Der SVEB prüft gemeinsam mit (Weiter-)Bildungsanbietern die Einführung eines digitalen Bildungspasses, um Lernleistungen der non-formalen Bildung sichtbar zu machen sowie deren Wertigkeit zu stärken. Eine Bedarfs- und Anforderungsanalyse soll zeigen, ob die Idee weiterverfolgt wird.
Positiv betrachtet: Der Weiterbildungsmarkt in der Schweiz ist dynamisch und vielfältig. Doch non-formale Bildungsangebote sind schwer zu überschauen und die erbrachten Lernleistungen für Arbeitgeber, Bildungsorganisationen und Teilnehmende oft nur schwer zu fassen. Diese mangelnde Transparenz verhindert, dass kleinerer Lerneinheiten sichtbar und vergleichbar werden und mindert das Vertrauen in ihre Wertigkeit.
Digitale Zertifikate, die einen gemeinsamen Standard einhalten und die Lernleistungen sichtbar machen, sind ein Schritt zur Lösung dieses Problems. Dazu braucht es allerdings eine grosse Anzahl von Weiterbildungsanbietern, die solche Zertifikate ausstellen, sowie eine geeignete Lösung für die Aufbewahrung und Nutzung der Zertifikate.
Roundtable-Diskussionen mit klaren Befunden
Der SVEB hat darum im vergangenen Jahr eine Serie von Roundtable-Diskussionen mit Weiterbildungsanbietern initiiert. In diesen wurde deutlich, dass digitale Zertifikate ein zentraler Bestandteil von Micro-Credentials sind. Damit diese die Sichtbarkeit von Lernleistungen erhöhen, braucht es jedoch eine grosse Anzahl Weiterbildungsanbieter, die digitale Zertifikate ausstellen und dafür einen gemeinsamen Standard nutzen. Zudem braucht es eine geeignete Möglichkeit für die Teilnehmenden von Weiterbildungen, die digitalen Zertifikate aufzubewahren und zu nutzen.
Anders gesagt: Um das Potenzial von Micro-Credentials auszuschöpfen, benötigt es zuerst eine einheitliche und vertrauenswürdige Lösung für die Ausstellung, Speicherung und Nutzung digitaler Zertifikate im Schweizer Kontext.
Gemeinsamer Standard für Nachvollziehbarkeit und Vergleichbarkeit
Zur Diskussion steht darum ein digitaler Bildungspass (als App und Desktop-Anwendung), mit dem Teilnehmende von Weiterbildung in der Schweiz zentral ihre Weiterbildungszertifikate sammeln, aufbewahren und ausspielen können.
Ein solcher würde die Sichtbarkeit, Transparenz und damit verbunden auch die Wertigkeit non-formaler Bildung in der Schweiz fördern. Die in den Bildungspass übertragenen Zertifikate und die dahinterstehenden Angebote könnten einem gemeinsamen Standard entsprechen und wären so einfacher miteinander vergleichbar, was die erbrachten Lernleistungen nachvollziehbar machen und das Vertrauen unterschiedlicher Akteure wie Arbeitgeber, Bildungsorganisationen, Lernende in diese stärken würde.
Der Bildungspass würde es Teilnehmenden der Weiterbildung ermöglichen, erworbene Zertifikate des non-formalen Bereichs zentral in einem digitalen Portfolio zu speichern und für private oder berufliche Zwecke zu nutzen. Sie erhielten so eine sichtbare Anerkennung auch für kleinere Lerneinheiten.
Arbeitgeber würden von der besseren Nachvollziehbarkeit und Vergleichbarkeit von Weiterbildungsinhalten profitieren, was wiederum die Rekrutierung und das Kompetenzmanagement erleichtern könnte.
Bedarfs- und Anforderungsanalyse
Die Roundtable-Diskussionen zeigten: Ein solcher Bildungspass wird als wünschenswert erachtet. Deswegen wird diese Idee nun genauer geprüft.
Eine Bedarfs- und Anforderungsanalyse soll zeigen, ob es ein Interesse und eine Bereitschaft gibt, den Bildungspass zu nutzen. Zudem soll die Analyse Hinweise darauf geben, welche Funktionalitäten es braucht. Primäre Zielgruppe sind die Teilnehmenden, befragt werden aber auch Weiterbildungsanbieter und Unternehmen.
Basierend auf den Resultaten dieser Abklärungen und einem dazu entworfenen Finanzierungsplan wird gemeinsam entschieden, ob und wie der digitale Bildungspass umgesetzt werden kann. In einer zweiten Phase würde dann ein Prototyp erstellt und geprüft. Mit einem Entscheid für ein weiteres Vorgehen ist Ende 2025 zu rechnen.
Partner in diesem Projekt sind: Agir-formation, OrTra Intendance Genève, Lernwerkstatt Olten, Academia Education, EB Zürich, Hochschule Luzern (HSLU), Stiftung ECAP, Swiss Academy of Fitness & Sports (SAFS), Kaufmännischer Verband Schweiz (kfmv), Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) und Miduca. Mitfinanziert wird das Projekt vom SBFI.