Weiterbildungsbeteiligung in der Schweiz erholte sich 2022 kaum


Die Weiterbildungsbeteiligung in der Schweiz stagnierte im Jahr 2022. Im Rahmen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung erhobene Zahlen zeigen, dass die Teilnahme an Weiterbildung in den ersten drei Quartalen auf unter 20% verharrte. Damit hat sie sich im Vergleich zum Pandemiejahr 2021 nicht erholt.

Im Zuge der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) werden regelmässig Daten zur Weiterbildungsbeteiligung erhoben. Die Befragung bezieht sich jeweils auf die Teilnahme in den letzten vier Wochen vor Befragung. Die Anfang 2023 publizierten SAKE-Zahlen zu den ersten drei Quartalen 2022 verdeutlichen, dass sich die Beteiligung 2022 im Vergleich zu den Pandemiejahren 2020 und 2021 nicht erholt hat.

Erstmals war die Weiterbildungsbeteiligung im zweiten Quartal 2020 eingebrochen. Seither schaffte sie es kaum mehr über die 20%-Schwelle – ein Trend, der sich auch 2022 fortsetzte. Im dritten Quartal 2022 betrug die Teilnahmequote 14%. Im Vergleich dazu hatte sie im dritten Quartal 2019 noch 21% betragen.

Entwicklung der Weiterbildungsbeteiligung in der Schweiz 2019–2022 (nach Quartalen, eigene Darstellung)

Qualifikationen spielen eine Rolle

Eine besonders grosse Teilnahmedisparität zeigt sich zwischen hoch und gering qualifizierten Personen (vgl. Grafik). Allerdings ist die Teilnahmequote bei Personen mit einem Abschluss der Sekundarstufe II überdurchschnittlich eingebrochen. Im dritten Quartal 2022 lag sie bei 9,9% und damit rund 40% tiefer als 2019 (16,7%). Bei den Personen ohne nachobligatorischen Abschluss fiel die Teilnahme 2022 unter 5%, während sie bei Personen mit einem tertiären Abschluss meist unter 30% lag. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Rückgang.

Nichterwerbspersonen stark betroffen

Eine wichtige Rolle spielen auch der Arbeitsmarktstatus, das Pensum, das Alter und die berufliche Stellung. Generell gilt, dass Personen, die erwerbstätig, jünger als 55 Jahre, in einem hohen Pensum oder einer höheren beruflichen Position tätig sind, oft Weiterbildung nutzen. Dagegen nehmen Personen, die in kleinen Pensen (unter 50%) arbeiten, selbstständig, nicht erwerbstätig oder über 55 Jahre alt sind, eher selten an Weiterbildungen teil.

Ein besonders markanter Rückgang der Weiterbildungsbeteiligung seit der Corona-Pandemie ist bei Nichterwerbspersonen zu beobachten. Bei dieser Gruppe sank die Beteiligung im dritten Quartal von 9% (2019) auf 4% (2022). Das entspricht einem Rückgang von rund 56%. Bei den Erwerbstätigen fiel die Beteiligung um rund 30% auf 17%.

Neue Erhebungsmethode

Die SAKE untersucht die Erwerbsstruktur und das Erwerbsverhalten der ständigen Wohnbevölkerung zwischen 25 und 74 Jahren. Das Bundesamt für Statistik BFS führt die Erhebung seit 1991 viermal im Jahr durch.

Von 1991 bis 2020 war die SAKE eine telefonische Erhebung. Seit 2021 ist sie eine Mixed-Mode-Befragung (per Internet/per Telefon), wobei die Internet-Erhebung bevorzugt wird. Die Umstellung der Erhebungsmethode hat möglicherweise ebenfalls einen Einfluss auf die Quoten.

Illustration: SAKE (Bundesamt für Statistik BFS)