«Die Lernloft spricht Personen an, die einen sehr spezifischen Lernbedarf haben»


Schon das Kaufen eines Zugtickets erfordert heutzutage digitale Grundkenntnisse. Gerade die rasche Digitalisierung verschiedener Lebensbereiche setzt viele Menschen vor Schwierigkeiten im Alltag. Das Modell Lernloft bietet diesen Zielpersonen einen niederschwelligen Einstieg ins (Weiter-)Lernen.  

Isabelle Denzler ist Gemeinderätin und Mitbegründerin der Lernloft in Eschlikon und CEO der neu gegründeten Lernloft GmbH. Im Gespräch erklärt sie, welchen Mehrwert Kooperationen für die Gestaltung von Angeboten in einer Lernloft bringen können.  

Interview: Saambavi Poopalapillai 

Frau Denzler, was ist die Lernloft? 
Die Lernloft ist ein Ort, an dem in angenehmer Atmosphäre und in kleinen Gruppen Workshops zu verschiedenen Themen stattfinden. Die Lernloft richtet sich an alle Personen, die in moderatem Tempo Neues lernen möchten. Sehr häufig geht es dabei um digitale Grundkompetenzen, die zur Bewältigung des Alltags immer wichtiger werden. Das betrifft z.B. die SBB App, elektronisches Banking und Zahlfunktionen wie TWINT, die Basisfunktionen von Mobiltelefonen und weitere mobile Apps. 

Die Lernloft bietet also Kurse an für Personen mit Schwierigkeiten im Bereich der Grundkompetenzen? 
Die Lernloft spricht Personen an, die einen kurzen, sehr spezifischen Lernbedarf haben. Kurse bieten wir bisher nicht an, wir leiten aber Teilnehmende an Kurse weiter, sofern der Bedarf besteht. Die Workshops in der Lernloft sind kostenlos und können auch mehrmals besucht werden. Sie werden von der Firma Lernloft organisiert und sind durch den Bund und die Kantone subventioniert. 

Wie kam es denn überhaupt zu dieser Lernloft? 
Die Idee entstand aus der Weiterbildungsoffensive von SKOS und SVEB. Bei diesem Projekt war die Förderung der Grundkompetenzen ein wichtiges Thema und ich wollte diese Idee auch im Kanton Thurgau verwirklichen. Der Gedanke, ein niederschwelliges Angebot für die breite Bevölkerung anzubieten, hat mich nicht mehr losgelassen. Bildung für jedermann zugänglich zu machen, an einem neutralen Ort und kostenlos, diese Idee wollte ich verfolgen. 

Wie sind Sie dabei vorgegangen? 
Wir haben zuerst ein Konzept geschrieben, in dem wir alle relevanten Punkte wie Standort, Öffnungszeiten, Workshop Inhalte, Infrastruktur, Werbung, Kommunikation, Finanzierung, Reporting etc. definiert haben. Dann haben wir mit den Kanton Thurgau Kontakt aufgenommen und unser Konzept vorgestellt. Daraus entstand eine Leistungsvereinbarung für die Lernloft in Eschlikon. Wichtig war mir, dass der Gedanke, die Wirtschaft und das Soziale zu verknüpfen, in der Lernloft zum Tragen kommt. Das haben wir geschafft, indem wir verschiedene Firmen einladen, um Workshops zu leiten. 

Ein wichtiges Merkmal der Lernloft sind also Kooperationen, die sie mit verschiedenen Firmen eingehen. Worin besteht für Sie der Mehrwert durch die Kooperationen? 
Kooperationen können ein wichtiges Instrument sein, weil sie helfen, interessierte Personen praxisorientiert und konkret digitale Anwendungen zu erklären und die Anwendung zu üben. Durch Kooperationen sind wir in der Lage, die Ressourcen von Unternehmen zu nutzen, die im Alltag mit digitalen Angeboten präsent sind, an denen niemand mehr vorbeikommt. Wenn immer mehr Schalter und Automaten zugehen, ist es ein grosser Nachteil, wenn die SBB-App für den Billettkauf nicht genutzt werden kann. Unternehmen wie die SBB sind interessiert, dass ihre Kundinnen und Kunden Billetts kaufen können und die Lernloft nützt diese Zusammenarbeit, damit Personen durch die Digitalisierung nicht weiter abgehängt werden.  

Am 16.11. findet eine Denkwerkstatt zum Thema Kooperationen statt. Da werden Sie mit den Teilnehmenden das Beispiel Lernloft durchstudieren. Worauf können sich die Teilnehmenden des Workshops freuen? 
Auf viel Erfahrung aus der Praxis, auf einen ehrlichen Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre mit Erfolg und Misserfolg und auf Inputs zu verschiedenen Herausforderungen in Bezug auf die Lernloft. Ich freue mich auf einen spannenden Austausch und auf inspirierende Diskussionen. 

Für Fragen steht Ihnen Saambavi Poopalapillai, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim SVEB, zur Verfügung. 

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