Grundkompetenzen mit ganzheitlichem Ansatz vermitteln


Ausbildende im Bereich Grundkompetenzen und Deutsch als Zweitsprache (DaZ) stehen bei der Vermittlung von Grundkompetenzen vor diversen Herausforderungen. In unserem Workshop vom 25. August in Olten erhalten sie Anstösse dazu, wie sie Grundwissen in Alltagsszenarien praxisorientiert vermitteln können. – Wir sprachen mit der Leiterin der Veranstaltung.

Olivia Walther ist eidg. Dipl. Ausbildungsleiterin, fide-Expertin und unterrichtet seit über zwanzig Jahren Deutsch als Zweitsprache. Sie erläutert, worum es beim kompetenzübergreifenden Unterrichten geht.

Interview: Saambavi Poopalapillai

Frau Walther, was beinhaltet das kompetenzübergreifende und praxisorientierte Vermitteln von Grundkompetenzen? Und wie lässt es sich umsetzen?
«Es bedeutet, dass die Grundkompetenzen nicht isoliert betrachtet werden. Ich gehe als Kursleiterin von einer Alltagssituation oder einem Alltagsszenario aus und mache mir bereits bei der Planung Gedanken darüber, welche Kompetenzen zur Bewältigung dieser Alltagssituation erforderlich sind. Zusammen mit den Teilnehmenden ermitteln wir, was zur Situation gehört, welche Ressourcen und Kompetenzen sie diesbezüglich bereits mitbringen und welche Kompetenzen wir dafür noch aufbauen möchten. Diese erarbeiten wir dann gemeinsam und im Kontext der Alltagssituation.»

Was ist also eine Alltagssituation? Können Sie dies an einem Beispiel erläutern?
«Ich mache gerne ein Beispiel aus meinem fide-Sprachkurs für Bauarbeiter: Ein Alltagsszenario, wofür Lernende Kompetenzen aufbauen wollten, war das Mitarbeitergespräch. Beim gemeinsamen Erarbeiten von möglichen Inhalten des Mitarbeitergesprächs kam auch das Bedürfnis, um eine Lohnerhöhung zu bitten. Die meisten waren aber unsicher, wie viel sie verlangen können. Da eignet sich eine Recherche mittels lohncheck.ch/de. Damit man diesen verwenden kann, muss man jedoch auch wissen, welche Begriffe man als Job-Titel eingeben kann. Wir mussten also die nötigen sprachlichen Kompetenzen dafür aufbauen und dann ging es um die Bedienung des Tools und dann wiederum um den Aufbau der Kompetenzen.»

Man lernt also genau anhand jener Beispiele, die einem im Alltag begegnen.
«Genau! Darin liegt aus meiner Sicht auch der Mehrwert dieser Methode: Die Sinnhaftigkeit für die Weiterbildungsteilnehmenden wird erhöht. Wenn ich die notwendigen Begriffe erlerne und deshalb dann einen Billett-Automaten bedienen kann, ergibt es viel mehr Sinn, diese Begriffe zu erlernen, weil ich einen konkreten praktischen Nutzen daraus ziehe.»

Wo liegen denn die Herausforderungen dieses Lernansatzes?
«Er verlangt von den Kursleitenden ein breiteres Denken in der Planung und Umsetzung. Es ist eine andere Herangehensweise: Als Ausbildende muss ich herausfinden können, wo genau mein Zielpublikum steht, damit ich es dort abholen und auf den vorhandenen Ressourcen aufbauen kann.»

Was erwartet die Teilnehmenden am Workshop vom 25. August?
«Während des ersten Teils werden wir uns mit dem Ansatz der kompetenzübergreifenden Vermittlung von Grundkompetenzen befassen. Dabei soll es nicht nur um die Grundhaltung und die Theorie des ganzheitlichen Bildungsansatzes gehen. Am Workshop-Tag lade ich die Teilnehmenden auch dazu ein, exemplarische Lernsequenzen zu erarbeiten.»

Wie stellen Sie den Transfer in die Praxis der Ausbildenden sicher?
«Der Transfer des Gelernten in die Praxis liegt mir sehr am Herzen. Deshalb werden wir am Kurstag vom 25. August auch gleich zwei weitere Online-Termine für ein Follow-Up festlegen. Für den ersten Folge-Termin können die Teilnehmenden eine Lernsequenz mit einer Alltagssituation entwickeln und diese mit den weiteren Teilnehmenden reflektieren. Bis zum zweiten Folge-Termin sind sie dann eingeladen, diese Lernsequenzen in ihrer Arbeit umzusetzen. So soll der dritte und letzte Teil der Workshop-Serie dem Austausch und der Reflexion der Umsetzung dienen.»

Für Fragen steht Ihnen Saambavi Poopalapillai, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim SVEB, zur Verfügung.

Die Veranstaltung «Vermittlung von Grundkompetenzen: Kompetenzübergreifendes Unterrichten» vom 25.8.23 bietet Raum, um Ideen für praxisorientiertes Vermitteln von Grundkompetenzen zu entwickeln.