Der neue OECD-Bericht «Skills that matter for success and well-being in adulthood» macht deutlich, dass im Arbeits- und Lebensumfeld nicht nur kognitive Kompetenzen zählen. Ebenso entscheidend für Erfolg und Wohlbefinden sind soziale und emotionale Fähigkeiten.
Die Studie basiert auf der jüngsten Runde der internationalen Erwachsenenkompetenzmessung PIAAC, die in 31 Ländern durchgeführt wurde – darunter auch die Schweiz. Erfasst wurden neben kognitiven Kompetenzen in den neuesten Erhebungen von PIAAC erstmals auch Angaben zu sozio-emotionalen Fähigkeiten: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Extravertiertheit und Neurotizismus. Die OECD orientierte sich dabei am Big-Five-Modell, das versucht die grundlegenden Eigenschaften der menschlichen Persönlichkeit zu beschreiben.
Die im Bericht präsentierten Auswertungen widmen sich drei Bereichen, in denen ein Zusammenhang mit sozio-emotionalen Fähigkeiten aufgezeigt werden. Diese sind Bildungserfolg, Erfolg auf dem Arbeitsmarkt sowie Gesundheit, Wohlbefinden und gesellschaftliches Engagement.
Was soziale und emotionale Fähigkeiten bewirken
Die Ergebnisse zeigen, dass Erwachsene mit hoher Offenheit, Gewissenhaftigkeit oder emotionaler Stabilität im Durchschnitt über höhere Bildungsabschlüsse verfügen und sich häufiger weiterbilden. Offenheit für neue Erfahrungen steht international besonders stark in Zusammenhang mit der Bereitschaft, lebenslang zu lernen. In der Schweiz ist der Zusammenhang aber nur schwach.
Auch für den beruflichen Erfolg spielen diese Fähigkeiten eine wichtige Rolle. Menschen mit ausgeprägter emotionaler Stabilität und Extraversion sind häufiger erwerbstätig und berichten häufiger von positiven Arbeitserfahrungen. Während kognitive Fähigkeiten insgesamt weiterhin mehrheitlich Lohnunterschiede erklären, wirken sozio-emotionale Fähigkeiten zusätzlich und unabhängig davon auf Beschäftigungsfähigkeit, berufliche Entwicklung und Arbeitszufriedenheit.
Neben dem Erfolg auf dem Arbeitsmarkt beeinflussen sozio-emotionale Fähigkeiten auch die persönliche Lebensführung. Höhere emotionale Stabilität, Verträglichkeit oder Gewissenhaftigkeit gehen mit besserer Gesundheit, höherer Lebenszufriedenheit und stärkerem gesellschaftlichen Engagement einher. Interessant ist zudem, dass diese Effekte bestehen bleiben, selbst wenn Unterschiede in den kognitiven Fähigkeiten berücksichtigt werden.
Empfehlungen der OECD für die Weiterbildung
Aus diesen Befunden leitet die OECD Empfehlungen für die Weiterbildung ab. Weiterbildungsangebote sollten sozio-emotionale Fähigkeiten stärker berücksichtigen und gezielt fördern. Weiterbildungen, die neben fachlichen und kognitiven Kompetenzen auch sozio-emotionale Fähigkeiten stärken, können langfristig sowohl die Erwerbschancen als auch die Lebensqualität verbessern. Gleichzeitig fordert die OECD, dass Lernmöglichkeiten noch stärker im Alltag und am Arbeitsplatz verankert werden sollen, damit Kompetenzen dort aufgebaut werden können, wo sie unmittelbar gebraucht werden. Zudem regt der Bericht ein regelmässiges Monitoring sozio-emotionale Fähigkeiten an, um Entwicklungen im Erwachsenenalter sichtbar zu machen und die Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik gezielt zu steuern.
Der OECD-Bericht liefert wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Schweizer Weiterbildung. Er zeigt, dass sozio-emotionale Fähigkeiten ebenso entscheidend sind wie kognitive Kompetenzen. Damit stärken die Ergebnisse die Bedeutung einer breit verstandenen Weiterbildung.
Was die Studienresultate mit Future Skills zu tun haben, können Sie hier nachlesen.

