Seit 1949 organisiert die UNESCO alle zwölf Jahre die Internationale Konferenz zur Weiterbildung CONFINTEA (Conférence internationale sur l’éducation des adultes). Als Mitglied der UNESCO war die Schweiz an allen Konferenzen präsent und engagiert sich für die Umsetzung der jeweiligen Aktionspläne und Empfehlungen. An der diesjährigen siebten Ausgabe in Marokko befassten sich die Teilnehmenden hauptsächlich mit den Herausforderungen, die die Weiterbildung in den kommenden Jahren prägen werden.
Vertreterinnen und Vertreter aus den 142 Mitgliedsländern der UNESCO trafen sich im Juni 2022 in Marrakesch sowie virtuell, um Ziele und Aktionen im Bereich der Weiterbildung im globalen Kontext zu diskutieren. Die Teilnehmenden tauschten sich in mehreren Plenarversammlungen, Panel-Diskussionen und themenspezifischen Workshops aus.
Inhaltliche Prioritäten
Im Fokus der Konferenz standen transversale Herausforderungen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Inklusion. Selbstverständlich wurden auch bestehende Kernanliegen zur Weiterentwicklung des lebenslangen Lernens behandelt, namentlich der Aufbau geeigneter Strukturen zur Gouvernanz und Finanzierung des lebenslangen Lernens sowie die verbesserte Berücksichtigung der sich stets ändernden Bedürfnisse des Arbeitsmarkts. Weitere Anliegen betrafen die Chancengleichheit in der Weiterbildung sowie den Zugang zu staatsbürgerlicher Bildung für alle.
An der Konferenz wurden auch die Resultate des fünften «Global Report on Adult Learning and Education (GRALE V)» vorgestellt. Dieser kombiniert Umfragedaten, politische Analysen und Fallstudien, um politischen Entscheidungsträgern, Forschenden und Personen aus der Praxis der Weiterbildung ein aktuelles Bild des Status der Weiterbildung in den UNESCO-Mitgliedsstaaten zu geben. Die darin enthaltenen Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Weiterbildung und zur Förderung einer aktiven Bürgerschaft bildeten eine wichtige Grundlage für den an der CONFINTEA verabschiedeten Aktionsrahmen – das zentrale Resultat der Konferenz.
Aktionsrahmen für die kommenden zwölf Jahre
König Mohammed VI, der die CONFINTEA VII in Marrakesch als Schirmherr eröffnete, hielt in seiner Rede fest, dass der Aktionsrahmen die erwachsenen Lernenden in den Mittelpunkt der Bildungspolitik stellen und Entscheidungsträgern bis ins nächste Jahrzehnt hinein als Orientierung dienen soll. Der verabschiedete Aktionsrahmen belegt die transformative Kraft der Weiterbildung und betont deren Wichtigkeit als Schlüsselkomponente des lebenslangen Lernens.
Die Versammlung war sich einig, dass die Weiterbildung eine wichtige Rolle bei der Befähigung erwachsener Bürger spielt, damit diese zu Akteuren des grünen Wandels und Vorbilder für die Jugend werden. Hinsichtlich des digitalen Fortschritts hält der Aktionsrahmen fest, dass der gleichberechtigte Zugang aller zu digitalen Lernumgebungen gewährleistet werden muss und dass neue Technologien zur Personalisierung des Lernens beitragen können.
Weiterhin zu den Prioritäten des Aktionsrahmens zählt das Ziel, Fortschritte in der Förderung der Grundkompetenzen Erwachsener zu erzielen. Dies stellt für viele Länder nach wie vor eine grosse Herausforderung dar. Dazu zählt neu auch die Vermittlung digitaler Grundkompetenzen.
Aktive Schweizer Beteiligung an Diskussionen um Aktionsrahmen
Die Schweizer UNESCO-Kommission hat die Beteiligung der Schweiz koordiniert und virtuell an den Diskussionen teilgenommen. Die Schweizer Delegation vor Ort bestand aus Maja Huber, Co-Präsidentin der Interkantonalen Konferenz für Weiterbildung, Bernhard Grämiger, Direktor des Schweizerischen Verbands für Weiterbildung, und Gaétan Lagger, Projektverantwortlicher im SBFI. «Die CONFINTEA in Marrakesch war vor allem deswegen bereichernd und wichtig, weil sie die Relevanz der Weiterbildung im grossen Kontext der internationalen Bildungspolitik beleuchtete», sagt Bernhard Grämiger. So identifizierten die Teilnehmenden als grösste Herausforderungen für die Weiterbildung die fortschreitende Digitalisierung, den Klimawandel sowie die wachsende Ungleichheit zwischen den Ländern.
Die Schweiz war bereits bei den regionalen Konsultationstreffen im September 2021 aktiv und nahm dabei die Gelegenheit wahr, ihre Kommentare zum Aktionsrahmen von Marrakesch abzugeben. Inhaltlich hat sich die Schweiz insbesondere für folgende Forderungen eingesetzt, die bei der Endfassung mehrheitlich berücksichtigt wurden:
- Stärkung einer qualitativ hochwertigen Weiterbildung, auch für Minderheiten und besonders gefährdete Gruppen;
- Aufstockung der Mittel für die Weiterbildung;
- Stärkung der Förderung der Grundkompetenzen;
- Förderung neuer Formen des digitalen Lernens;
- Erhöhung der Beteiligung an der Weiterbildung sowohl im formalen als auch im nicht-formalen Sektor.
Weiteres Vorgehen
Die Fortschritte in der Umsetzung der Ziele des Aktionsrahmens sollen wie üblich mit einem Monitoring erfasst werden. Dies ermöglicht regelmässige Standortbestimmungen und eine bedarfsgerechte Optimierung von Massnahmen. Auch auf nationaler Ebene werden die relevanten Akteure darüber Diskussionen führen, was in der Schweiz bereits gut läuft und wo Handlungsbedarf in der Umsetzung des Aktionsrahmens besteht.
Bild: Workshop CONFINTEA