Die Teilnehmenden des Austauschs mit DIE und WBA

Drei Länder, drei unterschiedliche Ansätze für Professionalisierung


Mitte März trafen sich Bildungsexpertinnen des deutschen Instituts für Erwachsenenbildung DIE, der Weiterbildungsakademie Österreich WBA und des SVEB zu einem Austausch in Zürich. Thema: Professionalisierung der Weiterbildung. Was dabei besprochen wurde.

Hans-Peter Karrer

Die Bildungsexpertinnen und -experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beziehen sich in ihrer Arbeit auf eine identische Grundlage: die Qualifikationen, die professionellen Handlungskompetenzen und das berufliche Engagement der Ausbilder und Ausbilderinnen sind wesentliche Erfolgsfaktoren für die Qualität der Weiterbildung.

Was allerdings Ausbildung und Zertifizierung von Ausbildenden betrifft, gehen die drei Länder unterschiedliche Wege. Die entsprechenden Konzepte gegenseitig auszutauschen, zu diskutieren und damit Resonanz zu erhalten und von Erfahrungen zu profitieren, war der Hauptzweck des Treffens vom 11. bis 13. März 2024 in Zürich.

Gesellschaftliche Entwicklungen mit Auswirkungen für die Weiterbildung

Die Weiterbildungsorganisationen sehen sich mit grösseren gesellschaftlichen wie auch wirtschaftlichen Entwicklungen konfrontiert. Im Wesentlichen sind das die Digitalisierung mit dem Trend zur Nutzung der Künstlichen Intelligenz, die veränderten Verhaltensweisen und Erwartungen der Zielgruppen, der flexibilisierte Arbeitsmarkt und die steigenden Anforderungen an die Ausbilderinnen und Ausbilder. Dazu zählt auch der bereits heute bestehende Fachkräftemangel.

Eine geplante Studie des SVEB soll entsprechende Fragen zu diesen Entwicklungen beantworten, zum Beispiel, wie gut die bestehenden Ausbildungsabschlüsse und die damit verbundenen Kompetenzen der Lehrenden die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt abdecken. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung DIE kann zu diesen Themen bereits erste Ergebnisse einer umfangreichen Forschungsarbeit zur «Professionalisierung und Förderung der Kompetenzentwicklung von Lehrenden in der Erwachsenen- und Weiterbildung» präsentieren. Die Bestandesaufnahme soll unter anderem sowohl die beruflichen Qualifikationen und die fachlichen Kompetenzen wie auch die Beschäftigungs- und Einkommenssituation der Ausbilderinnen und Ausbilder in der Weiterbildung aufzeigen.

Verschiedene Konzepte mit derselben Absicht

Schwerpunkt des Austausches waren die unterschiedlichen Ansätze der drei am Austausch beteiligten Organisationen, die allesamt Ausbildung und Zertifizierungen von Lehrenden in der Weiterbildung unterstützen:

  • Die Weiterbildungsakademie in Österreich (WBA) verfügt über ein anerkanntes und strukturiertes System zu Zertifizierung und Diplomierung von Mitarbeitenden in der Erwachsenenbildung (Ausbilderinnen und Ausbilder, Bildungsmanagerinnen etc.), das sowohl eine Bestandesaufnahme und Anerkennung von formal erworbenen wie auch von non formal und informell erworbenen Kompetenzen anbietet.
  • Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) arbeitet mit einem ausgereiften und breit erprobten Kompetenzmodell (GRETA) zur Anerkennung der individuellen Kompetenzen von Ausbilderinnen und Ausbildern. GRETA stellt einen weiterbildungsübergreifenden Referenzrahmen dar und liefert Lehrenden eine Struktur zur Reflexion und Bilanzierung ihrer pädagogischen/andragogischen Kompetenzen. Zudem bietet es Anbietern Orientierung bei der Personalentwicklung und -auswahl. Teilweise wird das Kompetenzmodell auch als institutionelle Anerkennung im Sinne einer Zertifizierung genutzt.
  • Der Schweizerische Verband für Weiterbildung SVEB hat ein dreistufiges, stark formalisiertes System entwickelt, den so genannten AdA-Baukasten. Dabei handelt es sich um modularisierte Ausbildungen mit anerkannten Abschlüssen auf allen Stufen. Das ganze System wird gegenwärtig neu aufgebaut und den Trends im Markt angepasst. Bereits neu entwickelt wurden die Module der Stufe 2 des Baukastens, soeben wird die innovative Berufsprüfung mit einem aufgabengeleiteten Performanzdossier und einem Reflexionsgespräch mit Testpersonen erprobt. Auch die Gleichwertigkeitsbeurteilungen aller Module auf Stufe 2 liegt als Entwurf vor und wird in wenigen Wochen verfügbar sein.

Neues Netzwerk

Die Präsentation der Konzepte, die offene Diskussion unter den Bildungsexpertinnen und -experten und das spürbare Engagement aller wurde rundum als bereichernd empfunden. Dazu gehört auch das generöse Weitergeben von Erfahrungen und die kritischen Rückfragen, die als Denkanstösse für bereits bestehende oder neu entwickelten Konzepte auf fruchtbaren Boden fielen. Es war deshalb naheliegend, dass der Wunsch gewachsen ist, die Zusammenarbeit nach den drei Tagen nicht zu beenden. In Zukunft soll die Kooperation zwischen den drei Institutionen im Rahmen eines neu zu gründenden «Netzwerks Professionalisierung im DACH-Raum» fortgeführt werden.

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