Evaluation des Genfer Bildungsgutscheins


Die vierte Evaluation des Genfer Bildungsgutscheins (Chèque annuel de formation CAF) untersucht, wie sich die letzten Anpassungen des Gutscheinsystems ausgewirkt haben. Der Bericht zeigt erstmals seit 2018 einen Rückgang, sowohl bei der Nachfrage als auch bei der Abgabe von Gutscheinen: 2017 wurden 8000 Gutscheine ausgegeben, 2018 waren es 7400 und 2019 noch 7000. Der Bericht formuliert diverse Empfehlungen für die weitere Entwicklung.

Verschiedene Empfehlungen zur Verbesserung des Instruments

Die im Evaluationsbericht präsentierten Empfehlungen wurden von den Behörden bereits gutgeheissen. Dazu gehört die Stärkung des beruflichen Nutzens der Bildungsgutscheine. Umgesetzt werden soll dies durch eine Reduktion der Beiträge für nicht abschlussbezogene Weiterbildungen. Ausserdem werden Massnahmen beim Bildungsangebot für die Zielgruppe der formal niedrig qualifizierten Personen empfohlen. Auf diesem Weg sollen die Bildungseinrichtungen einen Anreiz erhalten, bei Kursen für bildungsbenachteiligte Personen ein Zertifikat anzustreben. Eine weitere Empfehlung der Evaluatoren lautet, den Berechnungsmodus bei sinkendem Einkommen einheitlich zu berechnen.

Rückgang bei der Nachfrage und der Abgabe von Bildungsgutscheinen

Der Rückgang wird einerseits mit einer Anpassung des Angebots bei den wichtigsten Bildungseinrichtungen erklärt (Klubschule Migros und Ifage). Nachdem das kantonale Berufsbildungsamt (OFPC) im Jahr 2017 die Dauer einer Unterrichtseinheit auf 60 Minuten erhöht hatte, mussten die Anbieter ihre Angebote entsprechend anpassen. Gemäss dieser Regelung muss ein Kurs mindestens 2400 Minuten (4 x 60 Minuten) umfassen, um beim Gutschein anspruchsberechtigt zu sein. Dies zwang die Bildungsanbieter, ihre Angebote zu adaptieren.

Zweitens erklärt sich der Rückgang bei der Förderung auch mit der Reduktion der Förderhöhe für Weiterbildungen ohne Zertifikat (von 750 auf 500 CHF). Davon betroffen waren hauptsächlich IT- und Sprachkurse ohne Abschluss, die entsprechend an Attraktivität verloren. Aufgrund dieses Kostenfaktors scheinen nun vermehrt Kurse mit Zertifikatsabschluss besucht zu werden. Der Entscheid, die Förderung nicht abschlussbezogener Kurse zu senken, geht auf einen Beschluss des Grossen Rates vom März 2018 zurück.

Wer profitiert von den Bildungsgutscheinen?

Die Personen, welche den Genfer Gutschein nutzen, sind grösstenteils weiblich (64%) und jung (Durchschnittsalter 36 Jahre), mit mehrheitlich ausländischer Nationalität (56%). Die gewählten Kursthemen sind in erster Linie Sprachen (Französisch: 29%, gefolgt von Englisch: 17%), sowie Management und Verwaltung (10%). 

Aus dem Bericht geht ausserdem hervor, dass «der Prozentsatz der Gutscheinbezüger, die lediglich über einen Pflichtschulabschluss verfügen, genau dem Anteil der Personen ohne nachobligatorischen Abschluss in der Bevölkerung entspricht. Da es dem Bildungsgutschein somit nicht gelingt, die am tiefsten qualifizierten Personen verstärkt zu fördern, kann das System nicht dazu beitragen, in der Genfer Bevölkerung die bestehenden Ungleichheiten bezüglich Bildung zu reduzieren.» Dieser Befund bestärkt den SVEB in seiner Überzeugung, dass Nachholbildung sowie die Förderung von Grundkompetenzen äusserst wichtig sind, um Erwachsene zu befähigen, eine Ausbildung aufzunehmen, die beispielsweise auch über den Bildungsgutschein gefördert werden kann.

Was ist der Genfer Bildungsgutschein CAF?

Diesen Bildungsgutschein gibt es seit 2001. Es handelt sich um ein Finanzierungsinstrument zur nachfrageorientierten Förderung von Erwachsenen, die seit mindestens einem Jahr im Kanton Genf wohnen und dort ihre Steuern bezahlen. Um anspruchsberechtigt zu sein, darf ihr Einkommen eine bestimmte Höhe nicht überschreiten. Diese Massnahme soll einen Anreiz zur lebenslangen Weiterentwicklung schaffen. Indem Bildungsangebote ohne Zertifikatsabschluss mit 500 CHF und solche mit Zertifikatsabschluss mit 750 CHF gefördert werden, legt der Gutschein einen Akzent auf die berufliche Entwicklung.

Der Genfer Bildungsgutschein ist in der Genfer Bevölkerung gut verankert und gilt als Erfolgsmodell. Es ist das bislang einzige unbefristete Gutscheinsystem zur Förderung der Weiterbildung in der Schweiz.