Zunehmende Bedeutung von Micro-Credentials


Diesen Sommer hat der Rat der EU die Empfehlung über ein europäisches Konzept für Micro-Credentials für lebenslanges Lernen und Beschäftigungsfähigkeit angenommen. Damit will er den Vertrauensaufbau in Micro-Degrees europaweit unterstützen und das lebenslange Lernen stärken. Der SVEB prüft, inwiefern das europäische Konzept auch für die Weiterbildung in der Schweiz sinnvoll ist.

Die Notwendigkeit, sich weiterzubilden oder umzuschulen, um den Anforderungen des Arbeitsmarktes zu entsprechen, ist gestiegen. Der Einsatz von Micro-Learning trägt dazu bei, dass Bürgerinnen und Bürger diejenigen Fähigkeiten und Kompetenzen erwerben, die es in einer sich schnell verändernden Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt braucht.

Gemeinsame Definition der EU

Nach fast zwei Jahren Diskussionen hat der EU-Rat am 16. Juni 2022 die Empfehlung über ein europäisches Konzept für Nano-Degrees für lebenslanges Lernen und Beschäftigungsfähigkeit verabschiedet. Die Empfehlung definiert eine gemeinsame Definition, Standardelemente und Grundsätze für die Gestaltung und Ausstellung von Mikronachweisen. Sie soll eine kohärente und konsistente Nutzung durch die Mitgliedstaaten, Akteure und Anbieter gewährleisten.

Nach der Annahme werden europäische Staaten weiterhin die Verwendung von Mikroausweisen in verschiedenen Formen erproben. Zudem müssen sie die Europäische Kommission bis Ende 2023 über ihre Massnahmen informieren. Die EK wird bis 2027 einen Bericht über die Einführung von Mikro-Ausweisen vorlegen.

Klare Kriterien

Gemäss der EU-Definition bescheinigt ein Digital-Badge Lernergebnisse, die ein Lernender nach einem geringen Lernaufwand erworben hat und die anhand transparenter, klar definierter Anforderungen bewertet wurden. Der Zweck eines solchen Micro-Degrees besteht darin, spezifische Kenntnisse und Kompetenzen zu vermitteln, die erforderlich sind, um den aktuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Erweiterung des etablierten Bildungssystems

Zertifizierte Micro-Learnings werden als nützlicher Weg gesehen, um Qualifikationslücken zu schliessen. Sie bieten flexible, gezielte und kurze Kurse oder Schulungen an, ohne die traditionellen Bildungssysteme zu ersetzen. Der Schwerpunkt der Definition liegt auf drei Punkten:

  • Mikronachweise können eigenständig sein oder zu grösseren Nachweisen kombiniert werden,
  • Mikronachweise gehören dem Lernenden (und sind daher übertragbar und können zwischen Einrichtungen, Arbeitgebern und Ländern ausgetauscht werden),
  • Mikronachweise werden durch Qualitätssicherung untermauert.

SVEB-Projekt «Micro-Credentials»

In der schweizerischen Weiterbildung waren Mikroabschlüsse bisher kaum ein Thema. Darum analysiert der SVEB in einem praxisorientierten Entwicklungsprojekt die Entwicklung und Umsetzung von Mikroabschlüssen in der Weiterbildung der Schweiz. Der SVEB wird in Zusammenarbeit mit Weiterbildungsanbietern prüfen, inwiefern das auf EU-Ebene entwickelte Konzept für Micro-Credentials für die Weiterbildung in der Schweiz sinnvoll ist.

Wir laden alle interessierten Personen, Bildungsinstitutionen, Unternehmen und Verbände, die Micro-Credentials bereits anbieten oder anbieten wollen, ein, mit uns Kontakt aufzunehmen. Verantwortlich für das Projekt ist Franziska Hedinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Bild: SwissCore