Die Sparpläne des Bundes in der Weiterbildung waren das Thema der bildungspolitischen Tagung des SVEB am 8. Mai. Dabei wurden verschiedene Vorgehensweisen diskutiert, mit einer klaren Stossrichtung.
Damit hatten die wenigsten gerechnet: Der Bundesrat will bei der Weiterbildung sparen – nachdem er diese kurz zuvor in der BFI-Botschaft noch als strategische Priorität bezeichnet hatte. Auch für SVEB-Direktor Bernhard Grämiger kam dies überraschend, wie er in seiner Einführung erläuterte.
Zumal im September 2024 vom Parlament noch das höchste WB-Budget der Geschichte verabschiedet wurde. Grund für die Kehrtwende: Der Bund erwartet strukturelle Defizite ab 2027 in der Höhe von drei Milliarden Franken, vor allem aufgrund eines erwarteten Ausgabenwachstums bei der Altersvorsorge und Armeefinanzierung.
Grämiger stellte fest, dass der Bundesrat mit seinem Sparpaket de facto vorschlägt, bei der Weiterbildung zu sparen, um zusätzlich Militär- und AHV-Ausgaben zu finanzieren. Dies sei inakzeptabel.
«Wird uns noch lange beschäftigen»
Der SVEB-Direktor skizzierte den Ablauf der weiteren Debatte: Die Vernehmlassungsfrist lief gerade ab, voraussichtlich im September wird der Bundesrat das definitive Sparpaket vorlegen. Die Parlamentsdebatte dazu dürfte von Dezember 2025 bis April 2026 dauern. Auch ein Referendum im Sommer/Herbst 2026 ist möglich. Frühest möglich könnte das Sparpaket also im Januar 2027 in Kraft treten.
«Diese Sparpläne werden uns noch länger beschäftigen», schloss Grämiger. Der SVEB wird sein ganzes bildungspolitisches Engagement dazu verwenden, diese zu bekämpfen.
«Flurschaden» bei den Grundkompetenzen
In der Folge erörterte Benedikt Feldges, Co-Präsident der Schweizerischen Weiterbildungskonferenz SWBK, wie sich die Sparpläne auf die Förderung der Grundkompetenzen Erwachsener auswirken würden. Zusammengefasst: Langjährige Bestrebungen und Errungenschaften sind gefährdet. Lokale Förderstrukturen müssten in vielen Kantonen wohl rückgebaut werden und interkantonale Massnahmen könnten nicht weitergeführt werden.
Feldges sprach von einem enormen «Flurschaden». Die Sparmassnahmen wären ein «nachhaltiger Dämpfer für den gesamten Bildungsbereich» und würde Folgekosten in Milliardenhöhe nach sich ziehen.
Folgen für die Organisationen der Weiterbildung und die Gesellschaft
Caroline Meier Quevedo, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiterin der Geschäftsstelle Romandie des SVEB, führte darauf aus, inwiefern die Organisationen der Weiterbildung von den Sparmassnahmen betroffen sind. Auch sie sieht drastische Konsequenzen nicht nur für die Non-Profit-Organisationen, sondern vor allem für ihre unterschiedlichen Zielgruppen.
Weiterbildung würde weniger zugänglich und inklusiv, Hürden für potenzielle Teilnehmende würden steigen, dafür sänke die Qualität. Ausserdem sind negative Auswirkungen auf die Beschäftigungsfähigkeit zu befürchten.
Fatales Signal
Marcel Fierz, Geschäftsleiter Fachkonferenz Bildung und Umwelt, betonte, dass die Themen Bildung und Umwelt eher mehr Engagement verdient hätten als weniger. Auch in diesen Bereichen wären zehntausende Menschen in der Schweiz von Kürzungen betroffen. Ebenfalls würden Qualität und Attraktivität sinken, was Fierz als «untragbar» bezeichnete.
Zudem sei das Signal, das damit gesetzt werde, fatal, nämlich «Bildung und Umwelt sind doch nicht so wichtig». Die geplanten Sparmassnahmen würden die Aktivitäten in ihrer Entwicklung zurückwerfen.
Tiana Moser spricht sich für breite Allianz aus
Auch die zuvor an der Delegiertenversammlung frisch gewählte SVEB-Präsidentin Tiana Moser ordnete die Sparpläne des Bundesrats ein. Sie befand, dass der Bundesrat ein seltsames Vorgehen gewählt habe, indem er die Vorschläge der Expertengruppe Gaillard, welche etwa die Historie der Debatte zum Weiterbildungsgesetz nicht berücksichtigte, eins zu eins übernahm und keine «Übersetzungsarbeit» leistete.
Moser betonte auch die Wichtigkeit einer breiten bildungspolitischen Allianz, um den Sparplänen zu begegnen sowie die Bedeutung der Weiterbildung für den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt.
Klare Stossrichtung
Am Ende der Veranstaltung machte Sandra Bissig, Vizepräsidentin des Forum romand des SVEB, auf die soeben vom SVEB gegründete Allianz gegen die Sparpläne des Bundes in der Weiterbildung aufmerksam. Partner der Allianz sind nationale und regionale Netzwerke in der Weiterbildung sowie bedeutende nationale Organisationen wie die SKOS, die Caritas oder der Kaufmännische Verband. Mit einem offenen Brief fordert die Allianz den Bundesrat eindringlich auf, auf die Sparmassnahmen in der Weiterbildung zu verzichten. Alle Akteure der Weiterbildung können diese unterstützen, indem sie sich online eintragen und damit ein Zeichen setzen.
Der Tenor der Veranstaltung war deutlich, sowohl bei den Referierenden als auch bei den Teilnehmenden: Die Sparpläne des Bundes in der Weiterbildung sind gefährlich und es muss alles unternommen werden, damit diese nicht Realität werden.
Weitere Informationen
