PIAAC-Zusatzauswertung: So wichtig sind Grundkompetenzen für Arbeitsmarktfähigkeit, Lohnniveau und Wohlbefinden


In seiner Zusatzauswertung der PIAAC-Daten weist das Bundesamt für Statistik auf die positiven Korrelationen zwischen Grundkompetenzen und Faktoren der Arbeit hin. Auch die Weiterbildung spielt eine wichtige Rolle.

Die 2024 veröffentlichten ersten Ergebnisse der PIAAC-Erhebung zeigten ein deutliches Bild: Knapp 30 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung verfügen in mindestens einem der drei getesteten Bereiche (Lesen, Alltagsmathematik und adaptives Problemlösen) nur über geringe Kompetenzen.

Ausserdem belegte die Studie, dass diese Kompetenzen die berufliche Integration fördern und die Karriereaussichten verbessern, so das Bundesamt für Statistik (BFS).

Hohe Kompetenzen, eher beschäftigt

Die für den Umgang mit Informationen relevanten Kompetenzen korrelieren positiv mit der Arbeitsmarktfähigkeit, dem Lohnniveau, dem persönlichen Wohlbefinden und der Bürgerbeteiligung, schreibt das BFS in seiner Zusatzauswertung. So sei in der Schweiz die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person mit hohen Kompetenzen im adaptiven Problemlösen am Arbeitsmarkt teilnimmt, im Vergleich zu einer Person mit geringen Kompetenzen in diesem Bereich deutlich grösser.

Bei den 25- bis 65-Jährigen, die in den fünf Jahren vor der Erhebung eine lange Nichterwerbsphase (3 bis 5 Jahre) durchlaufen haben, verschärft sich dieser Unterschied sogar noch. In dieser Gruppe verfügen 38,7 Prozent über geringe Lesekompetenzen (Niveau unter 1 oder 1), während bei den Personen ohne Erwerbsunterbruch lediglich 19,8 Prozent geringe Lesekompetenzen aufweisen.

Ausbildung und Einkommen

Das Kompetenzniveau variiert auch abhängig von Bildungsstand und Alter der Erwerbstätigen. 1,5 Prozent der Personen ohne nachobligatorische Ausbildung erreichen im Lesen und in der Alltagsmathematik die höchsten Niveaus, bei den Personen mit Tertiärabschluss sind es mit 25,2 Prozent bzw. 36,2 Prozent deutlich mehr.

Eine Analyse des Stundeneinkommens zeigt, dass zwischen Kompetenzen und Einkommen ein enger Zusammenhang besteht. Bei den Erwerbstätigen, die ein Einkommen im obersten Quintil erzielen, erreichen 43,3 Prozent die höchsten Kompetenzniveaus in der Alltagsmathematik. Bei den Personen mit einem Erwerbseinkommen im untersten Quintil sind es lediglich 4,8 Prozent. Wie sich herausgestellt hat, erhöht sich zudem das Stundeneinkommen mit jedem zusätzlichen Kompetenzpunkt um 0,1 Prozent.

Personen mit Führungsfunktion oder hochqualifizierte Arbeitskräfte weisen ebenfalls vergleichsweise höhere Kompetenzen auf. Weniger augenfällig ist hingegen der Zusammenhang zwischen Kompetenzen, Art der Erwerbstätigkeit (selbstständig oder angestellt) und Beschäftigungsgrad.

Weiterbildung als wichtiger Faktor

Gemäss BFS belegen die Ergebnisse, wie wichtig die gemessenen Kompetenzen für die Integration und die Chancennutzung auf dem Arbeitsmarkt sind. Und auch für das lebenslange Lernen; zumal die Kompetenzen stark mit der Teilnahme an Weiterbildungen korrelieren: Im Durchschnitt haben 66,1 Prozent der Personen mit hohen Lese-, Alltagsmathematik- und Problemlösekompetenzen in den zwölf Monaten vor der Erhebung eine Weiterbildung besucht, gegenüber 28,7 Prozent der Personen mit geringen Kompetenzen.

Weitere Faktoren wie Geschlecht, Alter, Beschäftigungsgrad und Unternehmensgrösse stehen ebenfalls in Verbindung mit der Weiterbildungsteilnahme. Eine besonders grosse Rolle spielt der Bildungsstand. 62,4 Prozent der Personen mit einer Ausbildung auf Tertiärstufe haben vor Kurzem eine Weiterbildung absolviert, gegenüber lediglich 24,0 Prozent der Personen ohne nachobligatorische Ausbildung.

Gezielte Politik nötig

Die Erkenntnisse machen deutlich, schreibt das BFS, «wie wichtig eine gezielte Politik im Bereich Weiterbildung, Berufsberatung und Kompetenzorientierung ist, um das Potenzial der Personen bestmöglich auszuschöpfen und den wirtschaftlichen und sozialen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft zu optimieren.»

Der SVEB teilt diese Einschätzung und bekämpft darum die Sparpläne des Bundes, welche genau in diesem Bereich Kürzungen und Streichungen vorsehen.

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