Mit Vali50+ haben die Hochschule für Wirtschaft und die Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz ein umfangreiches Instrument zur Ermittlung individueller digitaler Kompetenzen entwickelt. Es dienst zur Selbsteinschätzung, kann aber auch in Beratungen und bei der Auswahl einer Weiterbildung eingesetzt werden.
Von digitalen Kompetenzen ist heute viel und oft die Rede. Ohne sie, so scheint es, sind berufliches und privates Leben kaum mehr zu bewältigen. Und die rasante technologische Entwicklung führt dazu, dass auch immer neue Anwendungen verstanden und in die eigene Praxis integriert werden.
Doch von welchen Kompetenzen spricht man eigentlich? Und was umfassen sie tatsächlich? Oft werden digitale Kompetenzen informell angeeignet, es fehlen also entsprechende Zertifikate oder Nachweise. Um seine eigenen digitalen Kompetenzen sichtbar zu machen – für sich selbst und andere –, haben die Hochschule für Wirtschaft und die Pädagogische Hochschule, beide an der Fachhochschule Nordwestschweiz, 2020 ein Projekt lanciert, um Einzelpersonen zu ermöglichen, ein Profil der eigenen digitalen Kompetenzen zu erstellen sowie Schwächen und Stärken zu erkennen.
Vielseitiges Instrument
Aus dem Projekt hervorgegangen ist ein Arbeitsinstrument mit der Bezeichnung Vali50+. Es richtet sich zwar an erfahrene Berufsleute, ist aber auch geeignet, Jüngeren die eigenen Kompetenzen oder eben deren Fehlen aufzuzeigen. Es umfasst mehrere Arbeitsinstrumente wie Kompetenzrahmen, Kompetenzkartenset, eine Online-Selbsteinschätzung sowie Anleitungen und Vorlagen, um ein eigenes Kompetenzportfolio zu erstellen.
Die Nutzung der einzelnen Instrumente ist einfach. In der Online-Selbsteinschätzung wird man aufgefordert, die eigenen digitalen Kenntnisse in verschiedenen Kategorien zu bewerten. Damit man tatsächlich die richtige Bewertung trifft, wird eine Definition dessen angezeigt, wofür man sich hält: Einsteiger, Kenner oder sogar Profi? Zusätzlich werden die Kriterien zu jeder möglichen Selbsteinschätzung mitgeliefert.
Auch in der Beratung anwendbar
Das Kartenset wiederum ist eher für Beratungssituationen und Gruppenverfahren geeignet. Es ermöglicht eine spielerische Auseinandersetzung mit dem eigenen digitalen Können.
Vali50+ kann über die individuelle Standortbestimmung hinaus auch für Fachpersonen in der Arbeitsvermittlung nützlich sein, um Kandidatinnen und Kandidaten zu testen und ihnen bei der Entwicklung individueller Bewerbungsstrategien zu helfen oder eine Weiterbildung zu empfehlen. Auch bei der Mitarbeiterbeurteilung und natürlich bei der Wahl einer beruflichen Weiterbildung sind die Instrumente hilfreiche Begleiter.
Vali50+ ist ein umfangreiches Set von Instrumenten, die ineinandergreifen und so unterschiedliche Zugänge zur Ermittlung der eigenen digitalen Kompetenzen schaffen. Vorstellbar wäre auch eine Anwendung in der Weiterbildung selbst als Einstufungsinstrument oder zur Einführung zum Thema digitale Kompetenzen.
Es mangelt noch an erweiterten Kompetenzen
Das Tool kommt keineswegs zu früh. Mit Blick auf die eben erst aktualisierten Gesamtindikatoren zu digitalen Kompetenzen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt sich, dass zwar nahezu die gesamte Schweizer Bevölkerung Zugang zum Internet hat und auch digitale Grundkompetenzen weit verbreitet sind. Bei den erweiterten digitalen Kompetenzen zeigen sich jedoch deutliche altersspezifische Unterschiede. Verfügen in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen noch 60 Prozent über erweiterte digitale Kompetenzen, geht der Anteil bei den 45- bis 54-Jährigen auf 40 Prozent zurück. Gerade für sie ist Vali50+ ein wichtiges Instrument zur kritischen Selbstbeurteilung und für die wichtige Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen.
Das Kompetenzkartenset kann zum Preis von CHF 35.– per E-Mail bei martin.schmid@fhnw.ch bestellt werden. Ansonsten sind Nutzung und Einschätzungen des Tools kostenlos.