Bisher ist Lausanne die einzige Learning City in der Schweiz. Doch was ist eine Learning City überhaupt? Und warum sollten wir mehr davon haben? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was ist eine Learning City?
Eine UNESCO Learning City ist eine Stadt, die das lebenslange Lernen für alle fördert und so aktuelle urbane Herausforderungen angeht. Indem die Stadt das Potential der Bildung nutzt, stärkt sie etwa den sozialen Zusammenhalt und die Inklusion, die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung und leistet einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Global zählen bereits über 350 Städte aus fast 80 Ländern zum Netzwerk der Learning Cities. Lausanne ist seit 2022 die einzige Vertreterin der Schweiz.
Wer steckt dahinter?
Hinter den Learning Cities steht die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur UNESCO. Dessen Institut für Lebenslanges Lernen (UIL) koordiniert das UNESCO Global Network of Learning Cities (GNLC). Dieses soll Inspiration und den Austausch von Best Practices bieten, Partnerschaften fördern und gemeinsame Lernprozesse anstossen. Das GNLC stellt ausserdem Werkzeuge und Instrumente zum Monitoring und zur Weiterentwicklung von Learning Cities.
Warum gibt es Learning Cities überhaupt?
Bis 2050 werden rund 80 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben – sodass gerade Städte zentral dafür sind, Lernen zu organisieren und zu verbreiten. Learning Cities wurden geschaffen, um den grossen Herausforderungen urbaner Räume wie soziale Ungleichheit, kulturelle Vielfalt, Umweltprobleme oder Demokratiefähigkeit durch lebenslanges Lernen zu begegnen. Sie unterstützen die Sustainable Development Goals, insbesondere SDG 4 (Bildung für alle) und SDG 11 (nachhaltige Städte).
Welche Vorteile hat es, eine Learning City zu sein?
Für die Bevölkerung steht die Förderung von Inklusion, Zugang und Chancengleichheit im Zentrum, besonders für vulnerable Gruppen – z. B. Migrantinnen und Migranten, ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen. Aber auch Ressourcen werden gebündelt und die lokale Wirtschaft und Kultur gestärkt. Weiterbildung als Motor bringt die Learning Cities voran und stärkt sie auch demokratisch.
Warum sollen noch mehr Städte Learning Cities werden – und wie wird das vorangetrieben?
Alle zwei Jahre können Städte eine Bewerbung zur Aufnahme ins Netzwerk einreichen – und erhalten Zugang zu Peer Learning, Kapazitätsaufbau und Monitoring-Instrumenten. Auf internationalen Konferenzen (z. B. Medellín 2019, Jubail 2024) treffen sich Mitglieder, um verbindliche Strategien (z. B. Jubail Commitment) zu verabschieden und gemeinsam Klimabildung, Digitalisierung oder Bildungspolitik voranzutreiben. Das GNLC bietet eine Plattform zur Vernetzung, zum Erfahrungsaustausch und zur gemeinsamen Strategieentwicklung. Jede Stadt sollte aber auch ein Eigeninteresse daran haben, Learning City zu werden. Zumal lebenslanges Lernen ein Schlüssel zu gesellschaftlicher Resilienz, Integration und nachhaltiger Stadtentwicklung ist – und Städte als Knotenpunkte fungieren für diese Transformation.
Was war die Motivation für die Stadt Lausanne, eine Learning City zu werden?
Lausanne möchte mittels Bildung und Weiterbildung eine integrative und nachhaltige soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung gewährleisten. Die Stadt fördert alle Formen des Lernens (formal, non-formal und informell) und entwickelt ein transversales Konzept. Als lernende Stadt konzentriert sie sich auf die Entwicklung des Personals durch Weiterbildung, die Unterstützung junger Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf sowie auf die staatsbürgerliche Erziehung von Kindern.
Warum setzt sich der SVEB dafür ein, dass es mehr Learning Cities gibt?
Das Konzept der Learning Cities trägt der Bedeutung der Weiterbildung Rechnung. Weiterbildung ist in Zeiten des Wandels wichtiger denn je. In der Schweiz haben rund ein Drittel der Bevölkerung Mühe mit Grundkompetenzen und es sind nach wie vor jene, die es am meisten bräuchten, die am seltensten eine Weiterbildung wahrnehmen. Learning Cities können genau jene für Weiterbildung sensibilisieren und dazu beitragen, dass möglichst alle Zugang zu Weiterbildung haben. Darum setzt sich der SVEB als Dachverband der Weiterbildung dafür ein, dass sich auch weitere Städte der Schweiz zu Learning Cities bekennen. Zu diesem Zweck findet am 28. Oktober in Bern eine Veranstaltung statt, in der der SVEB und die Schweizerische UNESCO-Kommission Vertreterinnen und Vertretern Schweizer Städte das Learning City-Konzept und -Netzwerk erläutern und Erfahrungsberichte präsentieren.