Ein von hinten fotografierter Mann, der in Richtung fünf verschwommener Unterrichtsteilnehmerinnen und -teilnehmer schaut und es darauf verweist, dass die Teilnahme an der Weiterbildung weiter gesunken ist.

Weiterbildungsverhalten in Deutschland: stagnierend bis rückläufig


Die deutsche Bundesregierung hat die Ergebnisse des Adult Education Survey 2022 veröffentlicht. Die Zahlen sind ähnlich wie bei der letzten Erhebung – und doch könnten sie auf eine Trendwende hindeuten.

Nach einer Pause im Pandemiejahr 2021 erschien der AES-Trendbericht 2022 erstmals nach 2020 wieder. Das sind die Ergebnisse:

  • Leichter Rückgang der Weiterbildungsbeteiligung nach starkem Anstieg in den letzten Jahren
    Im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2020 liege keine signifikante Veränderung vor, heisst es im Bericht. Dies jedoch, nachdem die Teilnahmequote zwischen den Jahren 2016 und 2020 um insgesamt zehn Prozentpunkte angestiegen war.
  • Betriebliche Weiterbildung bleibt stabil
    Die Quote der Teilnahme an betrieblicher Weiterbildung liegt gemäss Bericht im Jahr 2022 bei 48 Prozent. Die Reichweite der betrieblichen Weiterbildung sei damit nach wie vor deutlich grösser als die der nicht berufsbezogenen (17 Prozent) und der individuellen berufsbezogenen Weiterbildung (8 Prozent). In allen drei Segmenten hat sich die Teilnahmequote gegenüber 2020 nicht signifikant verändert.
  • Auch die insgesamt in Weiterbildung investierte Zeit ist zurückgegangen.
    In allen drei Segmenten der Weiterbildung ist gemäss Ergebnissen seit 2020 jeweils ein prägnanter Rückgang der durchschnittlich je Weiterbildungsaktivität aufgewendeten Zeit in Stunden zu erkennen, wobei der Rückgang im Segment der individuellen berufsbezogenen Weiterbildung um durchschnittlich 13 Stunden am höchsten liegt.
  • Die Weiterbildungsbeteiligung unter Voll und Teilzeiterwerbstätigen bleibt gleich hoch.
  • Niedrige Weiterbildungsbeteiligung unter Un- und Angelernten
    Vier von fünf abhängig Beschäftigten auf Führungsebene (82 Prozent) beteiligen sich an Weiterbildung. Mit deutlichem Abstand folgen darauf Fachkräfte (71 Prozent) und wiederum mit deutlichem Abstand Un- und Angelernte (50 Prozent). Mit zunehmender schulischer Bildung steigen die Quoten der Teilnahme an Weiterbildung. Unter den 18- bis 64-Jährigen haben 69 Prozent mit hohem Schulabschluss mindestens eine Weiterbildungsaktivität wahrgenommen. Darauf folgen mit deut­lichem Abstand Personen mit mittlerem Schulabschluss und wiederum mit deutlichem Abstand Personen mit niedrigem Schulabschluss (41 Prozent).
  • Rückgang der Weiterbildungsbeteiligung unter Personen mit Migrationshintergrund und eigener Migrationserfahrung (erste Generation)
  • Weiterbildungsbeteiligung unter den 50- bis 64-Jährigen im längerfristigen Trendvergleich überdurchschnittlich gestiegen
    Obwohl die 50- bis 64-Jährigen mit 54 Prozent am wenigsten an Weiterbildungen teilnehmen (18- bis 34-Jährige: 61 Prozent; 35- bis 49-Jährige: 60 Prozent), verzeichnen sie den grössten Anstieg seit dem Jahr 1991 – sowohl relativ (Faktor 2,4) als auch gemessen in Prozentpunkten (31 Prozentpunkte).
  • Subjektive Bewertung des Nutzens von Weiterbildungsaktivitäten rückläufig
    In den letzten 20 Jahren hat die positive Nutzenbewertung von Weiterbildungsaktivitäten gemäss Bericht sukzessive abgenommen. Während noch im Jahr 2012 87 Prozent der Weiterbildungsaktivitäten ein sehr oder recht hoher Nutzen zugesprochen wurde, sind es im Jahr 2022 mit 75 Prozent deutlich weniger. Auch der zukünftig erwartete Nutzen von Weiterbildung ist zurückgegangen.
  • Aufwärtstrend von Bildung mit digitalen Medien
    Bezogen auf alle Bildungsaktivitäten, ob formaler oder non-formaler Art, werden im Jahr 2022 mit 72 Prozent deutlich mehr Aktivitäten denen mit digitalen Medien zugeordnet als noch im Jahr 2020 (60 Prozent).

Ob es sich bei der aktuellen Entwicklung der Weiterbildungsbeteiligung um eine Phase der Konsolidierung nach dem recht hohen Anstieg insbesondere während der Coronapandemie handle oder ob sich hier ein neuer Trend abzeichne, könne erst die nächste Erhebung zeigen, heisst es im Bericht.

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