Klimabewusstsein durch Weiterbildung – auf dem Weg zur CONFINTEA VII


Im Juni 2022 findet in Marokko die siebte Weltkonferenz für Weiterbildung, die CONFINTEA VII, statt. Bereits seit letztem Jahr laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren; Weiterbildungsakteure diskutieren in Workshops zentrale Themen des internationalen Treffens. SVEB-Direktor Bernhard Grämiger wird die Schweizer Weiterbildungsakteure an der Konferenz repräsentieren. Wieso diese für die Schweiz wichtig ist, lesen Sie im Interview.

Bernhard Grämiger, Sie nehmen im Juni an der Weltkonferenz für Weiterbildung, CONFINTEA VII, in Marokko teil. Was beinhaltet Ihre Aufgabe dort?
Ich bin Teil der Schweizer Delegation, welche von der Schweizer UNESCO-Kommission koordiniert wird. Unsere Aufgabe ist es, die Anliegen der Schweiz einzubringen und so unsere Interessen zu vertreten. Wichtig ist zudem der Austausch und die Vernetzung mit den anderen Konferenzteilnehmenden.

Vor der offiziellen Konferenz werde ich auch noch am Treffen der Organisationen der Zivilgesellschaft mitwirken, welche im Weltverband für Weiterbildung, dem International Council for Adult Education (ICAE) zusammengeschlossen sind. Aktuell bin ich im ICAE-Vorstand als Vice President for Europe aktiv.

Was ist das Ziel der CONFINTEA VII?
Ziel der nächsten CONFINTEA ist einerseits eine weltweite Bestandsaufnahme zur Weiterbildung. An der Konferenz wird der Weltbericht zur Weiterbildung veröffentlicht und diskutiert. Andererseits geht es darum, die Weichen für die Weiterentwicklung der Weiterbildung für die nächsten zwölf Jahre zu stellen. Dazu verabschieden die UNESCO-Mitgliedstaaten an der CONFINTEA einen Aktionsplan mit Zielen und Massnahmen.

Welche Themen werden an der CONFINTEA VII besprochen?
Das ganz grosse Thema der Konferenz ist die Frage, wie die Weiterbildung zur nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. So wird beispielsweise diskutiert werden, welchen Beitrag die Weiterbildung zum Klimaschutz leisten kann. Es werden aber auch die Kernthemen der Weiterbildung besprochen, also beispielsweise die Finanzierung der Weiterbildung, die Qualitätssicherung oder die Förderung der Weiterbildungsteilnahme.

Welche Rolle spielt die CONFINTEA VII bei der Erreichung der Agenda for Sustainable Development der UNO?
Eine sehr wichtige Rolle. Es zeigt sich immer klarer, dass die Ziele der Agenda 2030 nur erreicht werden können, wenn Erwachsene sich weiterbilden und über die notwendigen Kompetenzen verfügen. Weiterbildung ist die Grundlage für Veränderung in fast allen Lebensbereichen. Wir sprechen deshalb von der «transformativen» Kraft des Lernens.

In Nigeria sieht die Weiterbildungslandschaft anders aus als in Indien und diese wiederum anders als jene in der Schweiz. Gibt es Themen, die alle Länder gleichermassen betreffen?
Grundsätzlich betreffend alle Themen alle Länder – die Herausforderungen stellen sich teils nur auf einer anderen Ebene. Nehmen wir das Thema Finanzierung. Während es in Entwicklungsländern darum geht, eine Grundfinanzierung für die Weiterbildung sicherzustellen, geht es in der Schweiz primär um das gezielte Schliessen von Finanzierungslücken. Wichtig ist auch zu sagen, dass wir als Schweizerinnen und Schweizer mit einem sehr gut ausgebauten Weiterbildungssystem immer noch sehr viel von den Erfahrungen anderer Länder lernen können.

Und welche Themen sind für die Schweiz besonders relevant?
In der bisherigen Vorbereitungsphase haben wir auf die Wichtigkeit der Qualitätssicherung, der Förderung der Weiterbildungsteilnahme, die Zusammenarbeit und Koordination zwischen Akteuren sowie die Sicherstellung der Finanzierung hingewiesen. Hervorgehoben haben wir zudem die Rolle der Weiterbildung im Klimawandel sowie zur Förderung von Demokratie, Gesundheit und sozialer Inklusion.

Wie wird sich die CONFINTEA VII auf die Schweizer Weiterbildungslandschaft, die einzelnen Akteuren auswirken?
Der Aktionsplan, der an der CONFINTEA verabschiedet wird, ist auch für die Schweiz bindend. Die einzelnen Akteure können sich auf die Ziele und Massnahmen beziehen und auf dieser Grundlage das Schweizer Weiterbildungssystem weiterentwickeln. Ich erwarte vom Aktionsplan neue Impulse für die Weiterbildungspolitik unseres Landes.

Interview: Marianne Müller

Bild: SVEB-Direktor Bernhard Grämiger