International ist mangelnde Zeit der häufigste Grund für die Nichtteilnahme an Weiterbildung – nicht aber in der Schweiz. Das zeigt der jährlich erscheinende Bericht «Bildung auf einen Blick» der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
In «Bildung auf einen Blick» erhebt die OECD jährlich die Teilnahme an Weiterbildung und vergleicht mit den Vorjahren. Dem Bericht von 2024 ist zu entnehmen, dass während die Teilnahme an formaler und/oder nicht formaler Weiterbildung im Durchschnitt der Länder zwischen 2016 und 2022 nahezu unverändert blieb, in der Schweiz eine grosse Diskrepanz festzustellen ist: 2022 nahmen 54 Prozent der Erwachsenen an formaler und/oder nichtformaler Weiterbildung teil. 2016 lag der Wert bei nahezu 70 Prozent.
Schweiz: Kosten vor Terminkonflikten
In mehr als zwei Drittel der Länder sind ausserdem Terminkonflikte das am häufigsten genannte Hindernis für Erwachsene, die gerne an Erwachsenenbildung teilnehmen würden, dies aber nicht taten.
Auch das sieht in der Schweiz anders aus: Nur lediglich 14 Prozent der Männer und 17 Prozent der Frauen, die nicht an Weiterbildung teilnehmen, geben Terminkonflikte als Hindernisgrund an. Bei den Kosten sind es allerdings 39 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen.
Ein Unterschied zwischen Männern und Frauen ist auch bei den familiären Gründen zu sehen, welche von einer Weiterbildung abhalten: Während 24 Prozent der Männer solche Gründe geltend machen, sind es bei den Frauen 32 Prozent.
Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Nichtteilnehmenden
Männer wiederum geben mit 22 Prozent häufiger an, es werde keine geeignete Weiterbildung angeboten, unter den Frauen, die nicht an Weiterbildungen teilnehmen, sind es nur 17 Prozent. Ebenfalls mehr Männer (23 Prozent) geben an, es mangle an finanzieller Unterstützung von Arbeitgeber oder öffentlichen Diensten (Frauen: 15 Prozent).
Ein weiterer wichtiger Grund, der Erwachsene von der Teilnahme an der Erwachsenenbildung abhält, ist die Auffassung, dass sie keine weitere allgemeine und berufsbezogene Weiterbildung benötigen. Im Durchschnitt der OECD- und Beitrittsländer gaben 70 Prozent der 25- bis 64-Jährigen, die nicht an einer Weiterbildung teilgenommen haben, an, dass sie keine Notwendigkeit dafür sehen. Dieser Anteil variiert erheblich zwischen den Ländern und reicht von 41 Prozent in den Niederlanden bis zu über 90 Prozent in Bulgarien und Litauen. In der Schweiz geben dies 59 Prozent der nichtteilnehmenden Männer an und 50 Prozent der nichtteilnehmenden Frauen.
Internationale Tendenzen
Im internationalen Schnitt beteiligen sich Frauen im Allgemeinen eher an Aus- und Weiterbildungsmassnahmen als Männer, der Unterschied zwischen den Geschlechtern hat sich in den letzten Jahren leicht vergrössert. Genauer: von 1 Prozentpunkt im Jahr 2016 auf 3 Prozentpunkte im Jahr 2022.
Kleine Kinder im Haushalt sowie andere familiäre Verpflichtungen wirken sich jedoch viel stärker auf die Möglichkeit von Frauen aus, an Angeboten für die Erwachsenenbildung teilzunehmen.
Eine überraschendere Feststellung: Der Anteil der Erwachsenen, die nicht an Weiterbildungsmassnahmen teilgenommen haben, weil sie angeben, keinen Bedarf zu haben, variiert hinsichtlich des Bildungsstands nicht sehr stark. Allerdings sind Männer und 55- bis 64-Jährige im Allgemeinen eher der Ansicht, keinen Bedarf an Weiterbildung zu haben.