Wie zufrieden Teilnehmende mit einem Kurs waren, wird häufig erfasst. Doch wie ist mit dem Transfererfolg, mit dem Umsetzen von neuem Wissen, oder der eigenen Haltung? An der nationalen Qualitätstagung des SVEB werden Möglichkeiten aufgezeigt, die Wirksamkeit von Bildungsmassnahmen zu evaluieren.
Text: Hans-Peter Karrer
Die Relevanz von Weiterbildung hat in den letzten Jahren zugenommen. Mit dem Bundesgesetz über die Weiterbildung wird die Qualität und Transparenz von Weiterbildungsangeboten markant erhöht und die Chancengleichheit verbessert. Andererseits wird von den Arbeitgebenden in die betriebliche Weiterbildung kräftig investiert, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und den Fachkräftemangel wirksam zu bekämpfen.
Spardruck und Kostendruck sowohl im staatlichen wie im betrieblichen Umfeld führen dazu, dass Investitionen in Weiterbildungsmassnahmen vermehrt kritisch beobachtet und auf ihre Wirkung überprüft werden. Von Relevanz dabei ist vor allem, ob der Transfer gelingt, das heisst, ob das in der Weiterbildung gelernte neue Wissen oder Verhalten auf die eigene Tätigkeit übertragen werden kann und dort sinnvoll eingesetzt wird. Dabei stellen sich zentrale Fragen: Kann der Lerntransfer überhaupt gemessen werden? Wenn Ja: Welche Instrumente stehen zur Verfügung, um ein valides Ergebnis zu erreichen?
Test und Fragebogen verbreitet
In der Praxis werden die Mehrheit aller Weiterbildungskurse mit verschiedensten Methoden evaluiert. Häufig wird die Zufriedenheit der Teilnehmenden mit dem Seminar am Ende der Veranstaltung mit einem Fragebogen erhoben, manchmal auch gekoppelt mit einem Test, der die Lerninhalte überprüft. Ob sich allerdings die Zufriedenheit der Teilnehmenden mit einer Weiterbildung positiv auf die Verbesserung der eigenen Leistung am Arbeitsplatz auswirkt, ist fraglich. Der Transfererfolg, das Umsetzen von neuem Wissen, veränderten Haltungen oder zusätzlichen Kompetenzen im beruflichen Handeln, werden eher selten evaluiert.
Die nationale Qualitätstagung vom 6. November beschäftigt sich darum mit den zentralen Fragen nach einer Messung der Wirksamkeit von Bildungsmassnahmen. Zwei Verfahren aus jeweils unterschiedlichen Positionen zeigen Möglichkeiten zur validen Messung des Lerntransfers.
Praktische Evaluationsinstrumente
Die ökonomische Seite vertritt Frank Schirmer, Managing Director, Success-Analytics. Er zeigt unter dem Titel «Return on Investment für Bildungsinvestitionen» die Möglichkeit, den Erfolg eines Trainings oder eines Seminars auch tatsächlich aussagekräftig zu messen, zu analysieren und zu veranschaulichen. Der Begriff ROI, der vorwiegend in der Finanzwelt bekannt ist, etabliert sich auch im Bereich der Personalentwicklung und kann in einem eigens für diesen Sektor entwickelten fünfstufigen Evaluationsprozess errechnet werden.
Eine etwas andere, tendenziell pädagogische Prägung wird Anita Sandmeier, Professorin an der pädagogischen Hochschule Schwyz, mitbringen. Sie stellt unter dem Titel «Messung und Optimierung von Lerntransfer» die Entwicklung eines praxistauglichen Evaluationsinstruments vor und beschreibt dabei die Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten Instruments zur Messung des Weiterbildungstransfers. Das Instrument wurde im Rahmen eines von Innosuisse geförderten Projekt erarbeitet und validiert und soll praxistauglich sein.
Danach bleibt genügend Zeit, in einer Paneldiskussion, einem Gespräch in kleinen Gruppen und beim anschliessenden Apéro die Thematik zur vertiefen und Erfahrungen auszutauschen.
Die Tagung findet in Deutsch und Französisch mit Simultanübersetzung statt.
Sie wird in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe «Qualität in der Weiterbildung» geplant und mit Unterstützung des SBFI durchgeführt. Die Verantwortung und Organisation liegen beim Schweizerischen Verband für Weiterbildung SVEB.