In Zeiten des Wandels wird die Weiterbildung wichtiger denn je: SVEB-Präsident Matthias Aebischer hat sich in einer Zeitungsbeilage über die Bedeutung von Weiterbildung geäussert. An dieser Stelle sein Plädoyer für das lebenslange Lernen.
Text: Matthias Aebischer
Sagt mir doch die zweitälteste Tochter, welche an der Universität ihr Geschichtsstudium in Angriff nimmt, Arbeiten dürften mit Hilfe von ChatGPT geschrieben werden. «Das darf doch nicht war sein», fuhr es mir über die Lippen. Doch nach kurzem Nachdenken sagte ich schon: «Warum eigentlich nicht.»
Ob künstliche Intelligenz, Klimawandel, Fachkräftemangel,– ein Ereignis scheint das andere zu jagen und die Entwicklungen scheinen das Potenzial zu haben, unser Leben nachhaltig umzukrempeln: Wie funktioniert die Arbeitswelt, wenn der Nachwuchs fehlt? Wie kann die Wirtschaft weiter wachsen, wenn die Natur rebelliert? Und wie und was werden wir noch arbeiten, wenn künstliche Intelligenz einen Grossteil unserer Tätigkeiten übernehmen kann?
Die Welt ist im Wandel und derzeit vollzieht sich dieser Wandel noch schneller als sonst. Internationaler Wettbewerb, neue Arbeitsmodelle, veränderte Anforderungen des Arbeitsmarkts – wir alle sind gefordert, damit Schritt zu halten. Neue Kompetenzen sind gefragt. Nicht nur gilt es, sich stets up to date zu halten, weil Wissen und Kompetenzen in Zeiten des Umbruchs schneller veralten. Auch Anpassungskompetenzen wie Resilienz sind gefordert. Das bedeutet auch: Weiterbildung ist wichtiger denn je. Dank Weiterbildungsangeboten bleiben wir am Puls der Zeit und gehen mit den Veränderungen mit.
Die Weiterbildung passt sich an
Entsprechend ist die Weiterbildung in der Schweiz in Bewegung. Die aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen erhöhen und verändern den Weiterbildungsbedarf und die Weiterbildungsanbieter sind angehalten, sich immer rascher anzupassen, Investitionen zu tätigen und sich im Wettbewerb zu behaupten. Bedarf und Beteiligung gehen jedoch noch weit auseinander: So hinkt die Weiterbildungsteilnahme immer noch deutlich dem Niveau vor der Pandemie hinterher.
Bei 29 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren liegt die letzte Weiterbildung ausserdem mindestens 5 Jahre zurück. Diese Quote ist bei Personen mit tiefem Bildungsstand (52 Prozent), bei Nichterwerbspersonen (55 Prozent) und bei Personen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren (39 Prozent) besonders hoch. Viele begründen die Nichtteilnahme an Weiterbildung damit, dass sie keine Weiterbildung benötigen. Mit einer derart ungleichen Weiterbildungsteilnahme bleibt viel Potenzial ungenutzt.
Flexibler denn je
Weiterbildungen halten uns vif und à jour. Die Branche geht rasch und flexibel auf den Bedarf ein, was man gut am wachsenden Angebot an KI-Kursen beobachten kann. Die Möglichkeiten für Kurse und andere Weiterbildungsangebote sind darüber hinaus so zahlreich wie noch nie; dank des technischen Fortschritts ist Weiterbildung individualisierter und flexibler als jemals zuvor, sowohl was die Zeit, den Ort oder das Format angeht.
Sich die Weiterbildung zusammenstellen, die einem entspricht – heute ist das kein Problem mehr. Und die künstliche Intelligenz wird dies noch einfacher machen. Eine Wissens- oder Kompetenzlücke gezielt kitten – Weiterbildung machts möglich. Sei es in einem Webinar oder einem Workshop vor Ort; die Begegnung mit anderen Teilnehmenden ist immer eine Bereicherung.
Wo können Sie noch dazulernen, um Ihre Karriere voranzutreiben oder Ihr Potenzial auszuschöpfen? Es lohnt sich, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen – und Schritte einzuleiten. Lebenslanges Lernen ist der neue Standard, denn wenn sich die Welt verändert, müssen wir mitgehen und die Möglichkeit ergreifen, sie mitzugestalten. In diesem Sinne: Nutzen wir die Macht der Weiterbildung!
Dieser Artikel ist als Edito zur Tages-Anzeiger-Beilage Fokus meine Zukunft am 5. Oktober 2024 erschienen.