Transformative Lernmomente im Saatgut-Workshop


Im Rahmen des Projekts «Transformative Adult Learning for Green Transition» hat der SVEB in Zusammenarbeit mit einer Grassroot-Organisation und einem Bildungsanbieter aus dem Umweltbereich transformative Lernansätze getestet.

Im Projekt TALE, das von der EU als Erasmus+- Projekt finanziert wird, arbeiten sechs Partnerinstitutionen aus verschiedenen Ländern zusammen, um die Möglichkeiten von transformativer Bildung für die Nachhaltige Entwicklung auszuloten. Jede Partnerinstitution arbeitet wiederum im eigenen Land mit zivilgesellschaftlichen Bewegungen oder grünen Aktivisten zusammen, um Methoden zum transformativen Lernen zu eruieren und zu erproben. Transformatives Lernen beschreibt einen Lernprozess, der durch kritische Reflexion eigene Vorannahmen hinterfragt und diese möglicherweise verändert oder erweitert. Transformative Bildung ist damit im Bereich der Nachhaltigkeitsbildung von zentralem Wert.

Der SVEB hat in Zusammenarbeit mit SILVIVA, einer Organisation für Umweltbildung, und Grünhölzli, einem Gartenkollektiv, einen Workshop zum Thema Saatgut-Diversität durchgeführt. Der Workshop im März 2024 bot den Teilnehmenden eine Gelegenheit, sich kurz vor dem Start der Gartensaison mit dem Thema Saatgut-Diversität auseinanderzusetzen. Insgesamt haben 8 Personen am Workshop teilgenommen.

Die Vergrösserung des ökologischen Handabdruck als Ziel

Methodisch orientierte sich der Workshop am ökologischen Handabdruck der Teilnehmenden. Beim ökologischen Handabdruck geht es darum, nicht nur die eigenen Umweltauswirkungen, sondern auch diejenigen anderer Personen zu optimieren. Der Fokus liegt damit nicht auf vergangenen Versäumnissen, sondern auf Lösungsansätzen für die Zukunft. In drei Schritten haben die Teilnehmenden während des Workshops ihre Möglichkeiten zur Gestaltung des eigenen Handabdrucks erarbeitet. In einem ersten Schritt stellte sich im Sinne einer Selbstreflexion die Frage, was alle mit ihrem Verhalten bisher zu Saatgut-Diversität beigetragen haben – oder eben nicht, in einem zweiten Schritt wurden Handlungsoptionen ausgelotet und in einem dritten Schritt wurde die Umsetzung eigener Projekte konkret geplant. Die drei Schritte haben den Workshop als Rahmenkonstrukt gegliedert und den individuellen Prozess des transformativen Lernens begleitet.

Wissensvermittlung und Erfahrung

Den Inhalt zum Thema Saatgut-Diversität vermittelte im ersten Teil des Workshops der Saatgut-Experte Stefan Griesser. Mit vielen Anschauungsbeispielen brachte er der Gruppe die Grundlagen und die Wichtigkeit des Themas Saatgut-Diversität näher.

Der zweite Teil des Workshops bestand in einer Begehung und Besichtigung des Areals des Vereins Grünhölzli. Das Grünhölzli ist ein Gemeinschaftsgarten auf dem Areal einer ehemaligen Gärtnerei der Stadt Zürich. Der Gemeinschaftsgarten wurde in den letzten Jahren mit viel Herzblut und Engagement von Freiwilligen angelegt und gepflegt. Zum Areal gehören ein Garten von 7600m2, zwei Gewächshäuser, ein Gartenatelier, eine Werkstatt, ein Schopf und diverse andere kleinere Nebengebäude. Auf dem Areal befindet sich auch ein Samen- und Lerngarten. Im Fokus des Samengartens stehen die Förderung des urbanen Nutzpflanzenbaus, unabhängige Saatgutsysteme und die lokale, regionale und landesweite Vernetzung mit Gleichgesinnten. Der Garten eignet sich zum Aneignen und zur Vermittlung des Wissens zu Saatgutgewinnung und Samenzucht. Für den Workshop bot der Samengarten damit eine ideale Grundlage.

Transformatives Potenzial von Kollaborationen

Der Workshop hat gezeigt, dass die Zusammenarbeit von Weiterbildungsorganisationen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen grosses Potenzial für die Entwicklung von transformativen Lernmomenten birgt. Die Rückmeldungen haben ergeben, dass sich die Teilnehmenden durch den Workshop inspiriert fühlten, die eigenen Möglichkeiten im Bereich Saatgut-Diversität zu hinterfragen. Der Workshop hat sie motiviert, sich der Komplexität und Wichtigkeit des Themas zu stellen und aktiv zu bleiben – und das Thema auch ohne entsprechende Ausbildung und vertieftem Wissen anzugehen. Eine Teilnehmerin hat das in ihrer Rückmeldung treffend zusammengefasst: «Der Workshop hat einen Samen im übertragenen Sinne gesetzt».

Das Tale Erasmus+ Projekt

Das Tale Erasmus+ Projekt ist ein gemeinschaftliches Projekt, das Organisationen der Erwachsenenbildung, soziale Bewegungen und grüne Aktivisten zusammenbringt, um neue Erkenntnisse über den grünen Wandel und transformatives Lernen zu gewinnen. Die Hauptaktivität des Projekts ist die Bildung von «Innovationsgruppen» in sechs Ländern: Finnland, Deutschland, Österreich, Ungarn, Griechenland und der Schweiz. Die Innovationsgruppen haben zum Ziel, in einem offenen und gemeinschaftlichen Aktivitäten mit transformative Lernmethoden zu bieten und zur Nachhaltigkeit in lokalen Gemeinschaften beizutragen. Es soll erforscht werden, wie eine solche Zusammenarbeit für beide Seiten von Vorteil sein kann. Das Projekt wird von der Finnischen Stiftung für Lebenslanges Lernen (Kvs) koordiniert.