisse in der Erwachsenen- und Weiterbildung kann Expertise für Bildung gewonnen und gehalten sowie einem Fachkräftemangel in diesem Bildungsbereich entgegengewirkt werden.
- Die Zugänglichkeit soll für alle Bevölkerungsgruppen gesichert werden. Bildungsangebote müssen räumlich, zeitlich und finanziell für alle erreichbar sein unabhängig von Alter, Herkunft, Bildungshintergrund oder wirtschaftlicher Situation. Dafür braucht es vielfältige Bildungsangebote, die an den Lebens- und Alltagswelten der heterogenen Gruppen anknüpfen, sowohl hinsichtlich der Lernorte als auch der Inhalte und der Lernformate.
Und in der Schweiz?
Der SVEB teilt die Ansicht des DIE und der anderen Unterzeichnenden. Mit den vom Bundesrat angekündigten Sparmassnahmen sieht der SVEB die Aufgabe der Weiterbildung auch in der Schweiz gefährdet. Auch wir arbeiten an einem Positionspapier und werden die Sparpläne mit allen verfügbaren Mitteln bekämpfen. Unterstützen Sie uns dabei: Werden Sie SVEB-Mitglied!