Vernetzen, entwickeln, fördern
Die Förderung der Grundkompetenzen ist ein anspruchsvolles Handlungsfeld. Der Förderbedarf ist gross, doch wird das vorhandene Kursangebot wenig genutzt. Um die Zielgruppe besser zu erreichen und den Nutzen von Bildungsangeboten für alle Akteure zu erhöhen, suchen wir gemeinsam mit unserem Netzwerk nach innovativen Wegen zur Förderung der Grundkompetenzen in der Schweiz.
Wie können Grundkompetenzen gefördert werden?
Erwachsene mit geringen Grundkompetenzen innovativ fördern heisst:
Neue Zugänge schaffen
Das Weiterbildungsgesetz bezeichnet die Förderung der Grundkompetenzen im Alltag der Betroffenen als «praxisnahe Ausgestaltung des Angebots» (Art. 13 WeBiG). Drei Zugänge zu Erwachsenen mit geringen Grundkompetenzen haben sich als besonders geeignet erwiesen:
- Arbeitsplatz als Lernort: Ein vielversprechender Zugang zur Zielgruppe führt über den Arbeitsplatz. Denn: rund zwei Drittel (rund 64 Prozent) der Erwachsenen mit mangelnden Grundkompetenzen in der Schweiz sind erwerbstätig.
Upskilling am Arbeitsplatz - Fördern in den Regelstrukturen: Auch Regelstrukturen bieten Zugänge zu Betroffenen. Zum Beispiel verfügen Personen, die für längere Zeit von der Sozialhilfe abhängig sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen Förderbedarf und können von alltags- und handlungsorientierten Bildungsmassnahmen profitieren.
- Vermittlerpersonen sensibilisieren: Eine wichtige Rolle für den Zugang zur Zielgruppe übernehmen Personen, die aus beruflichen Gründen eng mit Menschen zusammenarbeiten, wie bspw. Ärztinnen und Ärzte, Pfarrerinnen und Pfarrer, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter usw. Bei entsprechender Sensibilität ist es solchen Vermittlerpersonen möglich, Erwachsene mit geringen Grundkompetenzen zu erkennen und zu unterstützen.
Handlungsorientierte Bildungsangebote entwickeln
Erwachsene lernen zielgerichtet und situativ. Sie sind motiviert, wenn ihre Anstrengungen einen direkten Nutzen im Alltag bringen. Um geeignete Bildungsangebote bereitzustellen, muss man Abschied nehmen von der Trennung zwischen Leben und Lernen, langfristig angelegten Kursangeboten («weil es so viel zu lernen gibt») und vom Denken in Fächern. Erwachsene profitieren langfristig von Bildungsmassnahmen, wenn es gelingt, die tägliche Praxis im privaten wie im beruflichen Kontext gezielt zu verändern.
Die Bildungsangebote von GO sind handlungsorientiert und setzten mit kurzen Kurssequenzen im Arbeitskontext auf den grösstmöglichen Lerneffekt. Sie richten sich an Weiterbildungsanbieter und Betriebe, die ihre gering qualifizierten Mitarbeitenden fördern möchten.
Die Bildungsangebote von GO sind handlungsorientiert und setzten mit kurzen Kurssequenzen im Arbeitskontext auf den grösstmöglichen Lerneffekt. Sie richten sich an Weiterbildungsanbieter und Betriebe, die ihre gering qualifizierten Mitarbeitenden fördern möchten.
Kursleitende qualifizieren
Die schwächsten Lernenden brauchen die besten Kursleiterinnen und Kursleiter – darum sind qualifizierte Kursleitende im Bereich Grundkompetenzen derart wichtig. Die Qualität der Kursleiterausbildungen sowie die Definition erforderlicher Kompetenzen für Kursleitende im Bereich Grundkompetenzen sind zwei zentrale Aspekte der Professionalisierung. Es gilt, die Ausbildung der Kursleitenden, die schweizerischen Qualitätsstandards (eduQua) und das Berufsfeld AusbilderIn entsprechend auszugestalten.
Eine Perspektive für die nächsten Jahre ist der Aufbau eines Kursleiter-Netzwerks, das den fachlichen Austausch von Kursleitenden ermöglicht und eine Plattform für die informelle Weiterbildung im Bereich Grundkompetenzen bietet.
Politisches Engagement für starke Förderstrukturen
Das Weiterbildungsgesetz (WeBiG) anerkennt die Grundkompetenzen als Fördertatbestand. Es schafft den gesetzlichen Rahmen für deren Förderung. Bund und Kantone haben den Auftrag, gemeinsam mit den Organisationen der Arbeitswelt OdA die Entwicklung und Durchführung von Angeboten sicherzustellen. In den kommenden Jahren gilt es, die Förderstrukturen in den Kantonen auszubauen und Schnittstellen, bspw. zum Berufsabschluss für Erwachsene, besser zu nutzen.
2017 hat der Bundesrat den Förderschwerpunkt Grundkompetenzen am Arbeitsplatz beschlossen. Damit haben Betriebe, Branchenfonds oder Organisationen der Arbeitswelt gemeinsam mit Weiterbildungsanbietern die Möglichkeit entsprechende Projekte mit staatlicher Unterstützung durchzuführen.
Die Interessengemeinschaft Grundkompetenzen beteiligt sich aktiv an der Entwicklung der Rahmenbedingungen für die Förderung der Grundkompetenzen.
Zusammenarbeit stärken
Die Förderung der Grundkompetenzen ist eine Querschnittaufgabe und betrifft viele verschiedene Akteure: neben den Betroffenen sind Kursleitende, Weiterbildungsanbieter, Fachpersonen, Unternehmen, Bund (SBFI, BSV, SEM, SECO, BAKOM u. a.) und unterschiedliche kantonale Stellen sowie Sozialpartner involviert. Mit unserer Vernetzungsarbeit fördern wir die Zusammenarbeit der Akteure und die Entwicklung innovativer Angebots- und Förderstrukturen.