KI in der Weiterbildung: nur bedingte Effizienzsteigerung


Dass künstliche Intelligenz in der Weiterbildung zur Anwendung kommt, ist klar. Aber wie? Das hat der SVEB in einer eigens gegründeten KI-Expertengruppe besprochen. Befund: Eine Steigerung der Produktivität ist nicht selbstverständlich.

Artikel: Lynette Weber

Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und birgt neben grossen Herausforderungen auch enormes Potenzial für die Weiterbildung. Der SVEB verfolgt die aktuellen Entwicklungen und unterstützt das Weiterbildungsfeld dabei, KI sinnvoll einzusetzen und die nötigen Kompetenzen dafür zu entwickeln. 

Im Rahmen dieser Arbeiten hat der SVEB seit 2025 eine Expertengruppe aufgebaut mit dem Ziel, den Austausch über Entwicklungen, Chancen, Risiken und Potenziale von KI in der Weiterbildung zu fördern. Die Arbeitsgruppe soll den SVEB bei Projekten rund um das Thema KI begleiten und beraten sowie dabei helfen, praxisorientierte Handlungsempfehlungen für Weiterbildungsakteure zu entwickeln. Insgesamt umfasst die Arbeitsgruppe rund 15 Fachpersonen aus der Weiterbildung sowie Forschende unterschiedlicher Hochschulen, die sich vertieft mit KI beschäftigen. Bei Bedarf werden zusätzliche Expertinnen und Experten hinzugezogen. Zweimal pro Jahr trifft sich die Gruppe zu einem Austausch; am 7. November 2025 fand das zweite Treffen statt.

Effizienzsteigerung durch KI? 

Ein wesentlicher Teil der Diskussion drehte sich um die Frage, ob KI tatsächlich zu effizienteren Arbeits- und Lernprozessen führt. Die Einschätzungen der Expertinnen und Experten fielen differenziert aus: KI könne zwar bestimmte Routineaufgaben übernehmen und so Raum für kreative Tätigkeiten schaffen, allerdings sei dadurch eine Steigerung der Produktivität keineswegs selbstverständlich. So erfordere eine dynamische, oft unübersichtliche Tool-Landschaft zusätzlichen Aufwand, häufige Toolwechsel, Qualitätsunterschiede oder plötzliche Änderungen im Verhalten von Modellen eine kontinuierliche Anpassung. Effizienz sei damit stark kontextabhängig und nicht allein über Zeitersparnis zu definieren. Die Gruppe ist sich einig; bei fachlich und didaktisch sinnvoller Nutzung sind Produktivitätsgewinne möglich. Noch seien viele Beschäftige allerdings unsicher, wie sie KI konkret zur Steigerung ihrer Produktivität einsetzen können – ein Hinweis für einen zunehmenden Qualifizierungsbedarf. 

Reflektierter Umgang mit KI ist entscheidend 

Die Expertinnen und Experten warnten vor einem unreflektierten Umgang mit KI. So zeige sich aus der Praxis, dass Lernende und Mitarbeitende KI-Ergebnisse oft ungeprüft übernähmen, was zu fehlerhaften Resultaten führen könne. Darüber hinaus wurde darauf hingewiesen, dass KI zunehmend unbemerkt in alltägliche digitale Werkzeuge integriert werde. Viele Menschen würden nicht mehr erkennen, wann Inhalte KI-generiert sind. Dies verändere die Art und Weise, wie Informationen gefunden, verarbeitet und bewertet werden. Nutzende sollen erkennen können, unter welchen Bedingungen KI tatsächlich verlässlicher oder effizienter ist als der Mensch. Entscheidend sei dafür die Fähigkeit, KI-Ergebnisse nachzuvollziehen, kritisch zu hinterfragen und fachlich einzuordnen. 

Digitale Spaltung vermeiden 

Während des Austauschs ebenfalls thematisiert wurde eine möglicherweise zunehmende digitale Spaltung. Insbesondere Menschen mit geringen digitalen Kompetenzen könnten von technologischen Entwicklungen abgehängt werden. Das Risiko, dass technologische Entwicklungen bestehende Ungleichheiten verstärkt, steige. Erforderlich seien daher umfassende Programme und Modelle, die Menschen mit geringem Vorwissen frühzeitig unterstützen und beim Kompetenzaufbau begleiten. 

Geschlossene Systeme 

Weiter wurde hervorgehoben, dass geschlossene, spezialisierte KI-Systeme in professionellen Bereichen häufig zuverlässiger seien als offene, generische Modelle. Solche Expertensysteme gälten als potenziell zukunftsträchtiges Geschäftsmodell – auch wenn unklar sei, wie sich der Markt regional entwickeln wird. 

Lernprozesse im Umgang mit KI

Abschliessend wurde die Frage aufgegriffen, wie Lernprozesse sichergestellt werden können, wenn KI grosse Teile der Aufgaben übernimmt. Für eine nachhaltige Kompetenzentwicklung sei entscheidend, dass Lernende Ergebnisse nachvollziehen, kritisch hinterfragen und fachlich vertreten können, so der Tenor. KI dürfe nicht als Abkürzung verstanden werden, sondern müsse bewusst in Lehr- und Lernprozesse integriert werden. Der Aufbau eigener Denk- und Problemlösefähigkeiten bleibe somit weiterhin zentral. Einigkeit bestand ausserdem darin, dass fachliches Verständnis unverzichtbar bleibe, denn ohne inhaltliche Kenntnisse liessen sich KI-Ergebnisse kaum beurteilen.  

SVEB-Hackathon im März

Auch der vom SVEB lacierte Hackathon (11.-12. März 2026) wird sich dieser Thematik annehmen. Im Rahmen unterschiedlicher Challenges sollen innovative Ideen entwickelt werden, wie KI in Weiterbildungspraxis und -institutionen sinnvoll und gewinnbringend genutzt werden kann. Den Teilnehmenden bietet sich dadurch die Möglichkeit, sich mit anderen Fachleuten der Branche zu vernetzen, mit ihnen zu diskutieren und gemeinsam die Zukunft der Weiterbildung zu gestalten.

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