Vincent Renevey, Jérémie Agboklu und Valentin Anderegg

Rückblick: Das war die nationale Qualitätstagung 2023 


An der Qualitätstagung vom 6. November 2023 setzten sich rund 80 Teilnehmende mit der Thematik «Digitale Bewertungssysteme – Chancen und Herausforderungen für die Qualitätssicherung» auseinander. Dabei zeigte sich, dass Bildungsanbietende diese Kanäle auf vielfältige Weise gewinnbringend nutzen können.  

Gemäss diesjährigem Branchenmonitor des SVEB erachten Weiterbildungsanbietende die verschiedenen Dimensionen des Wettbewerbs als ihre derzeit grösste Herausforderung. Es ist darum wichtig, auf die Auswirkungen der herausfordernden Arbeitsmarktsituation, auf die zunehmende Internationalisierung des Weiterbildungsmarktes und auf die veränderten Bedürfnisse bei der Zielgruppenansprache wirkungsvoll zu reagieren. Ausgehend von der These der Tagung, wonach digitale Bewertungssysteme in diesem Kontext zu einer neuen Dimension führen, weil Bewertungen ungefiltert, zeitnah und sehr breit gestreut werden, wurden an der Qualitätstagung folgende zentralen Fragen erörtert:  

  • Welche Herausforderungen für die Qualitätssicherung ergeben sich vor dem Hintergrund digitaler Bewertungssysteme? 
  • Wie kann Qualitätssicherung dazu beitragen, die Chancen von Social Media zu nutzen? 
  • Wie können Anbieter Qualitätssicherung institutionsintern breit verankern und im Umgang mit digitalen Bewertungssystemen gezielt einsetzen? 

Digitale Bewertung, Marketing und Qualität in der Bildung 

Erste Impulse zur Thematik gab Dr. Walter Schöni, Wirtschaftssoziologe und Psychologe. Er relativierte die Tagungsthese und zeigte auf, dass digitale Bewertung im beruflichen Kontext eher kontrolliert erfolgt, grösstenteils positiv ausfällt und als Marketinginstrument genutzt werden kann. Wie er weiter ausführte, ist jedoch ein Weiterbildungsmarketing, das nur auf die Nachfrage fokussiert, zu eng, da Bedarfe, Motive und Nutzeffekte zu wenig Beachtung finden. Vielmehr sollte das Bildungsmarketing alle Phasen des Angebotsprozesses begleiten und durch gegenseitigen Wissenstransfer zu Qualität und Nutzen der Lernprozesse beitragen – beispielsweise indem Bewertungen von Ausbildungsnutzen (Outcome) zu passenden Nutzerversprechen führen. Schliesslich benötigt die Weiterbildung gemäss Schöni auch andere Bewertungsmassstäbe als den alleinigen Markterfolg von Programmen und Abschlüssen. Er fordert deshalb, Bildungswertschöpfung begrifflich zu fassen und messbar zu machen.  

Qualitätsfaktoren als Schlüssel für einen gewinnbringenden Umgang mit Social Media 

In einem zweiten Input zeigten zwei Referenten aus der Romandie «Good-Practices» bei der Nutzung digitaler Medien zur Qualitätssicherung in Bildungsinstitutionen auf. Vincent Renevey, Gründer und CEO der E-Learning-Plattform HMONSTER, erläuterte anhand konkreter Beispiele, wie der Einsatz von geeigneten digitalen Auswertungstools zu einem erfolgversprechenden «Product-Market-Fit» führen kann. Dabei ist insbesondere einer reflektierten und detaillierten Analyse der Resultate die nötige Beachtung zu schenken.  

Konkrete Massnahmen für den gewinnbringenden Umgang mit digitalen Rückmeldungen im Qualitätssicherungsprozess zeigte schliesslich Jérémie Agboklu, Senior Consultant Thalent SA, auf. Ein definierter Bearbeitungsprozess mit zugewiesenen Verantwortlichkeiten und Rückmeldungen an die Verfasserinnen und Verfasser der Nachrichten sind dabei wesentliche Gelingensfaktoren – dies unbedingt auch bei positiven Feedbacks.  

Die Sicht der Praxis 

In den anschliessenden Austauschforen leiteten die Tagungsteilnehmenden vier wesentliche Gelingensfaktoren für einen gewinnbringenden Umgang mit digitalen Bewertungssystemen in ihren Institutionen ab: Die Entwicklung eigener digitaler Bewertungssysteme oder – für kleinere Anbieter – den Einsatz von anpassbaren Tools, um formale Aspekte der Bewertungen besser kontrollieren zu können, die Unterstützung der Teilnehmenden beim Umgang mit diesen Medien und die Implementierung einer positiven Feedback-Kultur bereits während den Ausbildungen, die vertiefte Analyse und Interpretation der Bewertungsergebnisse und schliesslich die Sicherstellung der dazu notwendigen Ressourcen. Ergänzend wiesen verschiedene Praxisvertreterinnen und -vertreter darauf hin, dass man sich der der Manipulationsmöglichkeiten dieser Tools bewusst sein müsse. 

Fazit 

Die Tagung zeigte, dass die digitalen Bewertungen kontrollierbarer sind als vermutet, und dass negative Bewertungsdynamiken im beruflichen Kontext selten sind. Bildungsanbietende können diese Kanäle gewinnbringend nutzen, indem sie passgenaue Tools einsetzen, der Auswertung der Daten die notwendige Aufmerksamkeit schenken und auf Feedbacks der Teilnehmenden reagieren. Generell ist zu beachten: Qualitätssicherung ist keine «Nebenbei-Aufgabe». Sie erfordert die notwendigen Ressourcen und muss das Anliegen aller an der Ausbildung Beteiligten sein. Dazu braucht es ein institutionsweites, gemeinsames Qualitätsverständnis und die Verknüpfung von Management- und Angebotsprozess in Bildungsinstitutionen. 

Präsentationen

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