Das europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) hat Ende September die europäische Berufsschullehrkräftebefragung lanciert. Mit der Befragung von 14’000 Berufsschullehrerinnen und -lehrern will das Cedefop dem Lehrkräftemangel auf den Grund gehen.
In ganz Europa sei eine Verschärfung des Lehrkräftemangels in der Berufsbildung zu verzeichnen – insbesondere in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und in den Fremdsprachen, schreibt das Cedefop.
Dafür gebe es unterschiedliche Gründe. So etwa, dass für einen Grossteil der Berufsschullehrerinnen und -lehrer (genauer: 67 Prozent), die Tätigkeit als Lehrkraft lediglich der Einstieg ins Berufsleben darstellte. Und nur 18 Prozent glauben, dass ihr Beruf wertgeschätzt werde.
Ausserdem verdienen Lehrkräfte in der Berufsbildung knapp 11 Prozent weniger als andere Arbeitskräfte mit Hochschulabschluss und haben häufiger befristete Verträge. Nur 40 Prozent sind mit ihrem Gehalt zufrieden. Dazu komme eine hohe Arbeitsbelastung, oftmals überfüllte Klassenzimmer und ein schwieriges Umfeld. Ohne gezielte Massnahmen bestehe die Gefahr, dass Europa bei der Vorbereitung der Arbeitskräfte auf die Wirtschaft von morgen hinter den globalen Wettbewerbern zurückbleibe, schreibt das Cedefop.
Wie wirksam ist berufliche Weiterbildung?
Die Befragung soll hier Klarheit bringen. Es ist gemäss Cedefop die erste umfassende Befragung in der EU unter 14’000 Berufsschullehrpersonen aus 23 EU-Mitgliedstaaten. Dabei wird untersucht, wie wirksam die berufliche Weiterbildung von Lehrkräften sei, welche Qualifikationsdefizite im Bereich digitale und grüne Technologien bestehen, wie inklusiv die Unterrichtsführung sei und wie hoch die Zufriedenheit am Arbeitsplatz und Arbeitsbedingungen.
Die für 2027 erwarteten Ergebnisse der Befragung werden in die Entwicklung der nationalen und europäischen Politik einfliessen, schreibt das Cedefop. Gleichzeitig erhalten die teilnehmenden Schulen auf diese Weise verwertbare Daten, die sie zur Verbesserung ihrer Programme für die berufliche Weiterbildung verwenden können.
«Herausforderungen besser verstehen»
«Die Lehrerinnen und Lehrer sind das Rückgrat der Berufsbildung. Um das Arbeitsleben in diesem Bereich zu verbessern und attraktiver zu machen, müssen wir die Lehrkräfte und Ausbildende, die dort tätig sind, bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen unterstützen. Die Befragung wird dazu beitragen, dass wir diese Herausforderungen besser verstehen und mehr Unterstützung leisten können. Eine verstärkte Unterstützung für Lehrkräfte bedeutet nämlich eine bessere Ausbildung der Europäerinnen und Europäer in allen Lebensphasen, was für die Wettbewerbsfähigkeit Europas und den grünen und den digitalen Wandel von entscheidender Bedeutung ist», erklärt Roxana Mînzatu, Exekutiv-Vizepräsidentin für soziale Rechte und Kompetenzen, hochwertige Arbeitsplätze und Vorsorge.
Und Jürgen Siebel, Exekutivdirektor des Cedefop, ergänzt: «Wir nehmen den Puls des Geschehens direkt aus den Klassenzimmern auf und gewinnen so die Erkenntnisse, die erforderlich sind, um den Beruf der Lehrkraft im Berufsbildungswesen aus der Krise zu holen und ihn in einen Beruf umzuwandeln, der die besten Talente Europas anzieht.»