«Das muss sich ändern»: Stellungnahme zur PISA-Studie


Wie ist die PISA-Studie aus Sicht der Weiterbildung zu deuten? Und was sind die Schlussfolgerungen? SVEB-Direktor Bernhard Grämiger ordnet ein.

Jede vierte Schülerin, jeder vierte Schüler hat Mühe mit Lesen und Schreiben. Das hat die neueste PISA-Studie ergeben. Und auch wenn wir in der Schweiz im Vergleich immer noch gut dastehen, ist man im Vorzeige-Land alarmiert: Was läuft falsch? Was müssen wir tun, damit wir in der nächsten PISA-Studie wieder besser abschneiden? 

Aus Sicht der Weiterbildung ist eine andere Frage zentral: Was können wir unternehmen, damit die Kinder und Jugendlichen mit Leseschwäche nicht Erwachsene mit Leseschwäche bleiben? Denn wie wir wissen, sind Menschen mit geringen Grundkompetenzen stärker von Armut, gesundheitlichen Problemen und Arbeitslosigkeit betroffen als der Bevölkerungsdurchschnitt. Die sozialen Kosten der Leseschwäche in der Schweiz werden auf 1,316 Milliarden Franken pro Jahr beziffert1.

Weiterbildungsangebote sind nötig

Änderungen am Schulsystem mögen zukünftigen Schülerinnen und Schülern zugutekommen. Jenen 25 Prozent der 15-Jährigen, welche ungenügend lesen können, bringen sie allerdings nichts mehr. Für die meisten von ihnen sind spätestens nach Abschluss der beruflichen Grundbildung Weiterbildungsangebote nötig, in denen sie ihre Grundkompetenzen verbessern können.  

Schätzungsweise haben in der Schweiz rund 800’000 Erwachsene ungenügende Lese- und Schreibfähigkeiten, 400’000 haben grosse Schwierigkeiten, einfache Rechenaufgaben zu lösen2 und 1,5 Millionen verfügen über keine oder geringe Kompetenzen im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien3. Gleichzeitig nehmen weniger als ein Prozent von ihnen Bildungsmassnahmen zur Verbesserung ihrer Grundkompetenzen in Anspruch. Das muss sich ändern.  

Finanzielle Mittel gefragt

Das Weiterbildungsgesetz bietet Bund und Kantonen finanzielle Mittel, um Angebote zu fördern, die Grundkompetenzen bei Erwachsenen aufbauen und festigen. Der SVEB setzt sich ein für ein flächendeckendes, innovatives, bedarfs- und zielgruppenspezifisches Bildungsangebot in allen Grundkompetenzbereichen. Auch braucht es verstärkt Massnahmen wie beispielsweise Gutscheinprojekte, welche die Nachfrage nach Grundkompetenzkursen fördern. Schliesslich sind weitere finanzielle Mittel sowie die Förderung der Ausbildenden gefragt. 

Der Bundesrat hat den Handlungsbedarf erkannt und für die nächste BFI-Botschaft mehr Mittel für die Kantone zur Förderung der Grundkompetenzen vorgeschlagen. Der SVEB begrüsst diese Entwicklung und fordert das Parlament auf, dem Vorschlag Folge zu leisten. 

Quellen:
1 J. Guggisberg, P. Detzel und H. Stutz, Volkswirtschaftliche Kosten der Leseschwache in der Schweiz, Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS AG, 2007. 
2 Bundesamt für Statistik (BFS), Lesen und Rechnen im Alltag; Grundkompetenzen von Erwachsenen in der Schweiz, Neuchâtel, 2006. 
3 Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Skills Studies; Adults, Computers and Problem Solving: What’s the Problem?, 2015.