Aufgrund unterschiedlicher und unverbundener Förderstrukturen besteht bei den Angeboten im Bereich Grundkompetenzen eine starke Fragmentierung. Dies geht aus dem ersten Report Grundkompetenzen im Rahmen des SVEB-Branchenmonitors hervor. Eine bessere Koordination zwischen den fördernden Stellen könnte bei der Gewinnung von Teilnehmenden und der Angebotsentwicklung einen Paradigmenwechsel bewirken.
Das Erreichen der Zielgruppen und die Finanzierung der Angebote stellen die grössten Herausforderungen für Weiterbildungsanbieter dar, die im Bereich Grundkompetenzen aktiv sind. Dies zeigt die erste Anbieterbefragung im Bereich Grundkompetenzen, die der SVEB 2021 im Rahmen des jährlichen Branchenmonitors durchgeführt hat und deren Resultate nun vorliegen.
Der Report Grundkompetenzen verdeutlicht, dass die beiden Herausforderungen eng miteinander verbunden sind. Vorwiegend kantonale Fördergeber treten gegenüber den Anbietern als Auftraggeber auf und definieren die Ausgestaltung der Angebote massgeblich. Diese Rahmenbedingungen prägen die Prioritäten und Handlungsspielräume der Anbieter.
Neun von zehn Anbietern arbeiten eng mit vermittelnden Stellen zusammen. Diese sind vor allem öffentliche Institutionen wie RAV und Sozialdienste, aber auch private NGO und Betriebe.
Jeder Förderstruktur ihre Zielgruppe?
Da die Förderstrukturen jeweils unterschiedlich ausfallen – je nach Zielvorgaben und Finanzierungsbedingungen der Auftraggeber – und zumeist unverbunden nebeneinander bestehen, resultiert eine Fragmentierung im Bereich der Förderung der Grundkompetenzen; die Angebote sind meist nur für eine bestimmte Gruppe von Adressatinnen und Adressaten reserviert.
Cäcilia Märki, Leiterin des Bereichs Grundkompetenzen beim SVEB und Mitverfasserin der Studie, stellt die Frage, ob Erwachsene mit Förderbedarf in den Grundkompetenzen grundlegend andere Lernangebote brauchen, wenn sie stellensuchend oder erwerbstätig sind, Familienarbeit leisten oder aus anderen Gründen ihre Grundkompetenzen verbessern wollen.
Den Lernbedarf der Individuen ins Zentrum stellen
Die Antwort auf diese (rhetorische) Frage lautet tendenziell nein. Die Studie schlägt deshalb einen Paradigmenwechsel vor: Die Förderung der Grundkompetenzen aus der Sicht der Individuen und ihres Lern- und Förderbedarfs zu denken, würde es erlauben, Angebote zu entwickeln, die förderstrukturübergreifend sind und somit weniger ausschliessende Kriterien enthalten. Dies könnte auch positive Auswirkungen auf die Angebotsentwicklung haben und die Nachfrage auf eine neue Grundlage stellen. Auch die bis jetzt eher vernachlässigten Themen Qualitätssicherung sowie Aus- und Weiterbildung der Kursleitenden könnten gewinnen, hält der Bericht fest.
Wie die Förderung der Grundkompetenzen in unterschiedlichen Förderstrukturen ausgestaltet und wie die Spezialgesetze zueinander in Beziehung gesetzt werden, ist derzeit Gegenstand eines nationalen Projektes der Interinstitutionellen Zusammenarbeit (IIZ) «Förderung der Grundkompetenzen – Schnittstellen und Qualität».
Zur Methode
Für den Report Grundkompetenzen wurde eine Online-Befragung bei 784 Anbietern durchgeführt, davon haben 109 Personen den Fragebogen beantwortet. Nach der Datenbereinigung wurden die Angaben von 61 Weiterbildungsanbietern aus allen Sprachregionen der Schweiz in die Auswertung einbezogen. Da es sich um die erste Anbieterbefragung im Bereich Grundkompetenzen handelte, wurde der Fragebogen breit gestreut, um möglichst viele im Bereich Grundkompetenzen tätige Anbieter zu erfassen.
Bild: SVEB Report Grundkompetenzen