«Wegweisend»: ECAP und Gewerkschaften einigen sich auf neuen GAV


Am 1. Januar 2024 wird der neu verhandelte Gesamtarbeitsvertag für das Bildungsinstitut ECAP in Kraft treten. Er gilt für über 1000 Mitarbeitende in der Erwachsenenbildung und Integrationsförderung.

Nach über zwei Jahren intensiver Verhandlungen haben sich die Gewerkschaften Unia und VPOD-NGO sowie die Personalvertretung und Geschäftsleitung der ECAP auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag geeinigt. Dieser stärke die Rechte der Mitarbeitenden und sei wegweisend für die ganze Branche, heisst es in der Medienmitteilung dazu.

Unter anderem sieht der Gesamtarbeitsvertrag folgende Änderungen vor:

  • Verlängerter Vaterschaftsurlaub (neu drei Wochen)
  • Bei Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen sind auch in individuellen Fällen Sozialplanverhandlungen möglich
  • Verbesserungen bei der Arbeitsplanung, den Arbeitszeiten und beim Gesundheitsschutz
  • Eine Woche mehr Ferien für nicht-lehrendes Personal möglich
  • Mehr Sicherheit durch verbesserte Pensenregelung
  • Verbesserung Dienstalterszulagen: Mehr Ferien am Stück für gewisse Altersklassen
  • Neue zusätzliche Personalvertretung für das nicht-lehrende Personal und Stärkung der Paritätischen Kommission.
  • Einfacherer Zugang zu Mitarbeitendengesprächen und dadurch Stärkung der fachlichen Weiterentwicklung

Beispielhaft für die Branche

«Der GAV ECAP ist vorbildlich und wegweisend für eine Branche, in der die Arbeitsbedingungen unter starkem Druck stehen und kaum reguliert sind», wird Leena Schmitter, Verhandlungsleiterin Unia in der Mitteilung zitiert. Denn: «Niedrige Löhne, hohe Flexibilität, tiefe Anstellungspensen, die oft nicht einmal garantiert sind, sowie Kursausfälle gehören zum Alltag vieler Beschäftigten. Hier liefert der GAV ECAP einen wichtigen Kontrapunkt».

Gesamtarbeitsverträge wie dieser bringen den Angestellten in der Erwachsenenbildung und Integrationsförderung die Sicherheiten und den Schutz, die sie brauchen und verdienen, heisst es weiter in der Mitteilung. Gute Arbeitsbedingungen seien unabdingbar für einen qualitativ hochstehenden Unterricht.

«In einer Zeit, in der es einen grossen Fachkräftemangel gibt und wir uns anstrengen, die Erwachsenenbildung attraktiv zu machen, ist es sehr wichtig, uns nicht nur als solides Unternehmen zu positionieren, sondern auch als Arbeitgeber, der auf gute Arbeits- und Anstellungsbedingungen achtet», so Guglielmo Bozzolini, Geschäftsleiter ECAP. In dieser Hinsicht leiste ECAP Pionierarbeit und sei stolz darauf, einen für den Sektor beispielhaften GAV zu unterzeichnen.

Öffentliche Hand in der Pflicht

Die Arbeitsbedingungen im Bereich der Erwachsenenbildung stehen unter Druck, weil bei der Vergabe öffentlicher Aufträge das Preiskriterium immer wichtiger werde, heisst es weiter in der Mitteilung. Hier sehen die Sozialpartner auch die öffentliche Hand in der Pflicht: Um Preis- und Lohndumping in der Branche entgegenzuwirken, brauche es öffentliche Ausschreibungskriterien, die nicht nur den Preis berücksichtigen, sondern gute Arbeitsbedingungen ermöglichen sowie die Qualität und die Professionalität des Unterrichts fördern. Micha Amstad, Verhandlungsleiter VPOD-NGO: «Die öffentliche Hand muss Verantwortung übernehmen und bei Ausschreibungen Arbeitsbedingungen und Bildungsqualität höher gewichten». So gewinne die ganze Branche, die eine wichtige Rolle einnimmt bei der Integration von Menschen in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt.

Auch der SVEB befasst sich mit dem Thema: Die nächste FOCUS-Studie widmet sich den Anstellungsbedingungen in Weiterbildungsinstitutionen. Die Studie beruht auf einer Anbieter-Umfrage, an der 447 Organisationen teilgenommen haben und erscheint Anfang Dezember.