Gemäss einer Schätzung der Europäischen Kommission sollen sich die Umsatzzahlen für kleine und kürzere Lernangebote bis 2025 fast verdoppeln. Die EU empfiehlt, Micro-Credentials zu fördern und einheitlich umzusetzen. In der Schweiz gibt es dazu bisher einzelne Angebote, aber noch keine übergeordneten Initiativen. Ein Grundlagenbericht des SVEB gibt Einblick in die aktuelle Situation.
Micro-Credentials sind eine Form des Qualifikationsnachweises für kleine Lerneinheiten. Was genau darunter zu verstehen ist und wie solche Mikro-Abschlüsse in der Praxis umgesetzt werden können, bleibt oft unklar. Zwar hat die EU eine Definition von Micro-Credentials vorgeschlagen und Empfehlungen für eine einheitliche Umsetzung abgegeben, in der Schweiz gibt es aber bisher kein einheitliches Verständnis von Micro-Credentials.
Grundlagenbericht des SVEB
Im Rahmen eines Praxisprojektes hat der SVEB Informationen zur Nutzung von Micro-Credentials im internationalen Kontext sowie in der Schweiz zusammengetragen und analysiert. Mit diesem Projekt möchte der SVEB Weiterbildungsanbieter dabei unterstützen, das Potenzial von Micro-Credentials einzuschätzen. Weiter soll das Projekt Grundlagen liefern, um die Herausforderungen bei der Umsetzung von Mikro-Abschlüssen erkennen zu können.
Klärungs- und Handlungsbedarf
Der nun vorliegende Bericht zeigt, dass sich in der Schweiz vor allem Hochschulen mit der Entwicklung von Micro-Credentials befassen. Im Weiterbildungsbereich besteht zwar Interesse an Mikro-Abschlüssen, angeboten werden diese aber bisher nur vereinzelt. Ein Grund für die zögerliche Haltung gegenüber Micro-Credentials liegt in der grossen Heterogenität der Begriffe, Konzepte und Erwartungen. In der Schweiz gibt es weder eine einheitliche Definition noch – wie in einigen europäischen Ländern – übergeordnete Initiativen zur koordinierten Entwicklung von Micro-Credentials.
Fördern Micro-Credentials den Zugang zu Weiterbildung?
Zu den Hoffnungen, die sich mit Micro-Credentials verbinden, gehört die Aussicht, mit kleinen Lerneinheiten bildungsungewohnte Zielgruppen leichter erreichen und zum Lernen motivieren zu können. Tatsächlich haben Weiterbildungsanbieter dieses Ziel, das auch in den EU-Empfehlungen explizit benannt wird, bisher noch kaum anvisiert. Die meisten Beispiele von Micro-Credentials, die in der Weiterbildung in der Schweiz bis jetzt umgesetzt wurden, betreffen Hochschulen und richten sich damit an bildungsgewohnte Zielgruppen.
Folgeprojekt zur Umsetzbarkeit von Micro-Credentials in der Schweiz
Auf diesem Hintergrund ist es für Weiterbildungsanbieter schwierig einzuschätzen, ob sich die Entwicklung von Micro-Credentials lohnen würde und mit welchen Investitionen und Herausforderungen zu rechnen wäre.
Im Anschluss an das erste Praxisprojekt plant der SVEB ein Folgeprojekt, um die Umsetzbarkeit von Micro-Credentials in der schweizerischen Weiterbildung vertieft zu analysieren. Dazu gehören insbesondere Nutzenanalysen bei Individuen, Weiterbildungsanbietern und Akteuren aus dem Arbeitsmarkt.