Das häufigste Qualitätslabel für Weiterbildungsanbieter der Schweiz existiert seit 25 Jahren – und wurde stetig weiterentwickelt. Ab Juli 2025 sind nur noch Zertifizierungen nach der neuen Norm gültig, die sich mittlerweile gut etabliert hat.
Text: Melanie Schneider
Das Qualitätslabel eduQua ist im Jahr 2000 als Gemeinschaftsprojekt verschiedener Behörden und dem SVEB entstanden, und hat sich über die Jahre zum bekanntesten und meistverbreiteten Qualitätslabel für Weiterbildungsanbieter in der Schweiz entwickelt. Seit der Veröffentlichung der ersten Fassung der Qualitätsnorm wurde diese stetig überarbeitet und weiterentwickelt. Der letzte Revisionsprozess erstreckte sich von 2017 bis 2021, die daraus resultierende Norm eduQua:2021 wurde im Dezember 2021 publiziert. Im Vergleich zur vorangehenden Norm wurden mit der letzten Revision die Struktur und diverse Inhalte angepasst.
Durchlässige Basisnorm
eduQua:2021 positioniert sich klar als Basisnorm für die Anbieter in allen Bereichen der Weiterbildung und berücksichtigt aktuelle Trends in der Weiterbildung und im Management. Waren es früher noch 6 Kriterien und 22 Standards, beinhaltet die Norm heute 8 Prinzipien, denen 19 Kriterien zugeordnet sind. Es sind zwei zentrale Qualitätsregelkreise auf zwei Ebenen definiert. Die Ebene Führung und Qualitätsmanagement stützt sich auf die Struktur der international etablierten ISO-Management-Normen ab. Damit ist eine Kombination mit den auch im Weiterbildungsmarkt weit verbreiteten Qualitätsmanagement-Normen ISO 9001 sowie ISO 21001 möglich, und Synergien können genutzt werden. Auf der Ebene Weiterbildungsangebote und Lernprozesse wurden unter anderem die Vielfalt der Lernformen und die digital gestützten Lernsettings integriert. Insgesamt wird mit der Norm die Durchlässigkeit zu anderen Qualitätslabels wie In-Qualis und Fide geregelt, was gerade die Förderstrukturen der öffentlichen Hand begrüssen.
Von Anfang an war es ein wichtiges Ziel von eduQua, die Qualitätssicherung der Anbieter gegenüber den Kundinnen und Kunden sowie den Behörden und kantonalen Förderstrukturen transparent und nachvollziehbar auszuweisen. Mit der revidierten Norm eduQua:2021 wird ein klares und praxisbezogenes Tool für eine optimale Qualitätssicherung und -entwicklung zur Verfügung gestellt.
Zertifizierungen nur noch nach neuer Norm
Aufgrund des Genehmigungsprozesses der Norm und der Neuakkreditierung der Zertifizierungsstellen durch die Schweizerische Akkreditierungsstelle SAS, werden Zertifizierungen nach eduQua:2021 effektiv erst seit Herbst 2022 umgesetzt. Zertifizierungen nach der vorgängigen Norm waren noch bis Ende 2022 möglich. Viele Anbieter haben diese Möglichkeit genutzt, da die alte Norm als weniger komplex und aufwändig betrachtet wurde, dadurch aber auch weniger präzis war. Sämtliche Zertifizierungen nach der alten Norm sind noch maximal bis am 30.06.2025 gültig. Danach wird es nur noch Zertifizierungen nach eduQua:2021 geben.
Eine eduQua Zertifizierung ist grundsätzlich drei Jahre gültig, und oft wird die Erneuerung nicht nahtlos aber innerhalb von ein paar Monaten nach Ablauf des letzten Zyklus gemacht. Seit 2018 waren jedes Jahr durchschnittlich etwa 1’050 Weiterbildungsanbieter zertifiziert. Seit der Umsetzung der neuen Norm im Herbst 2022 ist die Anzahl zertifizierter Institutionen pro Jahr leicht zurückgegangen. 2024 wird jedoch als positives Jahr betrachtet, da die Zahlen leicht höher waren als erwartet. Es erfolgten insgesamt 347 eduQua-Zertifizierungen, davon sind knapp 13 Prozent (43) Neuzertifizierungen, was im Vergleich zum Vorjahr sehr erfreulich ist.
System funktioniert
Aus dem regelmässigen Austausch mit den akkreditierten Zertifizierungsstellen, Vertreter/innen der Förderstrukturen von Bund und Kantonen sowie Weiterbildungsorganisationen kommen Rückmeldungen, dass eduQua:2021 als positiv bewertet wird und das System gut funktioniert. Der Fokus auf die Weiterbildung und auf die Qualität der gesamten Organisation wird aus Sicht der Anbieter als sehr gut eingestuft, ebenso die Integration und Ergänzung des Management-Teils sowie der praktische Aspekt, dass die Norm transversal für unterschiedliche Sektoren eingesetzt werden kann. Zwar erfordert die revidierte Norm etwas mehr Aufwand bei der Erstzertifizierung, dafür gibt es beim Zertifizierungsverfahren Vereinfachungen für die Anbieter.
Trotz positivem Fazit kann ein leichter Rückgang bei den Zertifizierungen beobachtet werden. Die Zertifizierungsstellen sprechen von einer «Seitwärtsbewegung» und es sei normal, dass es bei einem Normwechsel mehr Ausstiege gebe, bis sich das ganze System wieder eingespielt habe. Wie gross der Einfluss des Normwechsels auf die Entwicklung der Zertifizierungen tatsächlich ist, wird sich nach Ablauf der Übergangsfrist Ende Juni bzw. vollumfänglich Ende 2025 zeigen.