Weiterbildung in der Krise: Angebote bedarfsgerecht entwickeln


Viele Weiterbildungsanbieter stellen seit einigen Jahren – und nicht erst seit Corona – eine sinkende Nachfrage fest. Die jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik bestätigen diese Tendenz. Sollte dies nicht nur eine Krisenerscheinung sein, sondern auf eine dauerhafte Veränderung von Lernbedürfnissen verweisen, gewinnen vertiefte Bedarfsanalysen an Bedeutung.

In den letzten zwei Jahren hat die Corona-Pandemie die Weiterbildung stark verändert. Wie dauerhaft diese Veränderungen sind, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Bereits jetzt ist klar, dass sich die Nachfrage verändert hat, wie auch die jährlichen Anbieterbefragungen des SVEB für die beiden Pandemie-Jahre zeigen. Die Befragung 2022 befindet sich noch in der Auswertungsphase; die ersten Resultate deuten nicht auf eine rasche Erholung der Nachfrage hin. Auch die kürzlich vom Bundesamt für Statistik (BFS) publizierten Zahlen zur Weiterbildungsteilnahme zeigen einen markanten Einbruch der Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten.

Veränderte Lernbedürfnisse? 

Eine häufige Erklärung für den Einbruch der Nachfrage ist die Vermutung, dass sich die Lernbedürfnisse der Zielgruppen infolge der Pandemie verändert hätten. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass sich Erwartungen in Bezug auf die Nutzung von digitalen Lern-Settings und Präsenzformaten wandeln. Ob dies auf tatsächliche, tiefergehende Veränderungen der Lernbedürfnisse hinweist oder bloss auf eine – möglicherweise vorübergehende – Verschiebung von Präferenzen, lässt sich mangels entsprechender Forschung noch kaum feststellen. In praxisbezogenen Diskussionen scheint die These veränderter Lernbedürfnisse jedoch der zentrale Erklärungsansatz für die sinkende Nachfrage zu bleiben.

Schlüsselfaktor Bedarfsanalyse

Wenn der aktuelle Einbruch der Nachfrage tatsächlich eine Folge veränderter Lernbedürfnisse ist, könnte es für Anbieter überlebenswichtig sein, sich intensiver als bisher mit dem Weiterbildungsbedarf und den Lernbedürfnissen ihrer Zielgruppen zu befassen. Nötig wäre eine Auseinandersetzung mit Lernbedürfnissen, die über die Analyse von Präferenzen für unterschiedliche Settings hinausgeht und dazu beiträgt, Angebote unter veränderten Bedingungen bedarfsgerecht gestalten zu können. 

Weiterbildung im Umbruch

Die SVEB-Zeitschrift «Education Permanente» befasst sich in der Ausgabe 2022-1 mit dem Thema «Bedürfnisse und Bedarfe in der Weiterbildung». Im Beitrag «Weiterbildung in der Krise: Chancen einer bedarfsorientierten Angebotsentwicklung» setzt sich der Bildungssoziologe Walter Schöni kritisch mit der aktuellen Entwicklung auseinander. Er stellt fest: «Anbieter tendieren dazu, anstelle der Lernbedarfsabklärung das Produktmarketing zu forcieren». Abhilfe brächte, so Schöni, eine solide Bedarfsabklärung als Basis der Angebotsentwicklung.

Bild: Adult Learning