So unterstützen Arbeitgeber die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden, aber…


2021 nahmen 49 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 25 und 64 Jahren in der Schweiz an mindestens einer beruflich orientierten Weiterbildung teil. Die meisten wurden dabei von ihrem Arbeitgeber in Form von Arbeitszeit oder finanziell unterstützt. Doch es gibt auch eine Kehrseite.

Im Jahr 2021 nahm nahezu die Hälfte der Erwerbstätigen an beruflichen Weiterbildungen teil, wobei 93 Prozent von ihrem Arbeitgeber unterstützt wurden. Die Arbeitgeber unterstützten insgesamt 89 Prozent aller Weiterbildungsaktivitäten und deckten damit 80 Prozent beziehungsweise 122 Millionen der Weiterbildungsstunden ab, wie das Bundesamt für Statistik in einer Medienmitteilung schreibt.   
  


58 Prozent aller Weiterbildungsstunden wurden demnach vom Arbeitgeber sowohl in Form von Arbeitszeit als auch finanziell unterstützt. 58 Prozent der Stunden wurden überwiegend oder ausschliesslich während der Arbeitszeit absolviert und für 54 Prozent wurde eine volle finanzielle Unterstützung gewährt. 



Unterstützung nimmt mit Beschäftigungsgrad ab

Am höchsten ist der Anteil der arbeitgeberunterstützten Weiterbildungen in den Themenbereichen Informatik und Bürotechnik (95 Prozent), Produktion, Industrie und Dienstleistungen (95 Prozent) sowie Verwaltung, Finanzen und Versicherungen (93 Prozent). Die grösste Unterstützung erhielten tendenziell Weiterbildungsthemen, die mit dem Wirtschaftsabschnitt der Unternehmen zusammenhängen. Beispielsweise bezogen sich im Finanzsektor die meisten unterstützten Weiterbildungen auf das Thema Verwaltung, Finanzen und Versicherungen (49 Prozent). 



Von den Personen mit einem Beschäftigungsgrad unter 50 Prozent nahmen 36 Prozent an einer Weiterbildung teil und 83 Prozent wurden vom Arbeitgeber unterstützt. Bei den Personen, die mindestens 50 Prozent arbeiten, lag die Weiterbildungsquote bei gut 47 Prozent, wovon 92 Prozent bis 95 Prozent unterstützt wurden. Unter Berücksichtigung sämtlicher Einflussfaktoren haben Personen mit einem Beschäftigungsgrad unter 50 Prozent eine nahezu 60 Prozent tiefere Chance auf Unterstützung als Vollzeitbeschäftigte.  
  


Beschäftigte, die erst seit Kurzem in einem Unternehmen arbeiten, interessieren sich selbst ohne Arbeitgeberunterstützung für Weiterbildungen: 12,4 Prozent der neuen Mitarbeitenden nahmen ohne Unterstützung an einer Weiterbildung teil – dieser Anteil fällt deutlich höher aus als bei Personen, die schon länger im Unternehmen beschäftigt sind (2 Prozent bis 4 Prozent). Unter Berücksichtigung aller Merkmale fällt die Chance auf Arbeitgeberunterstützung bei Beschäftigten mit mindestens einem Dienstjahr gegenüber kürzlich eingestellten Mitarbeitenden viermal höher aus. 
  


Teilnahme wahrscheinlicher in grossen Betrieben 


In Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten nahmen 33 Prozent der Mitarbeitenden an einer arbeitgeberunterstützten Weiterbildung teil. Dies entspricht 86 Prozent aller Weiterbildungsteilnehmenden in diesen Betrieben. Demgegenüber beläuft sich der Anteil der unterstützten Mitarbeitenden in Grossbetrieben mit 250 oder mehr Beschäftigten auf 57 Prozent (bzw. 96 Prozent aller Mitarbeitenden, die an einer Weiterbildung teilnahmen). Unabhängig von den übrigen Einflussfaktoren nimmt die Chance, eine vom Arbeitgeber unterstützte Weiterbildung zu besuchen, mit der Betriebsgrösse zu. Personen in Betrieben mit 10 bis 19 Beschäftigten haben eine 1,5-mal höhere Chance, an einer arbeitgeberunterstützten Weiterbildung teilzunehmen, als Personen in Kleinbetrieben. In Betrieben mit mehr als 250 Beschäftigten ist die Chance 2,4-mal höher.

Die Einschätzung des SVEB

Die neue Auswertung des BFS zur berufsorientierten Weiterbildung zeigt eindrücklich die Bedeutung der Arbeitgeber bei der Finanzierung. Die Studie belegt aber ebenso eindrücklich den enormen Handlungsbedarf, den es bei der Finanzierung der berufsorientierten Weiterbildung gibt: Nicht alle Erwerbstätigen haben die gleichen Chancen, von ihrem Arbeitgeber unterstützt zu werden. So werden beispielsweise nur gerade 16 Prozent der erwerbstätigen Geringqualifizierten von ihrem Arbeitgeber unterstützt. Bei den Personen mit einem Hochschulabschluss sind es 60 Prozent. Weitere Faktoren, die bei der Unterstützung eine Rolle spielen, sind die berufliche Stellung, die ausgeübte Tätigkeit oder auch der Migrationsstatus. Wie bereits der Bildungsbericht 2023 gezeigt hat, führt diese Ungleichbehandlung zur höchsten Disparität der Weiterbildungsteilnahme in ganz Europa. Der SVEB fordert eine aktive Weiterbildungspolitik, die sich dieser Problematik annimmt und Lösungen erarbeitet.

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