Der Bildungsgutschein für Grundkompetenz-Kurse des Kantons Luzern hat einen festen Platz im Angebot des Zentrums für Soziales gefunden. Die Gutscheine ergänzen das Ziel des Zenso optimal, die Bildung der Klientel systematisch zu fördern und dafür bei den Grundkompetenzen zu beginnen.
Die Motivation, sich an der Weiterbildungsoffensive (WBO) des Schweizerischen Verbands für Weiterbildung (SVEB) und der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) zu beteiligen, war gross im «Zentrum für Soziales», dem «Zenso». «Es war uns ein Anliegen, unsere Kenntnisse im Hinblick auf die Bildung unserer Klientel zu überprüfen und weiterzuentwickeln», erklärt Hansueli Kessler, Bereichsleiter Sozialberatung. Nach dem Kick-Off der WBO wurden dem Zenso zwei Expert(inn)en zugeteilt, welche die Bedürfnisse eruierten. In einer Zielvereinbarung wurde festgehalten, die Grundkompetenzen der Klientel weiter fördern zu wollen.
«Unser Fokus lag zuvor stark auf dem Spracherwerb, also Deutschkursen als Wegbereiter zu einer Arbeitsmöglichkeit. Die berufliche Integration war das eigentliche Ziel, nicht die Förderung der Grundkompetenzen», führt Gerda Häfliger aus. Seit drei Jahren arbeitet die 38-jährige Sozialarbeiterin in der Sozialberatung.
WBO erweitert das Netzwerk
In internen Weiterbildungen erschien der Erwerb der Grundkompetenzen durch die Teilnahme an der WBO verstärkt auf dem Radar der Mitarbeitenden. «Wir sind froh um jedes Angebot, das wir in der Spannweite der vielfältigen Themen unserer Klienten und Klientinnen nutzen können», führt Häfliger aus. Im nächsten Schritt des Projektes der WBO suchten die begleitenden Expert(inn)en im ganzen Kanton nach Bildungspartnern, deren Ressourcen ergänzend genutzt werden können. Das Zenso wurde unter anderem mit der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung vernetzt, welche den Bildungsgutschein lanciert hatte. «Der Bildungsgutschein ist ein Gewinn für uns, den wir durch die Teilnahme am Projekt Weiterbildungsoffensive entdeckt haben», erklärt Hansueli Kessler. Eine unkomplizierte Möglichkeit, Klienten und Klientinnen Zugang zu Weiterbildungen zu verschaffen.
Gutschein für Grundkompetenzen
Vanja Huber* ist eine von ihnen, sie hat den Bildungsgutschein im Empfangsbereich des Zenso entdeckt. Fünfhundert Franken bezahlt der Kanton Luzern, möchte jemand an seinen Grundkompetenzen feilen. Grundkompetenzen, wie sie auch die Weiterbildungsoffensive definiert: Sprechen, Lesen und Schreiben, digitale Kompetenzen und Mathematik. Ein Werkzeug, das seinen Weg durch die Weiterbildungsoffensive in das Zenso gefunden hat. Wird der erste Kurs erfolgreich absolviert, was bei einer Teilnahme von 60% der Fall ist, darf ein weiterer gebucht werden. «Zuerst war die Hemmschwelle zu gross, mich mit meinen 45 Jahren für einen Grundkompetenz-Kurs anzumelden.» Hansueli Kessler bemerkte ihr Interesse und sprach sie darauf an.
Information im passenden Moment
Auch Gerda Häfliger nutzt den Bildungsgutschein oft in ihren Beratungsgesprächen. «Insbesondere in der freiwilligen Beratung weise ich sehr schnell darauf hin.» Ihre Vorgehensweise ist fachlich fundiert. Kommen Personen in der freiwilligen Beratung mit persönlichen Anliegen auf sie zu, ist der Weg schnell geebnet für Bildungshinweise. In einer unfreiwilligen Begleitung sind die Voraussetzungen anders. «Dann stehen zuerst andere Themen im Vordergrund, die priorisiert werden müssen.» Auch Vanja Huber rutschte nach einer persönlichen Krise als Alleinerziehende im Tieflohnsegment in die Sozialhilfe. Seit zwei Jahren geht es langsam, aber sicher wieder aufwärts. Dazu hat neben der monatlichen Beratung durch Hansueli Kessler auch der Bildungsgutschein beigetragen. «Weiterbildung war mir schon immer ein Anliegen, nach meinem Haushaltsjahr absolvierte ich die Grundausbildung als Spielgruppenleiterin, besuchte diverse fachliche Weiterbildungen», erzählt die 45-Jährige.
Herausforderung Bildungsstand
«Es gibt Klienten und Klientinnen, bei denen es einfach ist, die Ressourcen zu erkennen», sagt Häfliger. Das sei aber nicht immer der Fall, insbesondere, wenn die Sprache ein Hindernis sei. Die WBO zeigte auch hier Wirkung. Im Zuge der Suche nach weiteren Instrumenten und Methoden, die im Zusammenhang mit Weiterbildung genutzt werden können, kam das Formular ‚Notizzettel‘ zutage, welches schon im Projekt GO Sozialhilfe gemeinsam mit dem Sozialdienst der Stadt Luzern 2013 entwickelt und getestet wurde. Der Umgang mit dem Notizzettel sei simpel, aber aufschlussreich, führt Häfliger aus. Klienten und Klientinnen können darauf selbst aufschreiben, was wichtig ist für das nächste Treffen. «Das gibt einen ersten Eindruck, wie es um die Lese- und Schreibfähigkeiten steht», ergänzt Kessler. Dies auf eine Weise, die sehr unkompliziert sei und zugleich Anlass biete, fehlende Kompetenzen anzusprechen. Vanja Huber liess sich am runden Beratungstisch von Hansueli Kessler von der Nutzung des Bildungsgutscheins überzeugen. «Wir wählten einen Mathematik-Kurs der Migros Klubschule aus, Herr Kessler half mir direkt bei der Onlineanmeldung», erzählt die 45-jährige Sozialhilfebezügerin.
Weiterbildungsoffensive ein Erfolg
Ihre Teilnahme an einer Weiterbildung schätzt Huber unterdessen sehr. Zwar hat der Weg dorthin ein bisschen Überwindung gebraucht, aber er hat sich gelohnt. Im Zenso werden nicht nur die neu entdeckten Werkzeuge geschätzt. «Die Erweiterung des Fokus’ hat sicher gut getan», führt Gerda Häfliger aus, das Bewusstsein, vermehrt auch auf die Grundkompetenzen zu achten, sei durch die Weiterbildungsoffensive gestärkt worden. Hansueli Kessler verbucht das Projekt als Erfolg. «Wir haben unsere Arbeitsmöglichkeiten erweitert und neue Vernetzungspartner gefunden», fasst er zusammen. Mit deren Etablierung ist das Ziel erreicht. Vanja Huber hat sich indes für sich persönlich neue Ziele gesetzt. «Mit dem Kursbesuch habe ich meine Lust am Lernen wiederentdeckt», sagt sie, sie hat bereits den nächsten Kurs im Blick.
*Name geändert
Reportage: Susanna Valentin
Bild: Hansueli Kessler, Fachbereichsleiter Sozialberatung und Stv. Geschäftsführer des «Zenso», mit dem Bildungsgutschein