Fremdsprachen lernen mit VR-Brillen – wir haben es ausprobiert  


Kann Virtual Reality dabei helfen, Sprachkenntnisse zu verbessern? Das SVEB-Team konnte dies einen Nachmittag lang testen – und kam zu unterschiedlichen Schlüssen.   

Das internationale Kooperationsprojekt XR Women hat zum Ziel, ein Lernszenario im Sprachunterricht mit geflüchteten Frauen zu erarbeiten, wobei XR-Technologien verwendet werden, also Geräte, um die Realität zu erweitern. Zu Recherchezwecken konnte das gesamte SVEB-Team während eines Nachmittags Virtual Reality-Brillen ausprobieren. 

Mit der VR-Brille von Meta Quest 2 übten die Mitarbeitenden ihre Französisch- oder Englischkenntnisse im Programm Mondly. Für dieses Vorhaben wurde der Sitzungsraum des SVEB so umgestellt, dass eine Bewegungsfläche von ca. 2 mal 2 Meter entstand.  

Plötzlich im Zug

Einige Mitarbeitende waren fasziniert vom immersiven Charakter der VR-Technologien. So ist man von der einen Sekunde zur nächsten gleich in einer komplett anderen Welt – sei es an der Hotelrezeption oder im fahrenden Zug. Die Szenarien in Mondly sind so gestaltet, dass man mit einer oder mehreren Personen sprechen kann. So kommt beispielsweise auf der Zugfahrt ein Kontrolleur vorbei und fragt nach dem Billet. So beginnt eine Konversation. 

Jene, die mehrere Szenarien innerhalb des Programms ausprobierten, schätzten die kleinen vorgefertigten Häppchen, wodurch die Lernsequenz sehr kurzweilig erschien. In der Situation im Zug zeigte sich gleichzeitig ein Nachteil dieses Programms: Der Kontrolleur fragt nach der «Fahrkarte», obwohl der Begriff Billet in der Schweiz gängiger ist.   

«Mir wird schlecht» 

VR-Brillen haben nebst ihren einzigartigen Vorteilen auch häufig unbekannte Nachteile. So traf auch an diesem Testnachmittag der Fall ein, dass es einer Person schwindlig wurde, sobald sie die Brille aufgesetzt hatte. Auch die sogenannte Motion-Sickness trat während eines Szenarios in einem fahrenden Auto auf. Wenn die Augen eine Fahrbewegung wahrnehmen und das Gleichgewichtsorgan eine andere Information erhält, kann es zu Schwindel (auf englisch: Motion-Sickness) kommen.  

Das zeigt, dass die Begleitung der Nutzerinnen und Nutzer von Fachpersonen begleitet werden muss. Während die KI innerhalb des Programms zwar die sprachlichen Fehler korrigieren kann, brauchen die Bildungsteilnehmenden Unterstützung in der richtigen Welt. Einerseits müssen die Nutzenden in die Bedienung der Geräte eingeführt werden, andererseits ist gerade bei Schwierigkeiten wie der Motion-Sickness rasch zu reagieren.  

Nächste Schritte im Projekt 

Während des ganzen Nachmittags konnte das SVEB-Team unterschiedliche Erfahrungen machen und verschiedene Erkenntnisse festhalten. So zeigte sich, dass die VR-Brillen einen starken immersiven Charakter haben. Eine Alltagssituation kann damit in einem Kursraum herbeigeführt werden. Auch Limitationen der Technologie für die Bildung konnten erfahren werden: Eine VR-Brille kann nur von einer Person aufs Mal verwendet werden und diese Person muss von einer Ausbilderin/einem Ausbilder angeleitet und begleitet werden.

Mit der Erfahrung aus diesem Ausprobiernachmittag und in Zusammenarbeit mit der Academia Group wird derzeit eine Lernsequenz für den Sprachunterricht mit geflüchteten Menschen entwickelt. Ziel ist es dabei, ein bestehendes Lernziel im Sprachunterricht mit einer neuen, innovativen Unterrichtsmethode zu erschliessen. Die Unterrichtseinheit wird zu Beginn des Jahr 2024 pilotiert.  

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