Screenshot von equalizent-Video in Gebärdensprache

Österreichischer Staatspreis für Erwachsenenbildung: Diese Projekte setzten sich durch


Nach einer Pandemie-bedingten Pause vergab das österreichische Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2024 erstmals wieder den Staatspreis für Erwachsenenbildung.

«Der Staatspreis bietet die Gelegenheit, herausragende Leistungen und Verdienste, die Vielfalt der Angebote und nicht zuletzt das Engagement der Personen und Institutionen der Erwachsenenbildung zu würdigen und der Öffentlichkeit vorzustellen», sagte Bildungsminister Martin Polaschek bei der Preisverleihung gemäss erwachsenenbildung.at.

Eine Jury wählte die ausgezeichneten Projekte aus über 80 Einreichungen aus. Und das sind die Preisträger:  

Barrierefreie Lernmöglichkeiten für Gehörlose

Matthias Fenkart arbeitet als EDV-Trainer und ist Prokurist und IT-Administrator bei equalizent, einer Bildungs- und Beratungseinrichtung für Gehörlose in Wien. Im Jahr 2018 startete er das Projekt «DLL – Digitales Lehren und Lernen», das darauf abzielt, die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) in digitale Lernwerkzeuge zu integrieren und barrierefreie Lernmöglichkeiten für Gehörlose zu schaffen. Das Projekt richtet sich an gehörlose Lernende im Alter zwischen 15 und 60 Jahren sowie an gehörlose und hörende Trainer. Es umfasst eine umfangreiche Video-Datenbank mit etwa 3000 ÖGS-Videos, darunter Vokabelvideos, Erklärvideos, Berufsporträts und Bewerbungsinformationen. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Projekts ein internes Austausch- und Lernforum sowie Schulungen für Trainer und Mitarbeiter von equalizent entwickelt. Mithilfe der Online-Trainingssoftware i-spring wurden E-Learning-Einheiten erstellt, die die ÖGS einschliessen und es erlauben, vorhandene Lernmaterialien in digitale Lerneinheiten umzuwandeln. Zudem werden VR-Brillen verwendet, um insbesondere geflüchteten Gehörlosen eine virtuelle Erkundung Österreichs zu ermöglichen.

Vertrauen in die Wissenschaft stärken

Im Jahr 2023 startete der Verein ScienceCenter-Netzwerk das Projekt «Und mittendrin, die Wissenschaft», das darauf abzielte, die Kluft zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu überbrücken. Dabei wurden Bürger an vertrauten Orten mit Wissenschaftlern zusammengebracht, um gemeinsam Leitfragen zu erkunden. Diese Fragen wurden dann im Rahmen eines Co-Creation-Prozesses für eine öffentliche Bildungsaktion aufbereitet. Zum Beispiel wurde darüber diskutiert, wie die Mobilität der Zukunft aussehen könnte oder welche Assoziationen Menschen mit dem Begriff «Wissenschaft» verbinden. Die Ergebnisse dieses Projekts umfassten Workshops, Schulungen zur Wissenschaftskommunikation für Forscher, einen offenen Diskussionsraum und einen öffentlich zugänglichen Mini-Wissensraum, der zur aktiven Teilnahme und Diskussion über Wissenschaft einlud. Das Projekt richtete sich insbesondere an Bewohnerinnen und Bewohner von zwei Wiener Bezirken, in denen es bisher kaum Angebote zur Wissenschaftskommunikation gab. Es war besonders darauf ausgerichtet, Personen mit geringem «science capital», also mit begrenztem Wissen, Einstellungen oder Erfahrungen im Bereich der Wissenschaft, anzusprechen. Insgesamt nahmen etwa 100 Personen an den Workshops, Schulungen und dem offenen Diskussionsraum teil, und es wurden über 250 Gespräche mit Besuchern des Mini-Wissensraums geführt.

Lehrabschluss und Green Skills für Jugendliche

Das Projekt «ÖKO-Booster» bietet arbeitssuchenden Personen die Möglichkeit, eine Facharbeitsausbildung mit Lehrabschluss im Rahmen der Strategie «Raus aus Gas – Wiener Wärme und Kälte 2040» der Stadt Wien zu absolvieren. Es richtet sich speziell an Jugendliche im Alter von 18 bis 24 Jahren, die beim Arbeitsmarktservice (AMS) registriert sind, insbesondere an Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte, die über keinen formalen Bildungsabschluss in Österreich verfügen. Das Projekt bietet diesen Zielgruppen Ausbildungen in den Bereichen Elektrotechnik sowie Installations- und Gebäudetechnik an. Ein besonderer Schwerpunkt des Bildungsangebots liegt auf Green Skills, insbesondere auf dem Austausch von Gasheizungen und der Installation erneuerbarer Energiesysteme wie Solarthermieanlagen und Elektrospeichern. Das Projekt plant, zwischen Juni 2023 und Ende 2027 insgesamt 12 Kurse mit 180 Ausbildungsplätzen anzubieten.