Viamia: Bisher nutzten es die Hochqualifizierten


Im Evaluationsbericht zum Laufbahnberatungsprojekt für über 40-Jährige zeigt sich: Vor allem gut ausgebildete und erwerbstätige Frauen nutzten das Angebot. Darum sollen die Kantone weiter verstärkt Geringqualifizierte ansprechen.

Seit Januar 2022 erhalten Interessierte über 40 in der ganzen Schweiz bei viamia eine kostenlose berufliche Standortbestimmung. Nun hat das SBFI den Evaluationsbericht zum Projekt veröffentlicht. Darin ziehen das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), die Schweizerische Konferenz für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (SK BSLB), die kantonalen Projektverantwortlichen sowie die Beratungspersonen gesamthaft eine positive Bilanz zur organisatorischen und inhaltlichen Umsetzung von viamia. «Es darf als Erfolg bezeichnet werden, wenn mit viamia erstmals ein nationales Laufbahnberatungsangebot lanciert wurde und von allen Kantonen angeboten wird», heisst es im Bericht.

Vor allem gut ausgebildete Frauen

Insgesamt kann das Projekt 13169 abgeschlossene Fälle verzeichnen. Von den Personen, die eine Laufbahnberatung über viamia in Anspruch genommen haben, waren 70 Prozent weiblich, 85 Prozent hatten die Schweizer Staatsbürgerschaft und 82 Prozent waren erwerbstätig. 39 Prozent hatten einen Hochschulabschluss und 49 Prozent wiesen eine starke oder sehr starke Arbeitsmarktfähigkeit auf. Ausserdem waren 42 Prozent der Teilnehmenden zwischen 40 und 45 Jahren alt.

Die viamia-Beratung habe die Bereitschaft erhöht, eine berufliche Umorientierung zu wagen respektive eine Aus- oder Weiterbildung in Angriff zu nehmen, so der Bericht. Dies wurde als häufigste Veränderung der Arbeitssituation registriert. Bei einer Mehrheit der Teilnehmenden habe sich die Arbeitsmotivation aber nicht entscheidend verändert.

Geringqualifizierte gezielter ansprechen

Bereits in den ersten Phasen des Programms wurde festgestellt, dass das Angebot Geringqualifizierte – also Personen, die höchstens die obligatorische Schulzeit absolviert haben – nicht in gewünschtem Mass erreichen konnte. In der Folge wurde diese Zielgruppe mit Promotionsmassnahmen gezielt adressiert. Trotzdem bleibe es eine Herausforderung, Geringqualifizierte zu erreichen, da diese im Vergleich zur Gesamtbevölkerung unterdurchschnittlich an viamia-Beratungen teilnehme.

Darum sei es nötig, dass die Kantone ihre zielgruppenspezifischen Promotionsmassnahmen weiter intensivieren.

Konkurrenz zu privaten Laufbahnberatung

Viamia stand auch in der Kritik, weil private Laufbahnberater seit dem Start des Projekts weniger Kundschaft registrierten. Das SBFI hält hierzu fest, dass die privaten Anbieter sehr unterschiedlich über die Schweiz verteilt seien und eine nationale Abdeckung von viamia durch private Anbieter nicht gewährleistet sei. Ferner würden nur 13 Prozent der viamia-Teilnehmenden jener Klientel entsprechen, welche den privaten Anbietern verloren gehen könnten.

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