Ein von hinten fotografierter Mann, der in Richtung fünf verschwommener Unterrichtsteilnehmerinnen und -teilnehmer schaut und es darauf verweist, dass die Teilnahme an der Weiterbildung weiter gesunken ist.

Teilnahme an Weiterbildung weiter gesunken


Bildeten sich vor fünf Jahren noch durchschnittlich 62% der Erwachsenen im Verlauf eines Jahres weiter, sind es jetzt nur noch 45%. Das zeigen die neuesten Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS). Den massiven Rückgang der Weiterbildungsbeteiligung erklärt das BFS mit der Pandemie. Ob die Beteiligung nach der Pandemie wieder steigen wird, ist allerdings ungewiss. Der SVEB fordert deshalb Massnahmen, um die Weiterbildungsteilnahme zu stützen.

Die aktuellen Zahlen des BFS stammen aus der Befragung «Mikrozensus Aus- und Weiterbildung», die alle fünf Jahre durchgeführt wird. Die Resultate beziehen sich auf das Jahr 2021 und zeigen, dass die Weiterbildungsaktivität der erwachsenen Bevölkerung im Vergleich zur letzten Befragung von 2016 von 62% auf 45% gesunken ist. Dies entspricht einem Rückgang um mehr als ein Viertel (27%).

Ein ähnliches Bild zeigte schon die Arbeitskräfteerhebung (SAKE), deren Resultate das BFS im April publiziert hatte. Im Unterschied zum Mikrozensus erfasst die jährliche SAKE nicht die Weiterbildungsaktivität des gesamten Jahres, sondern der vier Wochen vor der Befragung. Die quartalsweise erfasste SAKE zeigt für 2021 im Vergleich zu 2016 einen noch höheren Rückgang als der Mikrozensus. Gemäss SAKE ist die Beteiligung von total 26% im 2016 auf 17% im 2021 gesunken, was einem Rückgang um mehr als 35% entspricht.

Berufliche Weiterbildung steht im Zentrum

Der weitaus grösste Teil der Weiterbildungen wird gemäss Mikrozensus aus beruflichen Gründen unternommen: 30% der Bevölkerung zwischen 25 und 74 Jahren bilden sich ausschliesslich aus beruflichen Gründen weiter, 7% ausschliesslich aus ausserberuflichen Gründen und bei 8% spielen beide Gründe eine Rolle.

Thematisch stehen bei der beruflichen Weiterbildung «Wirt­schaft, Arbeit» (29%), «Wissenschaft, Technik» (18%), «Informatik» (17%) und «Gesund­heit» (15%) im Zentrum. Bei der ausserberuflich motivierten Weiterbildung sind es die Themenbereiche «Sport, Kunst, Kreatives» (29%) «Wissenschaft, Technik» (15%) und «Sprachen» (13%).

Disparität bleibt hoch

Unverändert hoch ist die Teilnahmedisparität zwischen hoch und gering qualifizierten Personen. Beträgt die Teilnahmequote bei Personen mit einem tertiären Abschluss fast 62%, liegt sie bei Personen mit einem Abschluss auf Stufe Sek II bei knapp 38% und bei Personen ohne nachobligatorische Ausbildung bei nur 16%.

Eine wichtige Rolle spielen auch der Arbeitsmarktstatus, das Pensum, das Alter und die berufliche Stellung. Generell gilt, dass Personen, die erwerbstätig, jünger als 55 Jahre, in einem hohen Pensum oder einer höheren beruflichen Position tätig sind, mehr Weiterbildung nutzen als Personen, die in kleinen Pensen (unter 50%) arbeiten, selbstständig, nicht erwerbstätig oder über 55 Jahre alt sind.

Nur geringe Unterschiede stellt das BFS hingegen zwischen der Weiterbildungsaktivität von Männern und Frauen fest. Beim Migrationsstatus zeigt sich eine etwas tiefere Beteiligung von Personen der ersten Generation mit Migrationshintergrund. Bei der zweiten Generation unterscheidet sich die Teilnahmequote kaum von jener der Personen ohne Migrationshintergrund.

Perspektive der Anbieter

Die vom Mikrozensus aufgezeigte Entwicklung bei der Weiterbildungsbeteiligung spiegelt sich in den periodischen Befragungen von Weiterbildungsinstitutionen durch den SVEB. Gemäss letztjährigem SVEB-Branchenmonitor brach das Weiterbildungsangebot im ersten Pandemiejahr 2020 um rund 40% ein. Die Hälfte der Anbieter verzeichnete für 2020 eine sinkende Nachfrage. Allerdings erwarteten die Anbieter für 2021 eine langsame Erholung der Nachfrage sowie ihrer wirtschaftlichen Situation. Die Zahlen des BFS zeigen nun in die entgegengesetzte Richtung: Gemäss SAKE hat sich die Weiterbildungsbeteiligung im zweiten Pandemiejahr 2021 nicht erholt, sondern im Gegenteil nochmals deutlich reduziert.

Die Erhebung des SVEB-Branchenmonitors für 2021 ist in Gang. Sie wird zeigen, was diese Entwicklung für die Weiterbildungsanbieter und die Branche insgesamt bedeutet. Sollte die Weiterbildungsaktivität der Bevölkerung dauerhaft abnehmen, hat dies gravierende Konsequenzen nicht nur für die Institutionen, sondern vor allem für die Kompetenzen verschiedener Bevölkerungsgruppen und damit auch für deren berufliche und gesellschaftliche Teilhabe.

Politischer Handlungsbedarf

Der SVEB fordert deshalb mit Nachdruck gezielte Massnahmen, um die Weiterbildungsnachfrage zu stützen. Bereits 2021 hat er dem Bund dazu in einem Positionspapier mehrere Vorschläge unterbreitet. Bewegt hat sich bisher wenig. Notwendig ist zudem ein Dialog zwischen Bund, Kantonen, Sozialpartnern sowie den Weiterbildungsakteuren, damit gemeinsame Ziele und Massnahmen verabschiedet werden können.

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Bild: Teilnahme Weiterbildung