IAP-Studie: KI-Kompetenzen werden vorwiegend «by doing» angeeignet


Das Institut für Angewandte Psychologie der ZHAW hat Fach- und Führungspersonen zur Nutzung von KI befragt. Fazit: Die KI hat sich in der Arbeitswelt etabliert.

Die IAP Studie 2024 des Instituts für Angewandte Psychologie (IAP) der ZHAW untersucht die Auswirkungen generativer Künstlicher Intelligenz (GenKI) auf die Arbeitswelt. Dazu wurden 426 Fach- und Führungspersonen in der Schweiz befragt, von denen ein Drittel in KMU und zwei Drittel in Grossunternehmen tätig sind. Knapp zwei Drittel der Befragten haben Führungsaufgaben inne, 72 Prozent besitzen mindestens einen Fachhochschulabschluss. Der Altersdurchschnitt liegt bei 46 Jahren, wobei 40 Prozent männlich, 59,5 Prozent weiblich und 0,5 Prozent non-binär sind.

In einem Factsheet sind ausgewählte Resultate dargestellt, die vollständigen Ergebnisse der IAP Studie 2024 werden im April 2025 veröffentlicht.

Männer schätzen sich als kompetenter ein

Die Befragten schätzen ihre Kompetenz im Umgang mit GenKI unterschiedlich ein: 50 Prozent bewerten sie als mittel, 23 Prozent als hoch. Dabei schätzen Männer ihre Fähigkeiten signifikant höher ein als Frauen, obwohl beide Geschlechter GenKI ähnlich häufig nutzen. Der Erwerb von GenKI-Kompetenzen erfolgt hauptsächlich durch Learning by Doing und den Austausch mit anderen. Die Nutzung von GenKI wird überwiegend positiv wahrgenommen, verbunden mit Attributen wie Zielgerichtetheit, Begeisterung, Kreativität und Effizienz. Bezüglich der Auswirkungen auf Fähigkeiten und Arbeitsweisen berichten 43 Prozent von einer leichten Verbesserung ihrer Recherchefähigkeiten und 41 Prozent von einer Qualitätssteigerung der Arbeitsergebnisse. Auch kritisches und kreatives Denken haben sich etwas verbessert, zudem zeigen sich eine leichte Stressreduktion sowie eine erhöhte Arbeitsmotivation.

Jüngere Generationen nutzen KI häufiger

GenKI hat sich in der Arbeitswelt etabliert: 28 Prozent der Befragten nutzen GenKI mehrmals täglich, 32 Prozent mehrmals pro Woche, 26 Prozent mehrmals pro Monat und 14 Prozent seltener. Jüngere Generationen (Generation Z) setzen GenKI häufiger ein als ältere (Generation X), wobei zwischen den Geschlechtern keine Unterschiede in der Nutzungshäufigkeit bestehen. Kostenfreie und öffentlich zugängliche GenKI-Tools werden am häufigsten genutzt, gefolgt von unternehmensintern bereitgestellten Tools. 38 Prozent der Befragten verwenden GenKI hauptsächlich beruflich, 34 Prozent sowohl beruflich als auch privat. Die häufigsten Anwendungsbereiche sind Textgenerierung und -überarbeitung, Ideenfindung und Recherche. Die Zufriedenheit mit den KI-generierten Ergebnissen ist überwiegend hoch, insbesondere bei häufiger Nutzung. 79 Prozent der Befragten überprüfen die Ergebnisse auf Korrektheit und Qualität, selten werden sie unverändert übernommen. Die meisten benötigen mehrere Versuche, um ein brauchbares Ergebnis zu erzielen. Die Hälfte der Teilnehmenden gibt an, nie oder selten offenzulegen, dass Texte mithilfe von GenKI erstellt wurden. Im Durchschnitt schätzen die Befragten, dass bereits 20 Prozent ihrer Arbeit durch GenKI erledigt werden könnten.

Nur ein Drittel hat offizielle Regelungen

67 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Arbeitgeber die Nutzung von GenKI erlauben, jedoch wird die Nutzung nur bei der Hälfte dieser Personen aktiv gefördert. 28 Prozent der Arbeitgeber erwarten den Einsatz von GenKI. Lediglich 32 Prozent der Befragten berichten von offiziellen Regelungen zur GenKI-Nutzung, und nur 22 Prozent fühlen sich durch diese Regeln sicher im Umgang mit GenKI. Bisher zeigen sich wenige Auswirkungen auf die Teamzusammenarbeit durch den Einsatz von GenKI. Allerdings konsultieren häufige GenKI-Nutzerinnen und -nutzer ihre Führungskräfte, Teamkolleginnen und -kollegen sowie Mitarbeitende aus anderen Abteilungen etwas seltener. Die Nutzung von GenKI für fachliche oder routinemässige Texte beeinflusst die wahrgenommene Kompetenz neutral bis positiv; bei persönlichen Texten wirkt sie neutral bis negativ. Hinsichtlich der wahrgenommenen Vertrauenswürdigkeit zeigt sich, dass bei der Nutzung von GenKI für persönliche Texte eine neutrale bis negative Wirkung besteht.

Starke Veränderungen erwartet

Die Mehrheit der Befragten betrachtet GenKI als langfristigen Trend. 50 Prozent sehen darin eine Chance für ihre berufliche Entwicklung, während nur 8 Prozent GenKI als Risiko einschätzen. 71 Prozent erwarten in den nächsten fünf Jahren eine mässige bis starke Veränderung ihrer Arbeit durch GenKI, 21 Prozent rechnen sogar mit sehr starken Veränderungen.

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