Es braucht Soft Skills, aber es fehlt die Zeit


Soft Skills wie Teamfähigkeit oder Kommunikation werden künftig noch stärker gefragt sein. Doch die Hauptschwierigkeit bei der Vermittlung dieser Kompetenzen ist es, Zeit dafür zu finden. Zu diesem Schluss kommt eine EU-Umfrage.

Der Fachkräftemangel ist eines der dominierenden Themen der Wirtschaft, weshalb die EU 2023 (und 2024) zum Europäischen Jahr der Kompetenzen erklärt hat. Zu diesem Zweck hat die Europäische Kommission auch eine Eurobarometer-Umfrage durchgeführt und dabei Unternehmen in ganz Europa befragt. Insgesamt wurden fast 13’000 Telefoninterviews mit Personen in leitenden Funktionen oder mit Rechtsreferentinnen und -referenten von Unternehmen durchgeführt. Erwachsenenbildung.at hat die wichtigsten Befunde zusammengefasst:

Soft, Digital und Hard Skills

So gaben 82 Prozent der Befragten an, dass es für ihr Unternehmen sehr wichtig sei, Arbeitnehmende mit den richtigen Kompetenzen zu haben. Mehr als drei Viertel der Befragten fanden jedoch, dass es sehr oder mässig schwierig sei, Arbeitskräfte mit den richtigen Kompetenzen zu finden.

Bei der Frage, welche Kompetenzen in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden, antworteten rund 68 Prozent der Befragten, dass Soft Skills in Zukunft sehr viel wichtiger oder etwas wichtiger werden. Mit Soft Skills sind Fähigkeiten wie Flexibilität, Teamfähigkeit, Kommunikation und kritisches Denken gemeint. Digital Skills, also Kompetenzen im Umgang mit digitalen Technologien, werden für 62 Prozent sehr viel oder etwas wichtiger. An dritter Stelle stehen Hard Skills, also beispielsweise technische Fähigkeiten, die für 47 Prozent der Befragten wichtiger werden. Grüne Kompetenzen, also Kompetenzen, die für die Ökologisierung der Geschäftstätigkeit erforderlich sind, werden für 42 Prozent sehr viel oder etwas wichtiger.

Bessere Instrumente zur Bewertung von Kompetenzen wären hilfreich

Was würde den Unternehmen dabei helfen, Arbeitskräfte mit den nötigen Kompetenzen zu finden? 57 Prozent der Befragten gaben an, dass eine bessere Zusammenarbeit mit der öffentlichen Arbeitsmarktverwaltung sehr oder mässig hilfreich wäre. 48 Prozent nannten bessere Instrumente zur Bewertung der Fähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerbern sehr oder mässig hilfreich. Fast ebenso viele (47 Prozent) gaben an, dass bessere Instrumente zur Bewertung des Kompetenzbedarfs ihres Unternehmens hilfreich wären. 39 Prozent der Befragten hielten auch einfachere Verfahren zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen für sehr oder mässig hilfreich.

Schwierig, Zeit zu finden

Die Unternehmen wurden auch gefragt, welchen Herausforderungen sie bei der Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden gegenüberstehen. Hier gab die Hälfte der Befragten an, dass es sehr oder mässig schwierig sei, Zeit für die Teilnahme an Weiterbildungen zu finden. 36 Prozent fanden es sehr oder mässig schwierig, geeignete Weiterbildungsmöglichkeiten für ihre Mitarbeitenden zu identifizieren. Ebenfalls 36 Prozent fanden es schwierig, die Weiterbildung der Mitarbeitenden zu finanzieren. 33 Prozent fanden es auch sehr oder mässig schwierig, den Weiterbildungsbedarf des Personals einzuschätzen.

Computergestützte Telefonbefragung

Im Mai 2023 führte das europäische Zentrum «Ipsos European Public Affairs» im Auftrag der Europäischen Kommission die Eurobarometer-Umfrage mittels Interviews durch. Befragt wurden kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Einzelhandel, dem Dienstleistungssektor und der Industrie innerhalb der EU.

Die Interviews wurden mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern (z.B. Geschäftsführung, CEOs), mit für kaufmännische Aufgaben verantwortlichen Personen (z.B. kaufmännische Leitung, Verkaufsleitung, Marketingleitung) oder mit Rechtsreferentinnen und Rechtsreferenten der Unternehmen geführt. Alle Interviews erfolgten per computergestützter Telefonbefragung. Die Stichprobe (insgesamt 12’909 Interviews) wurde aus einer internationalen Unternehmensdatenbank nach Unternehmensgrösse und Wirtschaftssektor ausgewählt.

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