Citizenship als neue Schlüsselkompetenz?  


Citizenship – die Fähigkeit, am gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen – wurde soeben auf europäischer Ebene als fünfte Grundkompetenz definiert. Auch für das Zusammenleben in der Schweiz ist diese Fähigkeit relevant. Der SVEB nimmt sich dem Thema an und organisiert eine Tagung in diesem Themenfeld.

Artikel: Marianne Müller

Angesichts von Desinformation und sinkender politischer Beteiligung stärkt die EU die politische und zivilgesellschaftliche Handlungsfähigkeit (Citizenship) – und positioniert sie neben den Lese- und Schreibkompetenzen, der Mathematik-, Wissenschafts- und Digitalkompetenzen als zentrale Grundkompetenz des 21. Jahrhunderts. Auch für das politische System in der Schweiz ist politische Handlungsfähigkeit zentral – deshalb organisiert der SVEB in Zusammenarbeit mit der PHZH eine Tagung zum Thema politische Erwachsenenbildung

Citizenship ist auch für die Schweiz ein wichtiges Thema

Auf europäischer Ebene wird Citizenship im Rahmen der  «Union of Skills» (2025) im Aktionsplan zu Grundkompetenzen als fünfte Basiskompetenz anerkannt. Das signalisiert einen breiten bildungspolitischen Kurswechsel: Bildung soll nicht nur Qualifikation für den Arbeitsmarkt sichern, sondern Menschen in allen Lebensphasen zur aktiven Teilhabe in politischen Prozessen befähigen – ein klarer Auftrag auch für die Erwachsenenbildung.

In der Schweiz gilt Citizenship gegenwärtig nicht als Grundkompetenz. Gleichwohl ist das Thema auch hierzulande von hoher Relevanz. Insbesondere, weil die Wahl- und Abstimmungsbeteiligung tief ist, die politische Polarisierung wächst und es einem beachtlichen Teil der Bevölkerung an Kompetenzen zur Teilnahme an politischen Prozessen mangelt. 

Weiterbildung spielt eine bedeutende Rolle

Für eine funktionierende Demokratie sind politische Urteilsfähigkeit, Beteiligungskompetenz und Medienkompetenz zentrale Fähigkeiten. Politische Bildung kann dabei vielfältig sein. Neben Wissensvermittlung sind Erfahrungsräume entscheidend – etwa Beteiligungsformate, Projekte im Gemeinwesen, Kooperationen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren oder digitale Informationsräume, die die kritische Nutzung von Informationen thematisieren.  

In diesem Zusammenhang kommt der Weiterbildung eine zentrale Bedeutung für Sensibilisierung und Kompetenzvermittlung zu. Gerade weil sie einen grossen Teil der Bevölkerung sowie Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen erreicht, kann sie einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen und politischen Teilhabe leisten.

Mit dem Thema setzt sich auch die Forschungstagung von SVEB und PH Zürich auseinander: Unter dem Titel «Demokratie durch Weiterbildung stärken – Perspektiven, Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten» wird beleuchtet, wie Menschen dazu befähigt werden können, kritisch zu reflektieren und sich aktiv an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen. Und warum die Auseinandersetzung mit dem Thema auch für Weiterbildungsanbieter wichtig ist.

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