Weiterbildungsteilnahme 2020 um 17,5 Prozent gesunken


Trotz einem stabilen ersten Quartal ist die Weiterbildungsteilnahme 2020 im Gesamtjahr von 26,7% (2019) auf 22% (2020) gesunken. Dies bedeutet, dass 2020 17,5% weniger Personen als 2019 an einer Weiterbildung teilgenommen haben. Der Mehrjahresvergleich der Teilnahmezahlen verdeutlicht, wie aussergewöhnlich schwierig das Corona-Jahr 2020 für die Weiterbildung war. Zudem weisen die neusten Daten des BFS darauf hin, dass die Pandemie die Teilnahmedisparität zwischen Hoch- und Tiefqualifizierten weiter vergrössert.

Das Bundesamt für Statistik BFS hat am 5. April 2021 die Zahlen für die Weiterbildungsteilnahme im vierten Quartal 2020 veröffentlicht. In Q4/20 war die Teilnahme im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres um 15,5 Prozent geringer. Wie erwartet, liegt der Wert damit zwischen dem Rückgang im zweiten Quartal (–42%) und demjenigen im dritten Quartal (–8%).

Auch zweites Präsenzverbot reduzierte die Teilnahme

Das erneute, seit dem 2. November 2020 geltende Präsenzverbot hat sich klar negativ auf die Teilnahme ausgewirkt, allerdings weniger deutlich als das erste Präsenzverbot in Q2/20. Die Anbieter und Teilnehmenden haben sich offenbar auf die neue Situation eingestellt und sind vermehrt auf digitale Unterrichtsformate ausgewichen. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahresquartal ist dennoch erheblich.

Ausserordentlich belastende Situation für die Weiterbildung

Für das Gesamtjahr 2020 liegt die Teilnahme um 17,5 Prozent tiefer als im Vorjahr. Betrachtet man nur die «Pandemie-Quartale» zwei bis vier, beträgt der Rückgang durchschnittlich 22 Prozent. Der Mehrjahresvergleich zeigt, wie aussergewöhnlich schwierig das Jahr 2020 für die Weiterbildung war. In der Regel ist die Veränderung der Teilnahme im Vergleich zum Vorjahr marginal.

Überproportionaler Rückgang bei Tiefqualifizierten

Eine erste Analyse der Teilnahmezahlen nach sozioökonomischen Merkmalen zeigt, dass die Teilnahme bei Personen mit Tertiärabschluss deutlich weniger stark gesunken ist als bei Personen mit tieferem Qualifikationsniveau. Die Pandemie führt also dazu, dass die in der Schweiz ohnehin schon grosse Disparität der Teilnahme nach Qualifikationsniveau noch grösser geworden ist. Personen mit Tertiärabschluss nehmen rund 5 mal häufiger an Weiterbildung teil als Personen ohne nachobligatorische Ausbildung.

Auffallend ist zudem, dass ältere Personen ihre Teilnahme deutlich stärker reduziert haben als Junge. Bei Personen zwischen 65 und 69 Jahren ist die Weiterbildungsteilnahme um über 25 Prozent gesunken, von knapp 15 auf 11 Prozent. Eine mögliche Interpretation dieser Teilnahmemuster ist, dass Hochqualifizierte und Jüngere tendenziell einfacheren Zugang zu digitalen Angeboten haben.

BFS-Zahlen zur Weiterbildungsteilnahme

Im Rahmen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) erhebt das BFS quartalsweise die Weiterbildungsteilnahme der 25- bis 74-jährigen Wohnbevölkerung in der Schweiz. Erfasst wird die Teilnahme an Weiterbildungskursen in den 4 Wochen vor der Befragung. Als Weiterbildung gilt die Teilnahme an Seminaren, Konferenzen oder Workshops.