An der diesjährigen nationalen Qualitätstagung vom 31. Oktober 2022 des SVEB setzten sich rund 95 Teilnehmende mit dem aktuellen Thema «Qualität als Wettbewerbsvorteil im Weiterbildungsmarkt» auseinander. Beim Geschäftsmodell spielen die konkreten Qualitätsfaktoren indirekt bei vielen Elementen eine zentrale Rolle.
Wie die aktuelle Anbieterumfrage des SVEB zeigt, präsentiert sich die Ausgangslage in der Weiterbildung leicht besser als im Vorjahr. Viele Anbieter schätzten im laufenden Jahr 2022 ihre wirtschaftliche Situation und die Entwicklung der Nachfrage etwas optimistischer ein.[1] Dennoch bleibt der Weiterbildungsmarkt unübersichtlich und volatil. Es besteht ein hoher Veränderungs- und Anpassungsdruck auf Organisationsebene, um Zielgruppen (zurück) zu gewinnen, die digitale Transformation voranzutreiben und das gewünschte Wachstum zu erreichen.[2] Bei den Angeboten hat sich der Trend zur Differenzierung der Lernformate fortgesetzt. Und entsprechend heterogen scheinen die Bedürfnisse der Teilnehmenden.
Qualitätssicherung gewinnt weiter an Bedeutung
Der Qualitätstagung lag die These zugrunde, dass Qualitätssicherung und -entwicklung im aktuellen, diversen Umfeld noch bedeutsamer werden und einen Wettbewerbsvorteil darstellen können. Wie Tagungsleiter Ueli Bürgi aufzeigte, bildet ein anerkanntes Qualitätslabel dazu eine wichtige Grundlage, stellt meist aber noch kein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt dar. Für die Tagung wurden daher zwei Fragestellungen ins Zentrum gestellt:
- Was sind die konkreten Erfolgsfaktoren der Qualität im heutigen Umfeld?
- Wie können Anbieter die Qualitätsaspekte in unterschiedlichen Formaten gezielt weiterentwickeln und gegen innen und aussen sichtbar machen?
Diese Fragen wurden über Inputs von Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis sowie in Austauschgruppen diskutiert und vertieft.
Qualität als Erfolgstreiber im aktuellen Marktumfeld
Erste Antworten lieferte der Hauptreferent Dr. Christoph Meier (Universität St. Gallen) aus der Optik des Bildungsmanagements. Wie er darlegte, ist die Qualität in der Regel nicht explizit Teil des Geschäftsmodells von Bildungsanbietern. Viele Qualitätsaspekte seien aber indirekt ein Element des Geschäftsmodells, so beispielsweise im Zusammenhang mit der Gestaltung des Angebots-Portfolios oder der Ausrichtung der Lernformate auf den Bedarf der Zielgruppen.
Für den Erfolg relevant sind gemäss Meier in der aktuellen Marktsituation vor allem drei Qualitätsdimensionen:
- Didaktische Konzeption – wirksame Designs für Blended-Learning-Formate,
- Differenzierung und Personalisierung der Lern- und Entwicklungswege,
- Kommunikation und Information, Marketing auf vielen Kanälen.
Dabei wurden auch Nutzenpotentiale von digitalen Lernformaten aufgezeigt. Die dafür nötigen Innovationen seien ebenfalls zu den Qualitätsaspekten zu zählen.
Erfolgsfaktoren aus Sicht der Praxis
Im praxisorientierten Austausch eruierten die Tagungsteilnehmenden vier Erfolgsfaktoren der Qualität im aktuellen Umfeld: eine hohe Transparenz bei der Kommunikation zu konkreten Lernangeboten, ein differenziertes und flexibles Lernangebot, das auf den Bedarf sowie die individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse der Teilnehmenden ausgerichtet ist, die Fokussierung auf eine Auswahl von Angebotsformaten, wobei diese klar begründet und Lernformen sowie Medien gezielt eingesetzt werden sollen. Als vierten Erfolgsfaktor nannten die Praxisvertreterinnen und -vertreter die Kompetenzen und die Motivation der Ausbildenden sowie deren Fähigkeit, klar zu kommunizieren. Ergänzend zu diesen Erfolgsfaktoren bestand Konsens, dass eine klare Strategie des Anbieters und eine passende Infrastruktur für die Qualität eine zentrale Rolle spielen.
Fazit
Die Tagung zeigte, dass klar definierte, umgesetzte und transparente Qualitätsfaktoren für den Erfolg der Weiterbildungsanbieter im aktuellen Umfeld eine zentrale Rolle spielen. Dabei kristallisierten sich zwei übergeordnete Qualitätsaspekte als entscheidend heraus: 1. die klare Konzeption und das differenzierte didaktische Design der Lernformate, mit dem Ziel des wirksamen Lernens und eines bedarfsgerechten, möglichst individuellen Lernerfolges, und 2. die transparente und umfassende Kommunikation mit den Interessierten und den Teilnehmenden, wobei ein mehrkanaliges Marketing, der Einbezug der Bedürfnisse sowie der «Qualitätsdialog» vor, während und nach dem Lernangebot entscheidend sind.
Präsentationen
Mehr zur Qualitätstagung
[1] Branchenmonitor 2022, SVEB, September 2022
[2] FOCUS Weiterbildung 2022, SVEB, November 2022
Bild: Qualität