Das europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) hat eine vorausschauende Studie veröffentlicht, welche die Zukunft der Erwachsenenbildung mit der künstlichen Intelligenz skizziert. Die Szenarien reichen von optimistisch bis dystopisch.
Mit der strategischen Studie will das Cedefop eine gemeinsame und umfassende Vision für die berufliche Weiterbildung bis 2040 entwickeln. Dazu hat die Studie die Zusammenhänge zwischen Arbeitsmarkttrends, gesellschaftlichen Veränderungen, Umweltfaktoren und technologischen Fortschritten untersucht und die Methoden Szenarioentwicklung, Szenarioerkundung und Visionsentwicklung kombiniert.
Als Ergebnis der Szenarioentwicklung sind vier Szenarien entstanden, welche unterschiedliche Perspektiven darauf bieten, wie sich verschiedene Merkmale und Bedingungen im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung von Kompetenzen bis 2040 entwickeln könnten. (Die Ergebnisse der Szenarioerkundung und Visionsentwicklung folgen 2026.)
Vier Szenarien
- Szenario A: Chancen durch Technik
2040 wächst die Wirtschaft dank KI und Innovation. Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte. Menschliche Fähigkeiten zählen mehr denn je. Lernen findet überall statt – auch am Arbeitsplatz. Bildung wird flexibler, Grenzen zwischen Schule, Beruf und Weiterbildung verschwimmen. - Szenario B: Jeder kämpft allein
KI verändert Jobs in Wellen. Staat und Arbeitgeber ziehen sich zurück. Erwachsene müssen selbst weiterlernen – wer kann, profitiert; wer nicht, verliert. Eine «zweigeteilte Belegschaft» entsteht: Gewinner oben, Verlierer unten. - Szenario C: Langsamer Wandel
KI verändert die Arbeit nur schrittweise. Viele verpassen die Chancen. Bildung bleibt, wie sie war: traditionell, träge, kaum vernetzt. Fortschritt ja – aber verhalten. - Szenario D: KI übernimmt
2040 beherrscht KI alle Lebensbereiche. Arbeitsplätze verschwinden massenhaft. Einige Konzerne kontrollieren Wirtschaft und Politik. Menschen arbeiten prekär, ohne Sicherheit, ohne Stimme. Weiterbildung verkommt zum Privileg weniger.
Gemeinsame Faktoren
Die Zukunftsszenarien reichen also von einer sehr positiven Perspektive, in der KI die menschlichen Fähigkeiten und das soziale Wohl verbessert, bis hin zu einer dystopischen Zukunft, in der KI in erster Linie zur Kontrolle und Gewinnmaximierung eingesetzt wird und in der die meisten Arbeitsplätze verloren gehen, wobei die verbleibenden oft prekär, schlecht bezahlt und ohne Sozialleistungen sind.
Als gemeinsame Faktoren macht das Cedefop Folgendes aus:
- Doppeltes Potenzial der KI: vom Segen zum Fluch. KI kann Wachstum, Mobilität und Nachhaltigkeit schaffen – oder Machtkonzentration, Ungleichheit und Abhängigkeit.
- Herausforderungen durch Wandel am Arbeitsplatz: zwischen Automatisierung/Effizienz und Stärkung der menschlichen Fähigkeiten
- Transformation von Lernen, Beratung und Orientierung: von Inklusion zur Marginalisierung
- Individuelle Verantwortungslücke: von «auf sich alleine gestellt» bis vorbereitet und gerüstet
- Wandel der Beschäftigungslandschaft: von flexiblen Regelungen für mehrere Arbeitgeber bis zu Mikroaufgaben und befristete Beschäftigungsverhältnisse
- Zunehmende Ungleichheiten: von gleichen Chancen, bis zur grossen Kluft im Zugang
Gemeinsame Vision entwickeln
Die Szenarien seien nicht vorhersagend, sondern explorativ, schreibt das Cedefop. Es gehe darum, Bereiche zu identifizieren, die Aufmerksamkeit erfordern, Bedrohungen, die angegangen werden müssen, und Chancen, die genutzt werden sollten.
Aufbauend auf den Ergebnissen der ersten Phase dieser Forschung werde in der nächsten Phase eine Vielzahl von Interessengruppen mit Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Bereich der beruflichen Weiterbildung einbezogen. Gemeinsam werde eine gemeinsame Vision entwickelt, einschliesslich strategischer Ziele, um sicherzustellen, dass alle Interessengruppen aufeinander abgestimmt sind und auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.

